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Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Apparat.« Der altgediente Reporter der New York Post , der seit Urzeiten fürs Gericht zuständig war, nahm am Donnerstag Morgen gewohnt schwungvoll seine Anrufe entgegen.
    »Was haben Sie sich eigentlich bei der Story in der heutigen Morgenausgabe gedacht?« Ich musste mich anstrengen, meinen Ärger im Zaum zu halten.
    Pat McKinney hatte eine Kopie des Artikels auf Seite drei auf meinem Schreibtisch liegen lassen. Darin wurde ich in Zusammenhang mit den Ermittlungen im Caxton-Mordfall zitiert. Battaglia hatte eine unumstößliche Vorschrift, was die Kommentare von Staatsanwälten an die Presse anging, und das aus gutem Grund. Angesichts von über sechshundert Staatsanwälten und dreihunderttausend Anklagen und Beschwerden, die pro Jahr bei uns eingingen, wäre es aberwitzig, die Ankläger Pressekommentare abgeben zu lassen. Ich hatte bereits Rose Malone angerufen und ihr eingeschärft, Battaglia auszurichten, dass Mickeys Aufmacher reine Erfindung sei.
    »Es ist sonst einfach nichts los heute, Alex, keine Neuigkeiten. Mein Redakteur bat mich auf Knien um eine Story.«
    Ich sah auf den ersten Abschnitt des Artikels, in dem mich Diamond dahingehend zitierte, dass in dem Fall ein baldiger Durchbruch zu erwarten sei.
    »Falls wir kurz vor einer Lösung stehen, wie Sie sagen, dann ist das in der Tat eine Neuigkeit für mich.« Der Artikel verkündete, dass ich und die Detectives des Morddezernats Manhattan Nord das Motiv für den Mord an Denise Caxton herausgefunden hätten und dass eine Verhaftung kurz bevorstände. »Battaglia wird außer sich sein, wenn er das liest, und der Bürgermeister wird eine umgehende Stellungnahme von ihm haben wollen. Was Sie geschrieben haben, ist absoluter Unsinn. Wir haben noch nicht einmal einen Verdächtigen.«
    »Die Wahrheit ist etwas so Seltenes, Alex, dass ich sie gerne sparsam verwende.« Er lachte über seinen eigenen Witz. »Nun, dann helfen Sie mir, geben Sie mir einen wirklichen Knüller. Vielleicht verrät sich der Mörder ja, wenn er denkt, dass Sie mehr über ihn wissen, als Sie es in Wirklichkeit tun.«
    »Danke, Mickey. Wenn er sich wegen Ihrer Story stellt, werde ich dafür sorgen, dass Sie die Belohnung bekommen.« Zumindest wusste die Presse noch nichts von dem Mord an Marco Varelli. Diamond hätte nicht lockergelassen, falls er schon davon gehört hätte.
    Wir hatten Varellis Witwe unsere Entdeckung mitgeteilt, als gerade die ersten Trauergäste eintrafen. Ihr anfänglicher Schock über die Ermordung ihres Mann wich ihrem Stolz darüber, dass sie sich sicher gewesen war, dass er nicht eines natürlichen Todes gestorben war. Tapfer bewahrte sie die Fassung und begrüßte die nächsten zwei Stunden Freunde und Kollegen, während wir uns unter die kleine Schar Trauergäste mischten.
    Schließlich bedankte sie sich herzlichst bei Chapman und wandte sich dann an mich, um sich von mir zu verabschieden. »Sehen Sie, Miss Cooper, ich wusste, dass Marco Varelli mich nicht allein gelassen hätte. Das hätte nicht zu ihm gepasst.«
    Die Beisetzung sollte am Freitag stattfinden, und sie lud uns ein, in der darauf folgenden Woche zu ihr in die Wohnung zu kommen, die nicht weit vom Beerdigungsinstitut entfernt war. Als schließlich die letzten Gäste gegangen waren, hatten Mike und Mercer veranlasst, dass Marco Varellis Leiche abgeholt und zur Obduktion in die gerichtsmedizinische Abteilung gebracht wurde.
    Mike hatte mit Mrs. Varellis Erlaubnis noch gestern Nacht Marcos Atelier versiegelt und Streifenpolizisten davor postiert. Er würde heute im Laufe des Tages mit den Detectives der Spurensicherung dorthin zurückkehren. Mrs. Varelli oder einer der Arbeiter würde uns sagen müssen, ob eventuell Kunstwerke oder andere Wertgegenstände fehlten. Das würde aber wohl bis nach dem Begräbnis warten müssen.
    Jetzt hatte ich in meinem Büro fürs Erste genug mit der Durchsicht der neuen Fälle zu tun, bevor ich heute noch einmal mit Mike oder Mercer in die ›Galleria Caxton Due‹ fahren würde. Wir wollten noch einmal mit Bryan Daughtry sprechen und bei der Hausdurchsuchung dabei sein.
    Um halb zwölf rief mich Mercer von seinem Büro aus an, um mir zu sagen, dass er sich jetzt in Richtung West Twentysecond Street auf den Weg machen würde. Mike war noch im Leichenschauhaus, wo die Obduktion Varellis seine Vermutung bestätigt hatte, und würde nachkommen.
    Während ich in meinem Jeep zu der Galerie fuhr, kreisten meine Gedanken um Denise Caxton, Omar Sheffield und Marco Varelli.

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