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Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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zwei Jahren leitet. Sie hat noch nie von Ruth gehört.«
    »Bring sie herein.« Sobald eine Zeugin über Dinge log, die für den Fall nicht wesentlich waren und deren Wahrheitsgehalt leicht nachgewiesen werden konnten, hatte man allen Grund, auch gegenüber den in der Strafanzeige vorgebrachten Behauptungen skeptisch zu sein. Es sei denn, dass wir eine Zeugin in flagranti bei einer Lüge ertappten, gingen wir ansonsten davon aus, dass alle, die hier reinkamen, die Wahrheit sagten.
    Ruth Harwind war nicht gerade glücklich darüber, in mein Büro gebeten zu werden. Mit ihren 1,80 Meter war sie um ein paar Zentimeter größer als ich. Sie trug Jeans und ein T-Shirt und starrte schmollend und trotzig zu Boden.
    Ich fing mit einigen privaten Fragen an, um so viele Informationen wie möglich über die junge Frau zu bekommen.
    »Warum müssen Sie das alles über mich wissen?« Sie sträubte sich, meine Fragen zu beantworten.
    »Weil ich genauso viel über Sie wissen muss wie Bruce Johnson, alles, was er seinem Anwalt erzählen wird und was gegen Sie verwendet werden kann. Nur so können Carol und ich Ihnen helfen, wenn Sie vor Gericht gehen. Mit wem wohnen Sie in Queens zusammen?«
    »Mit meiner Mutter.«
    »Wie ist ihr Name?«
    Ruths Unwille wuchs. »Was hat das mit meiner Vergewaltigung zu tun?«
    »Aufgrund Ihrer Geschichte könnte Bruce Johnson die nächsten fünfundzwanzig Jahre seines Lebens im Gefängnis sitzen. Das ist länger, als Sie bisher auf der Welt sind. Wenn das, was Sie der Polizei erzählt haben, die Wahrheit ist, hat er das verdient. Aber Carol und ich kennen Sie nicht, also muss ich Ihnen diese wirklich ganz einfachen Fragen stellen, anhand derer wir beweisen können, dass Sie uns die Wahrheit sagen. Also fangen wir noch einmal von vorne an. Würden Sie uns bitte den Namen Ihrer Mutter nennen?«
    »Nein, das tue ich nicht.« Ruth hatte jetzt auf stur geschaltet. Sie lümmelte in dem Stuhl, starrte auf eine kleine Blumenvase auf meinem Schreibtisch und vermied es, mir in die Augen zu sehen.
    »Warum wollen Sie es mir nicht sagen?«, fragte ich sie. »Sehen Sie mich bitte an, wenn ich mit Ihnen spreche.«
    »Weil ich nicht will, dass meine Mutter erfährt, dass ich hier bin. Darum.«
    »Das verstehe ich. Akzeptiert.« Da Ruth neunzehn war, gab es keine gesetzliche Vorschrift, ihre Eltern zu benachrichtigen. »Erzählen Sie mir doch ein bisschen von dem, was Sie machen. Studieren Sie? Haben Sie einen Job?«
    »Ich habe ihr schon gesagt«, Ruth deutete mit dem Kopf in Carols Richtung – »dass das niemanden etwas angeht. Es geht hier um mich und Bruce. Warum fragen Sie mich all diese Dinge?«
    »Sie werden vor Gericht nicht so reden können, wie Sie es gerade mit mir tun. Der Richter wird ein bisschen mehr Respekt verlangen und Sie schon dazu bringen, auf alle seine Fragen zu antworten.«
    »Vergessen wir einfach die ganze Sache. Lassen Sie mich gehen.« Ruth schlug mit der flachen Hand auf meinen Schreibtisch und stand auf. »Wakim kann sich um Bruce kümmern.«
    »Setzen Sie sich, Ruth. Sie gehen nirgendwohin. Seit gestern Nacht sitzt ein Mann im Gefängnis, und auf Grund dessen was Sie uns erzählen, wird der Richter entscheiden, ob er noch länger dort bleiben wird.«
    Wir starrten uns ein paar Sekunden feindselig an, dann setzte sie sich wieder. Meine Vernehmung ging ungefähr genauso erfolglos weiter wie zuvor. Als wir an dem Punkt angelangt waren, als Bruce Ruth gezwungen hatte, in sein Schlafzimmer zu kommen, fragte ich sie, ob der Fernseher an war.
    »Ja, Bruce schaltete den Videorekorder ein, aber ich habe nicht hingeschaut.«
    »Er sagt etwas anderes.«
    »Nun, glauben Sie ihm oder mir? Auf wessen Seite sind Sie eigentlich?«
    »Was für ein Film war es?« Ich ignorierte ihre Fragen.
    »Ich hab’ ihn schon mal gesehen, mit Wakim. Irgend so ein dreckiger Film, wo’s zwei Frauen miteinander treiben. Ich hab’ nur ab und zu hingesehen.«
    Toll. Bruces Version ergab schon jetzt mehr Sinn als die von Ruth.
    Meine Gegensprechanlage summte, und Laura bat mich, zu ihr ins Vorzimmer zu kommen. »Falls Sie sich an irgendetwas erinnern, das nicht mit der Version übereinstimmt, die Sie der Polizei gegeben haben, dann sagen Sie es Carol bitte jetzt. Sobald Sie einmal unter Eid stehen und es sich herausstellt, dass Sie dem Richter nicht die Wahrheit sagen, dann können Carol und ich nichts mehr für Sie tun.« Ich entschuldigte mich und sagte, dass ich gleich zurück sein würde.
    »Alex, das ist Mrs.

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