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Tod ist nur ein Wort

Tod ist nur ein Wort

Titel: Tod ist nur ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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geschickt?”
    “Du und ich waren bei dem Treffen nicht die einzigen Agenten vom Komitee.”
    “Erzähl mir etwas, das ich noch nicht weiß. Zum Beispiel, wer noch auf unserer Lohnliste steht.”
    Jensen schüttelte den Kopf. “Diese Information zu verbreiten, solange du außer Dienst bist, wäre zu gefährlich.”
    “Okay”, erwiderte Bastien und schob seine Sonnenbrille wieder zurück. “Ich werde nicht zurückkommen, das darfst du ihnen gerne sagen. Du kannst mich entweder umbringen oder abhauen.”
    “Ich bin nicht hier, um dich zurückzubringen, sondern um dich zu warnen.”
    “Ich brauche keine Warnungen, Jensen. Ich habe es geschafft, bis heute zu überleben, und werde das weiter schaffen, solange ich will.”
    “Es geht nicht um dich, Bastien. Wir wissen beide, dass du immer in Gefahr bist. Es geht um deine kleine Amerikanerin. Wir glauben, dass sie sie aufgespürt haben.”
    Der Frühling kam zeitig in den Bergen von North Carolina, doch Chloe war nicht in der Stimmung, ihn zur Kenntnis zu nehmen. Ihre Eltern verhätschelten sie, ihre Brüder und ihre Schwester kamen ständig mit ihren entzückenden Nichten und Neffen vorbei, doch tief in ihrem Inneren war die Wunde noch immer frisch. Immer wenn sie glaubte, sie wäre verheilt, erinnerte sie etwas an die Geschehnisse, und sie begann zu zittern.
    Sie sah, wie Maureen in den Schnee fiel, wie ihr das Messer aus der Hand glitt und wie sich der weiße Untergrund rot färbte. Sah Sylvia, die mit schreckgeweiteten Augen den Tod anstarrte, der sie ereilt hatte. Sah das Durcheinander von Körpern, hörte die Schüsse und Schreie und roch das Blut im Hotel Denis. Sobald die Erinnerung sie einholte, fing sie an zu zittern, und niemand war da, der ihr sagte, dass sie atmen solle.
    Sie waren alle tot – so viel hatte sie herausfinden können. Kurz nachdem sie und Bastien vom Balkon gesprungen waren, hatte die Polizei den Tatort erreicht. Wer das Blutbad überlebt hatte, war kurz darauf im Krankenhaus gestorben. Wie passend, dass niemand mehr die Wahrheit erzählen konnte. Bastien hatte ihr gesagt, dass man Monique ins Gesicht geschossen hatte und sie noch vor Ort gestorben war. Der Baron war seinen Verletzungen ein oder zwei Tage später erlegen, als die anderen sowieso schon tot waren.
    Woran sie nicht denken wollte, war Bastien. Soweit sie wusste, lebte er nicht mehr – er hatte lange genug mit dem Tod geflirtet und war angeschossen gewesen. Andererseits war er jemand, der nicht einfach so starb. Vielleicht war er bereits mit einem neuen Auftrag unterwegs, vielleicht …
    Egal, sie durfte nicht an ihn denken. Er war Teil einer dunklen wirren Vergangenheit, die einfach keinen Sinn ergab, so sehr sie sich auch darum bemühte. Also ließ sie sie hinter sich und verlebte ihre Tage mit einer ruhigen Gleichmut, die ihre Eltern besorgt verfolgten.
    Als Chloe sich Mitte April an der Universität für einige Kurse eintrug, entspannten sie sich allmählich. Chinesisch würde ihren Geist wohl genug beschäftigen, außerdem wollte sie noch ehrenamtlich in einem Krankenhaus arbeiten. Zum Herbst hin wäre sie so weit, sich einen Job zu suchen und sogar auszuziehen, auch wenn ihre Eltern protestierten. Sie erholte sich und lehnte es ab, überhaupt nur daran zu denken, wovon sie sich erholte. Sie wusste nur, dass sie Zeit brauchte.
    Im Moment war sie sicher. Den Underwoods gehörten zweihundert Morgen Land am Fuße eines kleinen Berges, und ihr ausgedehntes Anwesen war zwanglos, gemütlich und wunderbar abgeschieden. Im Laufe der letzten hundert Jahre war das alte Farmhaus immer wieder renoviert worden, man hatte Teile angebaut, andere abgerissen, wieder andere repariert, sodass ein ausgedehntes, sehr heimeliges Durcheinander entstanden war. Chloes Mutter legte keinen großen Wert auf Sauberkeit, und obwohl einmal die Woche eine Putzfrau kam, war an Ordnung nicht zu denken. Dazu hatten die Underwoods zu viele Interessen. Bücher und Projekte, Angelruten und Nähmaschinen, Mikroskope und Teleskope und insgesamt sieben Computer nahmen jeden verfügbaren Platz ein.
    Sogar das Gästehaus blieb davon nicht verschont. Vor allem weil Chloe alles tat, um sich ständig zu beschäftigen. Sie las viel – fernsehen war zu oberflächlich, um sie abzulenken. Sie strickte, und wenn sie sich an einem öffentlichen Ort aufhalten musste, widmete sie sich mit Hingabe dem Tetris-Spiel auf ihrem Gameboy. Sogar ins Badezimmer nahm sie ihn mit. Die kleinen Blöcke, die in die passenden Lücken

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