Tod in Tanger (Thriller) (German Edition)
überleben können, wenn Sie es geschafft hätten, die beiden davon zu überzeugen, daß es besser ist, anderswo nach diesem Araber zu suchen!“
„Warum machen Sie es nicht komplett!“ meinte Elsa trotzig, während sie spürte, wie ihr Tränen des Zorns in die Augen traten. „Bitte! Warum schießen Sie mich nicht auch über den Haufen?“
In die Furcht, die sie empfand, mischte sich nun auch eine deutliche Portion Haß. Und ein wenig davon hatte sogar in ihren Worten mitgeschwungen.
Der Schwarzbart bewegte den Lauf seiner Pistole hin und her.
„Kommen Sie rein“, brummte er. „Und machen Sie keinen Ärger!“ Der Narbige kam herbei und machte sich daran, die Leichen ins Haus zu befördern. Elsa bekam den Befehl, ihm dabei zu helfen.
„Nicht in den Flur!“ meinte der Schwarzbart. „Steiner muß nicht gleich unsere Visitenkarte vorfinden, wenn er zurückkommt!“
Sie legten sie in eine Abstellkammer. Danach versuchte der Narbige, so gut es ging die Blutflecken zu entfernen.
Währenddessen arbeitete es in Elsas Kopf fieberhaft. Sie mußte eine Möglichkeit finden, von hier zu entkommen, bevor die beiden Killer sie nicht mehr brauchten. Denn genau in dem Augenblick, würden sie sie töten.
Noch war das nicht der Fall. Noch konnte jeden Moment das Telefon klingeln. Und wenn Robert sich meldete, dann brauchten sie an der Leitung eine Stimme, die keinen Verdacht erregte und ihn glauben ließ, alles sei in Ordnung und er könne gefahrlos zurückkehren.
Es mußte einen Weg geben! Wenn ihr die Flucht gelang, dann würde sie nicht nur ihr eigenes Leben retten, sondern vermutlich auch das von Robert.
Robert... Immer wieder hatte sie sich gefragt, ob das, was sie über ihn erfahren hatte, ihre Gefühle geändert hatte. Sie war sich nicht sicher.
Aber wahrscheinlich war der Teil in ihr, der ihn nach wie vor liebte, stärker - selbst unter der Voraussetzung, daß jedes Wort von dem, was diese beiden Männer ihr gesagt hatten, stimmte.
Seltsam, dachte sie. Ich habe immer gedacht, es sei unmöglich, jemanden zu lieben, der sein Geld mit Mord verdiente.
Elsa versuchte, sich in Gedanken Entschuldigungen zurechtzulegen. Entschuldigungen für Robert. Aber sie fand nichts.
Und wahrscheinlich gab es auch gar nichts. Aber an diese Möglichkeit mochte sie nicht denken. Ihr Glaube an ihn war derart fest, daß sie selbst darüber erschrak.
„Ich möchte mich duschen“, sagte Elsa an den Schwarzbart gewandt. „Seit Sie hier sind, hatte ich noch keine Gelegenheit mehr, mich zu waschen.“
Der Schwarzbart zuckte mit den Schultern.
„Tun Sie das. Aber Sie müssen warten, bis mein Freund mit der Entfernung der Blutflecken fertig ist. Er wird auf Sie aufpassen.“
„Haben Sie so große Angst davor, daß ich weglaufen könnte?“
„Wir müssen auf Nummer sicher gehen.“
„Das Bad ist oben. Sollte ich vielleicht aus dem Obergeschoß springen?“
Der Schwarzbart verzog den Mund zu der Ahnung eines Lächelns.
„Sie könnten versuchen, die Regenrinne hinunterzuklettern“, erklärte er dann kühl und ungerührt. Elsa schluckte.
Der Schwarzbart blickte sie mit seinen dunklen, ruhigen Augen an, und es schien ihr in diesem Moment, als würde er bis in ihr tiefstes Inneres hineinblicken.
Er hatte ins Schwarze getroffen. Genau daran hatte Elsa gedacht: an die Regenrinne und die Rohrleitung, die von ihr hinunterführte. An den metallenen Halterungen hätte sie sich festhalten können. Und da sie nicht besonders schwer war, hätte sie darauf vertrauen können, daß sie nicht aus der Wand herausbrachen und sie in die Tiefe stürzen ließen.
In diesem Augenblick kam der Narbige zurück.
Er sagte etwas auf italienisch, und der Schwarzbart gab eine knappe Erwiderung. Dann begleitete der Narbige sie hinauf.
Es war trotzdem angenehm, sich zu duschen - auch wenn der Narbige dabei nicht von ihre Seite wich. Es hätte nur noch gefehlt, daß er sie sogar in die Duschkabine begleitete!
Während sie sich auszog, stand er da und musterte sie kühl. Im ersten Moment hatte sie die Befürchtung, daß ihn das auf die Idee bringen konnte, sein Vergnügen bei ihr zu suchen. Aber sie erkannte bald, daß in dieser Richtung kaum eine Gefahr bestand.
Diese Männer waren keine Vergewaltiger, keine unbeherrschten Triebtäter. Sie waren eiskalt, und das Töten schien ihnen nicht das Geringste auszumachen.
Allerdings hatten sie auch kein krankhaftes Vergnügen daran. In ihrer Handlungsweise lag eine absolut
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