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Tod ist nur ein Wort

Tod ist nur ein Wort

Titel: Tod ist nur ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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holen.”
    Sie starrte ihn konsterniert an. “Warum hast du das nicht früher getan?”
    “Ich war … verhindert.”
    “Warum hast du mich nicht einfach angerufen, damit ich es dir schicke?”
    “Es gehört nicht zu den Dingen, die ich der Post anvertrauen würde, nicht einmal einem Kurierdienst. Es tut mir leid, wenn meine Anwesenheit dir unangenehm ist, aber ich hatte keine andere Wahl, als selbst zu kommen.”
    Sie fühlte gar nichts, dachte Chloe. Es war, als ob man an einer Wunde kratzte, nur um zu bemerken, dass sie geheilt war. Sie sah in seine dunklen undurchdringlichen Augen und war sicher, dass sie nichts fühlte.
    “Okay”, erwiderte sie. “Ich hole es, und dann kannst du gehen. Ich habe dir wirklich nichts zu sagen.”
    “Das habe ich auch nicht erwartet”, sagte er und lehnte sich gegen den Tresen. “Gib mir einfach nur das Collier, und ich mache mich auf den Weg.”
    Sie sah ihn noch einen Augenblick an. Er sollte nicht in der Küche ihrer Mutter sein. Er sollte ihr nicht gegenüberstehen, während sie nichts als einen locker zusammengebundenen Bademantel anhatte. Sie empfand keinerlei Gefühl für ihn, weder Hass noch Leidenschaft – sie spürte nur jene seltsame Taubheit wieder, die sie während ihrer letzten Tage in Paris begleitet und beschützt hatte. Sie musste ihn aus dem Haus bekommen, bevor diese Taubheit wich.
    “Bleib hier”, befahl sie und ging zur Treppe, wobei sie sich außerhalb seiner Reichweite hielt. Er machte keinerlei Anstalten, sie zu berühren, und sie kam sich lächerlich vor. Doch sie konnte nichts dagegen tun: Je näher sie ihm kam, desto unsichererer wurde sie.
    Das meiste ihrer Kleidung befand sich im Gästehaus, doch ein bisschen saubere Wäsche von ihr lag auch im Trockner. Die bot zwar keine große Auswahl, doch sie fand eine alte graue Jogginghose, ein viel zu weites graues Sweatshirt und ein Paar dicke Wollsocken. Ihr nachgewachsenes Haar band sie zu einem Pferdeschwanz, wobei sie jeden Blick in den Spiegel vermied. Sie wusste, wie sie aussah, und es kümmerte sie nicht.
    Tatsächlich hatte sie das Collier völlig vergessen gehabt. Sie waren schon über dem Atlantik gewesen, als sie es abgenommen hatte, und ihr Vater hatte es zu Hause in den Safe gelegt. Hätte sie sich daran erinnert, hätte sie einen Weg finden können, es ihm zurückzusenden.
    Hätte sie das wirklich? Sie wusste nicht, wie er hieß, für wen er arbeitete, wo er lebte. Sie wusste überhaupt nichts von ihm. Außer, dass er tötete.
    Das graublaue Abendlicht wirkte gespenstisch, und sie fragte sich beim Blick aus dem Fenster, wo sein Wagen sein mochte. Und wie er die Alarmanlage ausgetrickst hatte. Dumme Frage – offenbar konnte er durch Wände gehen, wenn ihm danach war. Eine normale Alarmanlage war vermutlich ein Kinderspiel für ihn.
    Fassungslos und ungläubig bemerkte sie, dass es zu schneien begann. Im April sollte es nicht mehr schneien, nicht wenn die Narzissen und die anderen Blumen ringsherum bereits anfingen zu blühen. Er musste den Sturm mitgebracht haben, genauso wie das schwarze Eis, das sich um ihr Herz legte.
    Als sie zurück in die Küche kam, hatte er aufgeräumt und Kaffee gekocht. Das ärgerte sie zwar, doch nicht genug, um den Becher abzulehnen, den er ihr eingeschenkt hatte. Mit viel Milch und ohne Zucker, genauso, wie sie ihn mochte. Sie fragte sich, woher er das wusste. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie Zeit zum Kaffeetrinken gehabt hatten.
    “Hier”, sagte sie und ließ das Collier in seine ausgestreckte Hand fallen, wobei sie darauf achtete, ihn nicht zu berühren.
    Er steckte es in seine Jackentasche. Schwarz, er trug immer Schwarz, auch heute. Wessen Blut hoffte er verbergen zu können?
    Sie machte sich lächerlich. Sie nippte an ihrem Kaffee und konnte einen wohligen Seufzer nicht ganz unterdrücken. Seit Paris hatte sie keinen so guten Kaffee mehr getrunken. Er saß am Frühstückstresen und wirkte inmitten des Durcheinanders auf seltsame Weise vertraut. Er sollte nicht hier sein, ermahnte sie sich und nahm noch einen Schluck Kaffee.
    “Wie hast du die Alarmanlage ausgetrickst?”, fragte sie.
    “Willst du das wirklich wissen?”
    Sie schüttelte den Kopf. “Das bedeutet vermutlich, dass sie keinerlei Schutz darstellt, wenn es jemand auf mich abgesehen hat, oder?”
    “Und warum sollte das jemand?”
    “Keine Ahnung. Aber schließlich habe ich auch nie verstanden, warum sie mich damals umbringen wollten.”
    “Sie sind alle tot, Chloe.

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