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Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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an.
    Martens fixierte die blinde Glasscheibe weiter. Seine wuchtigen Schultern waren nach vorn gesunken. »In den letzten zwei Jahren hat sich einiges hier verändert«, sagte er leise.
    Paul lachte auf, aber es klang, als würde er husten. »Ich habe es gesehen. Ein gutes Dutzend neuer Kneipen, ziemlich dicke Läden zum Teil.«
    »Das mein ich jetzt nicht. Die Jungen. Sie sind groß geworden. Sie haben sich zusammengeschlossen.«
    Martens kahler Kopf schimmerte im Licht der Wandlampe. Paul hätte sich gern in den zweiten Sessel gesetzt und den Fernseher wieder eingeschaltet.
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich verstehe es selber nicht«, sagte Martens müde. »Ich hätte nicht gedacht, daß so etwas hier möglich ist, aber irgendwie haben sie es geschafft. Sie haben Geld und sind nach außen hin ruhiger geworden. Aber das täuscht. Sie sind rücksichtslos und schrecken vor nichts zurück. Irgend jemand hält sie zusammen, und sie haben das ganze Viertel in der Hand ... Jedenfalls läuft es darauf hinaus.«
    »Ein richtiges kleines Syndikat?« Paul zog grinsend die Augenbrauen hoch.
    »Es ist kein Witz. Sie kontrollieren die Bars und Nachtlokale. Du kennst dich ja aus. Du weißt über die Geschäfte Bescheid, die nebenbei blühen. Wenn du mitmachen willst, mußt du sie beteiligen – oder sie machen dich fertig. Organisierte Schlägereien, anonyme Anrufe bei der Polizei und noch einiges mehr.«
    »Keiner wehrt sich dagegen?«
    »Jetzt nicht mehr. Es hat sich eingependelt. Sie setzen schon die richtigen Leute unter Druck. Diejenigen, die es sich nicht leisten können, zur Polizei zu gehen.«
    Paul sah ihn nachdenklich an. »Sie auch?«
    Martens schwieg.
    »Also Sie auch! Bringen denn die vier schäbigen Stundenzimmer im ersten Stock genug ein, um die Beteiligung zu zahlen?« Paul hatte es bissig sagen wollen, aber es klang wie eine teilnahmsvolle Frage.
    Martens löste den Blick von der Mattscheibe und sah Paul an.
    »Hör zu, Junge, du mußt dich raushalten. Verschwinde von hier! Franz wird dir helfen. Oder ich ... Brauchst du Geld?« Martens sprang eifrig auf.
    Paul winkte ab: »Nein, bemühen Sie sich nicht. Ich möchte nur eine Antwort auf meine Frage.«
    »Ja, Paul, sie waren hier. Sie haben mich gefragt, ob dein Zimmer frei ist, oder wer die Miete dafür bezahlt und ab wann. Paul, ich konnte doch nicht ...« Martens hob hilflos die Schultern.
    Paul war schon an der Tür. Als er sie hinter sich schloß, brandete wieder der Lärm des Fußballplatzes auf.

4
    Die Kneipe von Franz war jetzt ziemlich voll. Sie hockten wie die Hühner an der Bar oder an den Tischen, alles Leute aus der Straße, und tranken ihr Bier und ihren Klaren.
    Paul blieb unschlüssig an der Tür stehen. Niemand sah zu ihm hin; zwischen den Tischen hindurch ging er nach hinten zur Bartheke. Vielleicht erkannten sie ihn nicht, vielleicht hatten sie ihn überhaupt schon vergessen. Vielleicht wollten sie auch nichts mit ihm zu tun haben.
    Paul schob sich auf einen freien Hocker und lehnte sich auf die Messingkante. Franz stand am Bierhahn. Als er Paul sah, schäumte das Bier über seine Hand. Franz stellte das nasse Glas vor einen Gast hin und kam zu Paul. Fragend hob er die Augenbrauen.
    »Etwas zu essen«, sagte Paul, »und Bier. Wenn es geht, aus der Flasche.«
    Franz musterte ihn schweigend. Sein Blick blieb an dem geschwollenen Kinn hängen.
    »Sie haben dich schon ... Ich meine, du hast sie schon getroffen?«
    Paul machte eine unbestimmte Handbewegung. Er brachte es nicht fertig, Franz zu sagen, wo sie ihn gefunden hatten. Franz hatte ihnen ja selbst den Weg gezeigt, indem er das Zimmer vorbereitet hatte.
    Franz ging in die Küche und brachte ihm einen Teller mit Bratkartoffeln und Speck. Paul machte sich darüber her und entspannte sich etwas beim Essen. Er trank ein zweites Bier und wartete, bis Franz wieder zu ihm kam.
    »Diesmal aber wirklich auf meine Rechnung!« Franz stellte ein Glas Korn auf die Theke.
    Paul schob das Glas zurück. »Ich trinke keine scharfen Sachen. Aber heute zahle ich auch nicht.« Er nahm sein Bierglas.
    Franz nickte und trank den Korn selbst. »Wer war es – Harald und Fred?«
    »Ja, und noch zwei, die ich nicht kenne. So ein schmaler Blonder mit Pickeln im Gesicht und ein Kleiderschrank mit einer Matratze am Kinn.«
    »Das sind Bertie und Walter, ziemlich üble Typen.«
    Franz hatte leise gesprochen und dabei über Pauls Schulter in den Gastraum geschaut. Paul fuhr mit dem Zeigefinger über den feuchten Rand

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