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Tod in Lissabon

Tod in Lissabon

Titel: Tod in Lissabon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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diverse Geschäfte betreibt.«
    »Ich habe lediglich Kupplungen für die Reichsbahn geliefert, die die SS häufig in Anspruch nimmt, aber über ihre anderen Wirtschaftsinteressen weiß ich wenig.«
    »Wir haben Ziegeleien, Steinbrüche, Töpfereien, Zementfabriken, Baustofffabriken, Limonadenfabriken, Schlachthöfe, Bäckereien und natürlich Betriebe zur Produktion von Kriegsgerät und Munition. Es gibt noch eine Reihe anderer Unternehmen, aber so bekommen Sie zumindest eine Vorstellung.«
    »Ich kann nicht erkennen, wie meine Erfahrung Ihnen behilflich sein könnte, Herr Gruppenführer.«
    »Lassen Sie uns über Munition reden. Was ist der Unterschied zwischen diesem Krieg und dem letzten?«
    »Es ist ein Luftkrieg, ein Luftbomben-Krieg.«
    »Die Berliner denken immer nur an Fliegerangriffe«, seufzte Lehrer. »Ich rede über den Krieg. Die Offensive.«
    »Es gibt keinen statischen Frontverlauf. Es ist ein mobiler Krieg. Ein Blitzkrieg.«
    »Genau. Es ist ein mobiler Krieg. Das erfordert Gerät, Maschinen, Werkzeuge, Artillerie. Es ist außerdem ein Panzerkrieg. Panzer sind, wie der Name sagt, gepanzert. Um einen Panzer aufzuhalten, muss man den gehärteten Stahl durchdringen, und das erfordert panzerbrechende Munition.«
    »Die Geschosse werden mit einer Legierung gehärtet – Wolfram, glaube ich … genau wie Maschinenteile, Gewehrläufe und die Panzerung.«
    »Wolfram oder Wolframit«, bestätigte Lehrer. »Wissen Sie, woher es kommt?«
    »Das meiste kommt aus China und Russland. Schweden verfügt auch über – allerdings eher kleinere – natürliche Vorkommen. Des Weiteren …«, Felsen geriet ins Stocken, »… die Iberische Halbinsel.«
    »Sie kennen sich aber aus.«
    »Ich habe viel von Wencdt gelernt.«
    »Wencdt?«
    »Mein Geschäftsführer, er ist Metallurg«, sagte Felsen. »Sie erwähnten vorhin die Ukraine und die Staaten am Schwarzen Meer …«
    »Ah …«, sagte Lehrer, lehnte sich zurück, legte die Fingerspitzen zusammen und leckte sich die Lippen, »das größere Bild.«
    »Ich war der Ansicht, dass wir 1939 mit Stalin einen Nichtangriffspakt unterzeichnet haben. Ich erwarte nicht, dass Sie mir bestätigen, dass dieser Pakt gebrochen wird, aber es ist der Aufmerksamkeit der Berliner auch nicht entgangen, dass die Fabriken riesige Mengen an Material produzieren, das alles in eine Richtung transportiert wird.«
    »Wollen wir hoffen, dass Stalin nicht so scharfsinnig ist wie die Berliner.«
    »Er müsste nur in den Bierstuben und Kneipen von Kreuzberg und Neukölln ein paar Freibier versprechen, dann hätte er sämtliche militärische Aufklärung, die er braucht.«
    »Ein beunruhigender Gedanke«, sagte Lehrer völlig gelassen. »Sehr gut, Herr Hauptsturmführer, sprechen Sie weiter.«
    »Das Wolfram, das wir aus China beziehen … wird über Russland transportiert?«
    »Korrekt.«
    »Und wenn wir den Nichtangriffspakt brechen, schneiden wir uns von den beiden größten Wolfram-Produzenten der Welt ab.«
    »Jetzt verstehen Sie, warum ich Sie in einer Uniform sehen wollte, bevor ich mit Ihnen über Ihre Aufgabe spreche.«
    »Susana Lopes«, sagte Felsen und nickte Lehrer zu. »Sie wollen, dass ich mit meinen Portugiesischkenntnissen Wolfram kaufe.«
    »Portugal verfügt über die größten Reserven in Europa, und Sie haben den Auftrag nicht nur bekommen, weil Sie Portugiesisch sprechen.«
    »Warum nicht Koch?«
    Lehrer wedelte den Namen beiseite wie einen übel riechenden Furz.
    »Nicht subtil genug«, sagte er. »Dieser Auftrag erfordert Raffinesse und Menschenkenntnis, eine Spielermentalität, ein Talent zum Bluffen, zur Geheimniskrämerei und dergleichen. Fähigkeiten, über die Sie verfügen, wie wir uns bereits überzeugen konnten. Außerdem ist Koch nicht das, was Susana simpatico nennen würde, oder?«
    »Kaufe ich das Wolfram für die SS?«
    »Nein, nein, Sie kaufen es für Deutschland, aber die Versorgungsabteilung wird von einem Dr. Walter Schreiber geleitet, der nicht nur ein großer Chemiker, sondern auch ein altes Parteimitglied und ein überzeugter SS-Mann ist. Auf diese Weise will Reichsführer Himmler sicherstellen, dass die Verdienste der SS bei dieser Aktion angemessen gewürdigt werden und wir im Gegenzug mehr Rüstungsaufträge bekommen. Aber das muss Sie nicht interessieren. Ihre Aufgabe ist es, jedes auf dem freien Markt verfügbare Kilo Wolfram aufzukaufen.«
    »Auf dem freien Markt? Was ist mit dem Rest?«
    »Die größte Mine ist britisch. Beralt – Produktion zweitausend

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