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Tod ist nur ein Wort

Tod ist nur ein Wort

Titel: Tod ist nur ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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fielen, gaben ihr ein Gefühl von Sicherheit, und so spielte sie, bis ihre Hände taub wurden.
    Sie war heiter, ausgeglichen und freundlich, und ihre Eltern waren fast bereit zu glauben, dass sie auf dem besten Wege war, das Geschehene zu überwinden. Chloe wusste, dass das mehr Zeit brauchen würde, doch es bestand keine Eile. Solange sie sich bei ihren Eltern verstecken konnte, konnte sie sich alle Zeit der Welt nehmen.
    “Ich finde, du solltest mit uns kommen”, sagte ihre Mutter, als sie einen Papierstapel auf dem Küchentresen zur Seite schob und Chloe ein großes Glas Orangensaft hinstellte. “Du sonderst dich zu sehr ab.”
    “Ich sondere mich nicht ab”, erwiderte Chloe ruhig und nahm den Orangensaft, den sie nicht wollte, in dem Wissen, dass jede Gegenwehr nutzlos war. “Ich habe eben … Ferien. Falls ich euch im Weg bin, kann ich jederzeit …”
    “Sei nicht albern!” Es war schwer, ihre umgängliche Mutter zu verärgern, doch Chloe war diejenige, der es am ehesten gelang. “Für dich ist hier immer Platz, genauso wie für die ganze Familie. Was glaubst du, warum wir das Gästehaus gebaut haben? Tatsächlich wäre es mir lieber, du würdest im Haupthaus wohnen. Es würde mich beruhigen, wenn du mit uns unter einem Dach wärst.”
    Chloe trank ihren Orangensaft und sagte nichts. Sie wusste, dass diese für sie so untypische Ruhe ihre Familie am meisten ängstigte, doch sie konnte nichts dagegen tun. Oberflächliches Geplauder lag ihr nicht mehr, auch wenn das ihre Mutter beruhigen würde.
    “Ich weiß, dass diese Konferenz für jeden Nichtmediziner total langweilig ist, doch deine Brüder und deine Schwester sind dort, sogar mit Familie. Und das Hotel an der Küste ist wirklich bezaubernd, und ich bin sicher, dass es dir großartig …”
    “Noch nicht”, erwiderte Chloe so leise, dass ihre Mutter sich vorbeugen musste, um sie zu verstehen. “Fahrt ihr hin und habt Spaß. Mir geht es hier sehr gut. Ihr seid nirgendwo hingefahren, seit ich zurück bin, und dabei weiß ich, wie gerne ihr reist. Glaub mir, es ist alles in Ordnung. Niemand wird mich hier stören, und ich genieße für ein paar Tage die Einsamkeit.”
    “Du hast schon zu viel Einsamkeit genossen.” Chloes Mutter wandte sich an ihren Mann, der soeben die Küche betreten hatte. “James, überrede sie, mit uns zu kommen!”
    James schüttelte den Kopf. “Lass das Mädchen, Claire. Es wird ihr schon gut gehen. Sie hat es satt, dass wir ständig um sie herum sind. Ein paar Tage Ruhe werden das Beste für sie sein. Habe ich recht, Chloe?”
    Chloe gelang es, etwas lauter zu sprechen. “Genau. Kein Grund, sich Sorgen zu machen.”
    Claire Underwood blickte von ihrem Mann zu ihrem jüngsten Kind und seufzte. “Ich kann nicht gegen euch beide ankämpfen. Aber denk daran, dass du die Alarmanlage einschaltest, ja?”
    “Wir benutzen die Alarmanlage nie”, protestierte Chloe.
    “Wir haben eine Menge Geld dafür bezahlt, also können wir sie auch benutzen”, sagte ihr Vater, der große Pragmatiker. “Das klingt nach einem guten Kompromiss. Versprich, dass du die Alarmanlage einschaltest, und ich sorge dafür, dass deine Mutter mit mir kommt.”
    Chloe war gar nicht auf die Idee gekommen, dass ihre Mutter vielleicht nicht mitfahren würde. Allein der Gedanke an ein Mutter-Tochter-Wochenende ließ sie schaudern. Nicht, dass sie ihre Mutter nicht liebte, doch Claire war berüchtigt für ihre ungeschickten Annäherungsversuche. “Ich werde die Alarmanlage einschalten”, sagte sie. “Ich kaufe sogar ein Gewehr und ein Rudel Wachhunde, wenn ihr das für nötig haltet.”
    “Sei nicht albern, Chloe.” Ihre Mutter hatte bereits aufgegeben. “Außerdem hat dein Vater meines Wissens, eine alte 22er irgendwo oben auf dem Dachboden.”
    “Großartig. Dann sehe ich mir schon mal an, wo ich die Waffen finde, wenn die Mongolenhorde angreift.”
    “Sehr witzig”, knurrte ihre Mutter. “Ich weiß, ihr beide glaubt, dass ich mir zu viele Sorgen mache …”
    “Und dafür lieben wir dich”, entgegnete James. “Aber jetzt müssen wir los. Du musst einen Vortrag halten, und ich muss meine Enkel sehen.” Er blickte zu Chloe, die am Tresen saß und beide Hände um das Glas Orangensaft gelegt hatte. “Von denen ich übrigens mit der Zeit auch gerne noch mehr hätte. Es besteht natürlich keine Eile, aber du kannst es ja im Hinterkopf behalten. Ich habe gehört, dass Kevin McInerny aus New York zurück ist und sich mit einer Anwaltspraxis in

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