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Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Harwind, Ruths Mutter. Eine von Ruths Freundinnen hat Mrs. Harwind gesagt, dass ihre Tochter heute hier einen Termin hat, und sie möchte deshalb gerne mit Ihnen sprechen.«
    Die Frau mittleren Alters, die auf dem Flur vor Lauras winzigem Büro stand, war völlig aufgelöst und den Tränen nahe. Ich stellte mich vor und führte sie in das Konferenzzimmer, um ihr zu erklären, was los war. Da Ruth mich gebeten hatte, ihrer Mutter nichts von dem Vorfall zu erzählen, erwähnte ich nicht, dass ihre Tochter keine fünf Meter entfernt in meinem Büro saß.
    »Miss Cooper, Sie müssen mir helfen, mein Kind zu finden. Ich habe hier eine Vorladung für sie vom Familiengericht in Queens, weil sie aus dem Erziehungsheim abgehauen ist, in das man sie gesteckt hat.«
    »Wann war das?« Ich war erstaunt, da Ruth zu alt war, um per Gerichtsbeschluss in ein Erziehungsheim gesteckt zu werden.
    »Gerade erst vor zwei Wochen. Dieser Typ, Wakim, hält sie in seiner Wohnung versteckt. Mein Mädchen sieht älter aus, aber sie ist erst fünfzehn.«
    »Fünfzehn?«
    Ich bat Mrs. Harwind, sich zu setzen und sagte ihr, dass Ruth in meinem Büro sei. Da es eine Vorladung für sie gab, war ich gesetzlich verpflichtet, sie bei Gericht abzuliefern.
    »Laura, rufen Sie bei unserer Polizeitruppe an. Fragen Sie nach Sergeant Maron und sagen Sie ihm, dass er mir sofort einen Detective schicken soll. Besser noch zwei, und sagen Sie ihm, dass einer davon eine Frau sein soll.«
    Es würde nicht einfach sein, Ruth das beizubringen, und ich erwartete, dass sie aufmüpfig reagieren würde. Während Ruth und Carol in meinem Büro und Mrs. Harwind im Konferenzzimmer saßen, wartete ich am Fuß der Treppe auf die Detectives. Da kam ein Mann, der etwa vierzig Jahre alt zu sein schien, mit zwei Coladosen aus dem Aufzug und ging direkt auf Lauras Tür zu. Ich hörte, wie er nach Ruth fragte.
    »Entschuldigen Sie, sind Sie Wakim? Ich bin Alex Cooper, eine der Staatsanwälte, die sich mit Ruths Fall befassen. Wir sind fast fertig, aber ich muss Sie bitten, ein paar Minuten in Carols Büro zu warten, bis wir die Vernehmung beendet haben, in Ordnung?« Wortlos reichte er mir eine Dose, bat mich, sie Ruth zu geben und ging zurück zum Aufzug. Ich wollte nicht, dass er in der Nähe war, wenn ich Ruth erklärte, dass sie nicht zu ihrem Freund heimgehen könne.
    Es dauerte nur ein paar Minuten, bis Sergeant Maron und Detective Kerry Schrager auftauchten. »Das könnte unangenehm werden. In meinem Büro ist ein sehr unglückliches junges Mädchen, das in Queens vor Gericht erscheinen soll. Bleiben Sie einfach im Hintergrund, während ich es ihr beizubringen versuche, okay? Und danach können Sie mir helfen, sie dorthin zu verfrachten.«
    Ich öffnete die Tür zu meinem Büro. Maron und Schrager blieben in der Tür stehen. Ruth spürte sofort, dass etwas nicht in Ordnung war.
    »Ich habe noch ein paar Standardfragen, Ruth. Wie lautet Ihr Geburtsdatum?«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich neunzehn bin.« Sie warf einen Blick über die Schulter zu den Polizisten. »Warum sind die hier?«
    »Ich habe nicht gefragt, wie alt Sie sind, Ruth. Sagen Sie mir, in welchem Jahr Sie geboren sind.«
    Sie war intelligent, aber wie viele von uns schlecht in Mathematik. Sie verrechnete sich und auf Grund des Jahres, das sie nannte, wäre sie sechzehn gewesen.
    »Deine Mutter sagt mir, dass du erst fünfzehn bist. Stimmt das?«
    Ruth griff nach dem Gesetzbuch, das auf meinem Schreibtisch lag und schleuderte es in Richtung Fenster. Sie verfehlte mein linkes Ohr nur um wenige Zentimeter. »Ich hasse meine Mutter. Okay, ist es das, was ihr hören wollt? Bruce Johnson hat mich nicht vergewaltigt, okay? Bruce Johnson gab mir zehn Dollar, damit ich es ihm besorge. Und wissen Sie was? Ich hab’s getan. Und wissen Sie noch was? Es war nicht das erste Mal.« Sie begann zu weinen. »Wakim hätte mich umgebracht, wenn er gewusst hätte, dass ich bei Bruce im Zimmer bin. Wakim gibt mir nie etwas. Kein Geld, keine Klamotten, keine Geschenke. Wenn Sie an meiner Stelle wären, hätten Sie sich auch eine Geschichte ausgedacht.«
    Ich redete sanft auf Ruth ein, während ich ihr ein paar Kleenex hinhielt. »Du kannst nicht einfach vor Gericht gehen, schwören, die Wahrheit zu sagen, und dann lügen. Ich weiß, dass Bruce ein schlechter Kerl ist, aber er kann doch nicht ins Gefängnis gehen, nur damit du ungeschoren davon kommst. Für wie alt hält dich Wakim?«
    Sie schniefte. »Er weiß die

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