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Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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gemütlichen Plausch am Kamin aus Valerie rausbekommen?«
    »Herzlich wenig. Schien die verstorbene Miss C. wirklich gern gehabt zu haben. Die hatte sie persönlich eingestellt und verließ sich auf sie für alle Arten persönlicher Dienste. Aber bezahlt wird sie vom Ehemann, und das setzt sie nicht leichtfertig aufs Spiel.« Mike verdrückte seinen zweiten Muffin, auf den er sich zusätzlich zur Butter noch Erdbeermarmelade geschmiert hatte. »Hey, Mercer, heb doch mal die Deckel von diesen kleinen – Coop, wie nennt deine Mutter nutzlose kleine Staubfänger wie das Zeug dort drüben, Tschatschkes ? Vielleicht hat Denise ihr Kokain in einem von denen aufbewahrt?«
    Chapman zeigte nur halb im Scherz auf einen vergoldeten Sekretär, auf dem unzählige Miniaturschnupftabaksdosen aus Porzellan standen. Ein halbes Dutzend davon hätte locker in Mercers Handfläche Platz gehabt. Stattdessen nahm er den Deckel von einigen ab, während ich neben ihm herging und an meiner Kaffeetasse nippte. Mir fiel auf, dass jede Dose mit einem handgemalten Porträt eines kecken King-Charles-Spaniels vor einem majestätischen Hintergrund verziert war.
    Über dem Tisch hing ein Degas, der mir noch aus meiner Studienzeit aus dem Einführungskurs in Kunstgeschichte in Erinnerung war und der in vielen Details so sehr den berühmten Tänzerinnen in Blau in Paris glich, dass es eine Vorstudie zu dem großartigen Gemälde sein musste.
    Chapman stand auf und wischte seine Hände an der Damastserviette ab. Er ging zu einem Picasso-Gemälde, das ungefähr 1,20 auf 1,80 Meter maß, und legte den Kopf schief, während er versuchte, sich auf die kubistischen Formen einen Reim zu machen. »Ich kapier’s einfach nicht. Warum würde jemand Millionen von Dollar für so etwas zahlen, wo noch nicht mal was drauf abgebildet ist? Ich habe wohl zu viel Zeit in der Kirche verbracht. Seit Michelangelo und Leonardo da Vinci haben mir keine Künstler mehr gefallen. Gib mir eine Madonna – die alte Madonna, meine ich –, und ich bin glücklich.«
    Ich hatte eine Runde durch das Zimmer gemacht und stand wieder vor den Seerosen. »Monet würde dir gefallen. Der Impressionismus ist nach einem seiner Gemälde benannt – Impression, Soleil Levant, Impressionen eines Sonnenaufgangs.« Chapman trat neben mich, um sich das riesige Gemälde anzusehen, eines der unzähligen Bilder, die dasselbe Sujet zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Lichtvariationen abbildeten.
    »Das Bild, das Sie da sehen, hat er in Giverny, kurz vor seinem Tod gemalt. Er war schon fast blind.« Caxtons Stimme ließ uns zusammenzucken, und wir drehten uns zur Tür um.
    »Meiner Ansicht nach ist das meiste im zwanzigsten Jahrhundert von einem Blinden gemalt worden. Mike Chapman, Mordkommission.« Mike ging ein paar Schritte auf Lowell Caxton zu, schüttelte ihm die Hand und zeigte ihm seinen Ausweis. »Das sind meine Kollegen, Detective Mercer Wallace und Alexandra Cooper von der Bezirksstaatsanwaltschaft.«
    Caxton gab jedem von uns die Hand. »Ich hoffe, Sie haben es sich mit Valeries Hilfe bequem gemacht. Vielleicht gestatten Sie mir, mich einen Augenblick frisch zu machen, bevor wir mit dem fortfahren, wozu Sie hier sind.«
    Angesichts des hinter ihm liegenden transatlantischen Flugs war diese Bitte nur zu verständlich, und obwohl Chapman Caxton ungern aus den Augen lassen wollte, blieb uns nichts anderes übrig, als ihn allein in sein Schlafzimmer gehen zu lassen.
    Nach etwa einer Viertelstunde kam er wieder ins Wohnzimmer, öffnete die Schiebetüren zur Bibliothek und bat uns, ihm dorthin zu folgen. Die Wände waren in einem kräftigen Rotton lackiert, das einen hervorragenden Hintergrund für einen weiteren Picasso aus der Rosa Periode des Künstlers abgab. In den Schrankwänden standen ledergebundene Sets seltener und wertvoller Bücher, die mit ziemlicher Sicherheit unberührt und ungelesen waren. Gewiss war da ein Inneneinrichter der Ansicht gewesen, dass die Bücher eine angemessene Ergänzung der Kunstwerke darstellten.
    Lowell Caxton nahm im größten Sessel im Raum Platz, während wir uns im Halbkreis vor ihn setzten. »Hier drinnen ist es ein bisschen intimer«, bemerkte er, an niemand Speziellen gewandt.
    Wir musterten uns gegenseitig, während wir auf den Tee warteten, um den er Valerie gebeten hatte. Die Artikel, die ich mit Hilfe von Lexis-Nexis recherchiert und gelesen hatte, gaben sein Alter mit vierundsiebzig Jahren an. Aber er machte einen fitten und kräftigen

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