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Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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die Boulevardzeitungen. Aber Sie müssten es doch mittlerweile erraten können, Miss Cooper?«
    Ich wusste noch immer nicht, wovon er redete.
    »Wie heißt es noch mal?« Caxton runzelte die Stirn. »Das Law Journal ? Ist das richtig?«
    Alle drei sahen mich an, und endlich ging mir ein Licht auf. »Natürlich, der richterliche Urteilsspruch in der Scheidungsangelegenheit. Dort steht alles bis ins kleinste Detail.«
    »Danke. Endlich rehabilitiert.«
    Das New York Law Journal erschien jeden Werktag und wurde von den meisten Kanzleien und juristischen Bibliotheken im Staat abonniert. Mit seiner Hilfe hielt ich mich täglich auf dem Laufenden, was das strafrechtliche Fallrecht anging.
    Artikel über richterliche Entscheidungen und über Angelegenheiten, die für meine Arbeit relevant waren, schnitt ich aus und heftete sie ab. Die Abschriften von Scheidungsverfahren waren für mich weniger interessant, aber ich kannte sie gut genug, um zu wissen, dass jedes Detail, das Omar Sheffield in seinem Brief erwähnt hatte, tatsächlich von dem Richter zur Begründung seines Urteilsspruchs aufgeführt worden war.
    Caxton fuhr fort. »Mein Anwalt war außer sich und hat sich sogar mit dem Herausgeber angelegt. Schließlich gibt es keinen Grund, warum man nicht einige der vertraulichen Informationen herausstreichen sollte, um genau solche Vorfälle zu vermeiden.«
    Mercer hatte noch nie einen der Urteilssprüche gelesen. »Wie hat Sheffield Ihre Adresse herausgefunden?«
    Caxton schien von unserer kollektiven Beschränktheit langsam die Nase voll zu haben. »Mein lieber Freund, der Richter hat ihm praktisch die ganze Chose mit dem Löffel eingetrichtert. Lesen Sie es selbst, aber ich kann es Ihnen auch ungefähr wiedergeben. ›Das Paar lebt in getrennten Räumen in der ehelichen Wohnung, 890 Fifth Avenue.‹ Und so weiter, den ganzen Klimbim, bis ins kleinste Detail, inklusive Friseur, Masseur, Fußpfleger und Handleserin. Sprechen Sie mit dem Gefängnisdirektor, so wie es mein Anwalt getan hat. Omar Sheffields Korrespondenz ist umfangreicher als die von Winston Churchill. Der Scheißkerl hat das ungefähr ein Dutzend Mal gemacht. Fragen Sie ihn doch selbst. Meinem Anwalt gegenüber war er ziemlich offen.«
    »Omar ist vor nicht allzu langer Zeit die Tinte ausgegangen«, sagte Mike.
    Unsere Absicht, Lowell nervös zu machen, indem wir ihn mit den Drohungen gegen Deni konfrontierten, die ihn, so dachten wir, kompromittieren würden, war kläglichst fehlgeschlagen.
    Mike spülte einen Bissen von einer Blätterteigtasche mit einem Schluck Kaffee hinunter und sah Caxton an. »Gibt es tatsächlich ein Bernsteinzimmer?«
    »Sie sehen gar nicht so leichtgläubig aus, Detective. Auf diesen Schwachsinn sind Sie auch reingefallen? Ist das noch eine von Marina Settes Geschichten?« Er blickte von einem zum anderen, um zu sehen, ob wir uns verraten würden. »Können Sie vielleicht eine junge Staatsanwältin im heiratsfähigen Alter entbehren? Es geht, glaube ich, die Sage um, dass ich, sobald ich eine meiner Gespielinnen in dieses geheime Zimmer mitnehme und dort mit ihr schlafe, sie umbringen muss.«
    Es hörte sich in der Tat verrückter an als am Vorabend, als ich Joans Geschichte zusammen mit einem Dewar’s und zwei Gläsern hervorragendem Rotwein geschluckt hatte.
    »Nur weiter so, meine Herren. Ihre Fragen werden von Mal zu Mal leichter.«
    »Warum ist Deni letzten Juni nicht mit Ihnen nach Bath gefahren? Was war ihr so wichtig, dass sie hier bleiben wollte?«, fragte ich.
    Caxton versteifte sich merklich; vielleicht quälte ihn die Erinnerung an die Szene in Bath noch immer. »Nun, Sie werden doch dafür bezahlt, etwas herauszufinden, oder? Wie wär’s, wenn Sie Ihre Arbeit tun und mir dann die Antwort auf diese Frage geben. Darüber habe ich mir schon ziemlich lange den Kopf zerbrochen.«
    Er versuchte, das Gespräch zum Abschluss zu bringen, aber Mike und Mercer waren noch nicht ganz fertig.
    »Haben Sie auch Rembrandts, Mr. Caxton?« Mike stand auf und ging zur anderen Seite des Zimmers, um sich ein an der Wand hängendes Porträt genauer anzusehen. »Vielleicht zur Abwechslung mal was mit etwas Wasser drauf?«
    »Nein, Detective, nicht vorrätig. Aber ich würde es Ihnen gern abkaufen, wenn Sie darüber stolpern. Die Caxtons sind seit zwei Generationen dafür bekannt, um jeden Penny zu feilschen, aber wir sind nicht auf bewaffnete Raubüberfälle spezialisiert. Das ist nicht mein Stil. Christus auf dem See Genezareth , gemalt

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