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Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Was war es, was die drei miteinander verbunden und sie alle das Leben gekostet hatte?
    Ich parkte mein Auto vor dem Empire Diner und trank dort noch eine Tasse Kaffee, während ich auf Mike und Mercer wartete.
    »Hast du die Durchsuchungsbefehle?«, fragte Mike, als er und Mercer, mit dem er am Eingang zusammengetroffen war, mir gegenüber auf die Lederbank rutschten.
    »Alles, was wir brauchen.«
    Wir überquerten die Straße und gingen hinunter zur Galerie, vor deren Garageneinfahrt ein Streifenwagen stand. Einer der uniformierten Polizisten sah uns kommen, erkannte Mike und stieg aus, um uns zu begrüßen.
    »Hey, Chapman, wie geht’s? Lange nicht mehr gesehen. Ich dachte, du machst nur noch die Mitternachtsschicht.«
    »Das war einmal, Jack. Jetzt fürchte ich mich im Dunkeln und arbeite tagsüber. Alles ruhig hier?«
    »Er macht keinen Ärger. Ab und zu ein paar Fußgänger, und wir haben alle Lieferungen, die rein oder rausgingen, kontrolliert. Gestern das Gleiche.«
    In der Galerie begrüßte uns eine junge Empfangsdame. »Mr. Daughtry dachte schon, dass sie irgendwann heute Nachmittag kommen würden. Es ist noch ein Kunde bei ihm. Wenn Sie wollen, können Sie hier unten …«
    »Nein, danke.« Mike beachtete die junge Frau nicht weiter und ging uns voran zu dem Aufzug auf der anderen Seite des Raums. Als wir im obersten Stockwerk ankamen, war von Daughtry weit und breit nichts zu sehen. Mercer ging nachsehen, ob er in seinem Büro sei, während Mike und ich erneut die Gleise betrachteten.
    »Mein Vater erzählte mir Geschichten über die Gangs in der Hell’s Kitchen, die entlang der Gleise ihr Unwesen trieben – die Hudson Dusters, die Gophers. Als er noch ein kleiner Junge war, trieb er sich immer in einem Saloon hier am Ende der Straße herum und erledigte Botengänge für einen Kerl namens Mallet ›Holzhammer‹ Murphy. Er hieß so, weil er randalierenden Gästen eins mit dem Fleischhammer über den Schädel gab.«
    Mike lehnte sich gegen das hüfthohe Geländer und ließ seinen Blick über die umliegende Gegend schweifen. Er hätte nicht glücklicher sein können, hätte er auf dem Eiffelturm gestanden. Hier, in dem früheren Revier seines Vaters, lagen die Wurzeln seiner Familie.
    »Diese Aussicht – da könnte ich glatt meine Meinung über Denise Caxton und Bryan Daughtry ändern. Es ist wirklich stark, dass sie die alten Gleise an ihrem Platz gelassen haben.« Er drehte sich um und bemerkte die Plexiglastüren, durch die man von der Galerie auf die Gleise gelangen konnte.
    »Hey, Coop, eines Tages, wenn Daughtry und ich unsere Differenzen beigelegt haben, mache ich mit Mercer und dir durch diese Tür einen Ausflug Richtung Downtown. Dann erzähle ich euch Geschichten von wahren Gangstern und zeige euch, wo ihre Überreste begraben sind.«
    »Wir sind hier unten, Mr. Chapman. Da Sie sich schon wie zu Hause fühlen, kommen Sie doch herunter und sagen Sie mir, was Sie brauchen.« Daughtrys Stimme drang von einem oder zwei Stockwerken unter uns zu uns herauf. Wir konnten ihn nicht sehen, aber offensichtlich hatte ihn jemand über unsere Ankunft informiert.
    Um das oberste Stockwerk herum lief ein etwa 1,20 Meter breiter Absatz an der Wand entlang. Wir folgten ihm bis zu einer Eisentreppe, die ein Stockwerk tiefer führte. Dort ragte der Fußboden über die darunter liegenden Gleise. Vor den verschiedenen Ausstellungsgegenständen an den riesigen Wänden der Galerie standen Sofas und andere Sitzgelegenheiten. Bryan Daughtry und ein anderer Mann saßen einander in braunen Ledersesseln gegenüber. Daughtry stand auf, um Chapman die Hand zu schütteln.
    »Lassen Sie mich raten.« Mike betrachtete zwei nebeneinander stehende, gelbe Säulen, die eine Art Skulptur abgaben. »Der Kater mit Hut?«
    »Soll ich Ihnen aus unserer Broschüre zitieren, Detective? ›Als freistehendes Werk der Minimal Art vermittelt dieses kinetische Fiberglasstück eine betörende, Schwindel erregende Unsicherheit.‹ Gefällt es Ihnen? Oder würde Ihnen das hinter mir mehr zusagen? Ein sehr kreativer neuer Künstler; seine Skulpturen aus Bienenwachs, Haselnusspollen, Marmor und Reis sind, wie es bei uns heißt, ›von stummer, jedoch erbarmungsloser Kraft‹.«
    »Wenn ich es mir recht überlege, gefällt mir meine Wohnung auch so ganz gut. Ein paar Football-Poster, ein alter, von Bernie Williams signierter Baseball und ein Hochglanzposter von Tina Turner in eineinhalbfacher Lebensgröße, das mir Miss Cooper mal geschenkt hat –

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