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Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Lebensstil der jungen Künstler, die in Paris lebten und arbeiteten. Er kaufte einige Wohnungen am Montmartre und überließ sie den ums Überleben und um Anerkennung kämpfenden Parvenüs, ohne von ihnen Miete zu verlangen. Als Gegenleistung nahm er Bilder, die er mit zurück nach Amerika brachte.
    Als er auf einem seiner Parisaufenthalte mit Toulouse-Lautrec durch die Nachtklubs zog, lernte Caxton eine Tänzerin kennen, heiratete sie und kehrte mit ihr nach Amerika zurück. Ihr gemeinsamer Sohn, Lowell II., erbte mit Dreißig das gesamte Vermögen seiner Eltern, als diese im Jahr 1915 bei der Versenkung der Lusitania ums Leben kamen.
    Als ob sich die Leidenschaft für die Kunst weitervererbt hätte, führte der junge Caxton die Interessen seines Vaters fort. Er kümmerte sich um den Ausbau der Familiensammlung und als Mäzen weiterhin um die Künstler. Er war ein gern gesehener Gast im Salon von Mabel Dodge in ihrem Haus auf der Fifth Avenue, Hausnummer 23, wo er Lincoln Steffens, Margaret Sanger, John Reed und anderen dort versammelten Intellektuellen von den Postimpressionisten vorschwärmte, während Dodge ihre Goldfilterzigaretten paffte. Auf einer dieser Abendgesellschaften lernte er seine spätere Frau Marie-Hélène de Neuilly kennen, eine bekannte Mäzenin avantgardistischer Kunst aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, die mit Gertrude Stein gekommen war. Unserem Gastgeber, Lowell III. – oder Three, wie ihn sein Vater als Junge gern gerufen hatte – war die Liebe zur Kunst also ebenfalls gleichsam in die Wiege gelegt.
    »Der allererste Künstler, den ich traf, war Picasso«, fuhr Caxton fort. »Er verkehrte bei uns zu Hause in Paris, bevor er nach Spanien ging, um dort am Krieg teilzunehmen. Er hatte eine Affäre mit meiner Mutter, aber ich war viel zu jung, als dass ich das damals mitbekommen hätte. Falls Sie sich fragen: Meinen Vater hat das überhaupt nicht gestört. Es brachte ihm einige beeindruckende Gemälde für seine Sammlung ein. Vielleicht möchten Sie sie eines Tages sehen. Sie hängen in meinem Schlafzimmer und sind noch nie öffentlich gezeigt worden.«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir uns über Ihre Frau unterhalten, Mr. Caxton?«, fragte Chapman.
    »Ich habe drei Frauen gehabt, Detective. Ich gehe davon aus, dass Sie Deni meinen.«
    »Nun, warum erzählen Sie uns nicht zuerst von den anderen beiden? Und ja, Sie haben Recht, danach möchte ich so viel wie möglich über Denise erfahren.«
    »Über die anderen gibt es nicht viel zu sagen. Mögen sie in Frieden ruhen.« Caxton warf mir einen Blick zu und riskierte ein Lächeln. »Ich heiratete Lisette in Frankreich zu Beginn des Krieges. Sie starb während der Geburt unseres Kindes. Tragisch, wirklich. Ich betete sie an. Meine zweite Frau war Italienerin. Sie zog Lisettes Kind und noch zwei eigene Töchter auf. Sie kam bei einem Bootsunfall in Venedig ums Leben.«
    Chapman lehnte sich zu mir herüber und flüsterte mir zu: »Aha! Rebecca . Hab’ ich doch gleich gesagt.«
    Ich ignorierte die Witzelei und fragte: »Wo sind Ihre Töchter jetzt?«
    »Alle erwachsen, verheiratet, leben in Europa. Und falls Sie wissen wollen, ob sie Deni mochten oder nicht – nein, sie mochten sie nicht. Sie war jünger als meine Töchter, und sie haben sich nie gut verstanden. Sie hatten schon seit Jahren keinerlei Kontakt mehr zu ihr.«
    »Ich verstehe«, sagte Chapman. »Wir werden uns natürlich irgendwann mit ihnen in Verbindung setzen müssen.«
    »Ich werde Ihnen durch mein Büro die nötigen Informationen zukommen lassen.«
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich jetzt gern etwas über Denise hören.«
    »Natürlich, Detective. Ich lernte Deni vor fast zwanzig Jahren in Florenz kennen. Sie war …«
    »Sie waren zu der Zeit schon Witwer, Mr. Caxton?«, fragte Mercer.
    »Einmal verwitwet, Mr. Wallace. Meine zweite Frau war noch am Leben und sehr fidel. Ihr tragischer Unfall ereignete sich erst einige Jahre später. Ich war nach Italien geflogen, um mir eine Bernini-Skulptur anzusehen, die ich ersteigern wollte. In der Galerie sah ich Denise zum ersten Mal, und ich war mehr von ihr als von der Statue angetan. Das war mir lange Zeit nicht mehr passiert.«
    »Und sie war dort, um die Skulptur für die Tate Gallery zu ersteigern?«, warf ich ein. Ich hatte diese Information am Abend zuvor online in einem alten Zeitschriftenartikel über eine Ausstellungseröffnung gefunden.
    Caxton lächelte. »Sie müssten es doch eigentlich besser wissen,

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