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Tod Live

Tod Live

Titel: Tod Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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erkannte sie sofort und ließ sie zu Vincent Ferrimans Büro führen. Auf dem Weg vom Krankenhaus hatte sie eine ihrer kleinen Lähmungen gehabt und war vor einem Laden für Anti-Überwachungsgeräte gestürzt. Aber sie hatte sich der Wand zugewandt und war anonym geblieben, und niemand hatte sich um sie gekümmert. Sie konnte nicht auf die Uhr blicken, um die Lähmung zu kontrollieren, aber der Anfall hatte etwa zehn Minuten gedauert. Dann hatte sie sich wieder aufgerappelt, sich den Staub abgeklopft und ihren Weg zum NTV-Gebäude fortgesetzt. Dabei hatte sie wegen eines geprellten Knies etwas gehumpelt.
    Vincent Ferriman freute sich über ihren Besuch, gab sich aber nicht überschwenglich. Er war eifrig, bedrängte sie jedoch nicht. Er ließ sie Platz nehmen und bestellte Suppe und Sandwiches, da sie sich wegen ihrer kleinen Lähmung verspätet hatte und nicht hatte essen können. Dann nahm er hinter seinem Tisch Platz und sah ihr väterlich bei der Mahlzeit zu. So väterlich wie eine Figur von Aimee Paladine.
    Als er schließlich zum Geschäft kam, tat er das auf eine Weise, die keineswegs beleidigend war für ihre Intelligenz. »Sie sind hier, weil Sie keinen anderen Zufluchtsort mehr haben«, sagte er. »Sie wollten im Anfang meine Begründung nicht hören. Sie haben bereits gefühlsmäßig alles abgelehnt, was ich hätte sagen können. Sie sind hier, weil Ihnen die kommerzielle Welt keine Alternative gelassen hat.«
    Es war eine angemessene Darstellung der Tatsachen, machte ihn ihr jedoch nicht sympathischer. Sie aß weiter. Sie war selten so hungrig gewesen.
    »Das ist natürlich keine ideale Situation«, fuhr er fort, »doch es läßt sich wenigstens damit arbeiten. Es liegt an mir, sie im Zuge unserer Zusammenarbeit zu verbessern. Zunächst sind Sie hier, und das genügt.«
    Sie kaute. »Ich will das Geld jetzt«, sagte sie. »Und ich meine, es müßte mehr sein.«
    »Mehr als was?«
    »Die Aufregungen der letzten Nacht haben meinen Wert gesteigert. Da ich entführt worden bin, bin ich jetzt ein wertvollerer Artikel.«
    »Der Jargon stimmt, Katherine, aber ich wüßte nicht, wie.«
    »Ich will mehr, Vincent, und zwar jetzt.«
    Hart. Abgebrüht. Verwendete seinen Vornamen wie eine Beleidigung. Aber er schien keine Notiz davon zu nehmen. Er breitete die Hände aus. »Wenn man die Sache einmal von der anderen Seite sieht, Katherine, ist Ihr Marktwert gefallen, nicht gestiegen. Vor einigen Tagen hatten Sie noch mehrere Möglichkeiten. Heute, und das haben Sie selbst eingestanden, gibt es für Sie keine Alternative mehr.«
    Er mußte natürlich alle Ausflüchte machen. »Da wären noch immer die Rocky-Mountain-Waffeln«, sagte sie.
    Sie hatte gehofft, ihn zu verblüffen, doch er lächelte nur und berichtigte sie sogar: »Rocky- Himmels- Waffeln. Und der Laden ist ein Saustall.«
    »Ist mir egal. Ich denke dabei nicht an mich, sondern an all die kleinen Todeskandidaten, die nach mir kommen. Ich treibe das Honorar in die Höhe. Vereint schlagen, getrennt sterben.«
    Das brachte Vincent zum Lachen, und sie wußte, daß er entwaffnet war. Sie schluckte das letzte Stück Sandwich hinunter. Der billige Witz, die freche Forderung, die vulgäre Aggressivität – all das hatte sein Mißtrauen fortgeschwemmt. Sie würde bekommen, was sie verlangte. Sie würde es Harrys wegen bekommen – Geld im voraus, sicher auf der Bank, womit sie alle Freiheiten hatte, ihren Plan in die Tat umzusetzen, die Bildmaschine auf jede nur mögliche Weise hereinzulegen. Die Anzahlung für Harry, damit nichts zurückgefordert werden konnte, was sie auch anstellte.
    »Fünfhunderttausend«, sagte sie. »Im voraus. Auf die Hand.«
    Wieder lachte Vincent. Natürlich war es nicht sein Geld. »Wir müssen mit der Vertragsabteilung darüber sprechen. Aber die wird Ihnen niemals mehr als die Hälfte anzahlen, selbst wenn ich mich dafür ausspreche. Eine halbe Million ist viel Geld, auch für die NTV.« Sie würde die Hälfte nehmen, wenn es nicht anders ging.
    »Mindestens vier brauche ich gleich.«
    »Drei.«
    »Dreieinhalb.«
    »Seien Sie vernünftig. Drei ist das ursprüngliche Angebot.«
    Das stimmte. Mehr würde Harry nicht bekommen – es würde keine zweite Zahlung geben, doch er konnte sich kaum beschweren. Sie stimmte in Vincents Lachen ein.
    »Ich sage trotzdem dreieinhalb. Schließlich habe ich nur einen Tod zu verkaufen. Fühlen Sie sich nicht ausgesprochen mies, mich so runterzuhandeln?«
    »Und ich bleibe bei

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