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Tod Live

Tod Live

Titel: Tod Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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eines Bewunderers«, sagte er und füllte beide Gläser zur Hälfte. Als ich das letztemal einen Polizeifilm gesehen hatte, war nun der Spruch fällig gewesen: »Nein danke, jetzt nicht, Sir. Ich bin im Dienst.« Der Sergeant gab mir ein Glas, legte meine Finger um das Glas.
    »Ehrlich«, sagte ich. »Ich habe die beiden nicht gesehen. Eben war ich noch dicht hinter dem Milchwagen, und dann…«
    Mein Geständnisschwung erlahmte. Der Inspektor leerte sein Glas und füllte es erneut. »Kann jedem passieren«, sagte er. Ich nippte an meinem Drink. Er war entweder sehr komisch oder steuerte das Gespräch in eine Richtung, die mir nicht gefiel.
    Ein rotes Licht blitzte am Kontrollpult auf. Der Sergeant eilte zurück, legte einen Kopfhörer um und begann über ein Mikrofon leise Befehle zu geben. Auf einem der Fernsehschirme schob sich ein Krankenwagen durch die Menge auf meinen Wagen zu. »Ich habe zwei Menschen überfahren, Inspektor. Einen Mann und eine Frau. Die Frau ist tot, dessen bin ich sicher.«
    »Das ist gewiß eine Komplikation. Aber diese Leute sterben nicht so leicht.«
    »Eine Komplikation?«
    »Leichenschau, Obduktionsbericht. Sie wissen schon. Nichts, was wir nicht erledigen könnten. Aber es wäre einfacher, wenn es ohne Todesfall abginge.«
    Ich trank meinen Wodka. Ich hasse Wodka, doch jetzt leerte ich das Glas. »Eine Frau ist tot«, sagte ich, »und ein Mann verletzt, wahrscheinlich lebensgefährlich.«
    Der Inspektor lächelte traurig. »Pour encourager les autres«, sagte er. Offensichtlich kannte er sich ein wenig in der Geschichte aus. »Wir werden Sie natürlich vor Gericht stellen. Aber erst in etwa sechs Monaten, und dann in einem anderen Landesteil. Die Welt dreht sich weiter. Ich glaube nicht, daß Sie große Schwierigkeiten haben werden.« Wieder lächelte er. »Ganz ehrlich: Sie haben uns allen einen großen Gefallen getan.«
    Und ich hatte mich für zynisch gehalten… »Ich könnte darauf bestehen, sofort vor Gericht zu kommen«, sagte ich.
    »Wäre das nicht ein bißchen vulgär? Eine diskrete Spende in den obligatorischen Fonds wäre weitaus realistischer.«
    »Und dazu zweifellos eine diskrete Flasche Wodka an die richtige Adresse.«
    Er ließ sich nicht sticheln. »Das ist sehr freundlich von Ihnen. Aber ich tue nur meine Pflicht.«
    »Ihre Pflicht gegenüber den vollgefressenen Politikern.«
    »Einige unserer gewählten Volksvertreter sind durchaus mager.«
    Man trifft schnoddrige kleine Gauner überall. Und sie gewinnen selten die Oberhand, wenn man sie nicht gewinnen lassen will. Dieser Kerl hier aber zog mir davon. »Wenn man mich nun erkannt hat?« fragte ich besorgt.
    »Leugnen Sie’s ab. Wir geben natürlich sofort einen Namen hinaus, um alle Mutmaßungen im Keim zu ersticken. Wer Sie erkannt haben will, hat sich eben geirrt. Nicht viele Leute sind so gut im Erkennen von Gesichtern wie mein Sergeant.«
    »Und der Wagen? Jeder kann den Besitzer anhand des Kennzeichens…«
    »Er müßte seine Anfrage über die Polizei leiten.« Er lehnte sich zurück. »Es ist eine schlimme Welt«, sagte er. »Aber ich wüßte ehrlich nicht, was sich gewinnen ließe, wenn Sie sich zum Märtyrer machten.«
    Und ich wußte es auch nicht, ehrlich.
    In diesem Augenblick traf ein Krankenpfleger ein, um mir das Gesicht zu reparieren. Abgesehen von einigen Schrammen hatte es kaum Schaden genommen. Auch meine Rippen waren nur geprellt und nicht gebrochen. Und was den erregenden, aufgezeichneten Beweis meiner Augen anging, so wußte ich, daß sich Vincent der Meinung des Inspektors anschließen würde – das Band ließ sich kaum verwenden.
    Später erschien ein Zivilwagen der Polizei, und ich wurde hineingeschoben, ein Jackett über dem Kopf. Ich konnte den Inspektor mit der unvermeidlichen Gruppe Reporter sprechen hören: »… hilft uns bei unseren Ermittlungen. Richtig. Nein, er heißt Barber. Christopher Barber, siebenundzwanzig Jahre alt. Ein Werbetyp. Tut mir leid, nein. Ich gebe seine Privatanschrift nicht bekannt. Ich weiß, wie hartnäckig die Herren von der Presse sein können. Setzen Sie sich morgen mit dem Bezirksamt in Verbindung. Vielleicht erfahren Sie dann mehr…«
    Der Polizeiwagen fuhr an. Nur wenige Reporter würden der Sache nachgehen. Und ich wußte aus Erfahrung, daß sie kaum Freude an ihren Ermittlungen haben würden. Barber war ein weitverbreiteter Name. Und der Werbeverband hatte kein offizielles Register. Und die Welt drehte sich weiter.

    Die Empfangsdame im NTV-Gebäude

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