Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod Live

Tod Live

Titel: Tod Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
Vom Netzwerk:
drei.«
    »Dreieinviertel.«
    »Drei.«
    »Sie sind ein harter Bursche.« Sie hörte auf zu lachen. »Also gut. Drei.«
    Mehr würde Harry nicht bekommen, doch er konnte sich kaum beklagen. Und die NTV konnte nach Herzenslust klagen – gegen jemanden, den es gar nicht mehr gab, gegen eine Nichtperson, eine tote Person. Sie starrte Vincent an und sah zu, wie er abrupt zu lachen aufhörte.
    »Ich habe das Gefühl, ich bin hereingelegt worden«, sagte er. »Aber ich bin viel zu nett, um mir etwas daraus zu machen.«
    Sie gingen ein paar Stockwerke tiefer in die Vertragsabteilung. Sie las den abgeänderten Vertrag sorgfältig durch – nicht weil sie sich dafür interessierte, nicht weil es wichtig war, sondern weil das von ihr erwartet wurde. Dann unterschrieb sie, und die Zeugen unterschrieben, und Vincent lächelte breit, und sie ging mit ihm zur Buchhaltung hinüber, wo die Summe von dreihunderttausend Pfund zu Gunsten ihres und Harrys Gemeinschaftskontos in den Zentralbankcomputer eingegeben wurde. Fünf Minuten später rief sie ihre Bankzweigstelle an, nur um sicherzugehen. Der Bankleiter verließ das Telefon, um nachzusehen. Als er zurückkehrte, klang seine Stimme ehrfürchtig – angesichts der Höhe der Einzahlung und wegen seines plötzlichen, unwürdigen Kontakts mit dem Saum von Katherine Mortenhoes Gewand.
    Vincent rieb sich die Hände. »Jetzt möchte ich Sie mit unserem Serienregisseur bekannt machen. Roddie ist wirklich etwas Besonderes. Er ist nicht wie ich: Er verfügt sogar über den Anflug eines Gewissens.«
    »Hat das nicht Zeit?« Sie hatte viel zu tun und war in Eile. »Die letzte Nacht macht sich bemerkbar. Und offiziell habe ich noch einen Tag meiner Leiderklärung.«
    »Nur ein privates Zusammentreffen, Katherine. Ich meine, Sie werden sich besser fühlen, wenn Sie ihn erst mal kennengelernt haben. Und er muß Ihnen etwas erklären. Etwas, das wir uns für eine Person wie Sie aufgehoben haben.«
    Er griff nach dem Telefon. »Außerdem haben Sie ja im Krankenhaus fast bis ein Uhr geschlafen – so müde können Sie also gar nicht sein.«
    Er wußte zuviel über sie; er mußte eine direkte Leitung zu Dr. Mason haben. Sie überlegte, ob sie ihm ein Gordon-Syndrom vorspielen sollte, um es ihm heimzuzahlen, aber das kam ihr irgendwie nicht richtig vor… Serienregisseur, hatte er gesagt. Das war ein hübscher Gedanke: Der Tod erforderte einen Serienregisseur! Aber dieser Roddie war ein Luxus, auf den sie verzichten mußte.
    Nach mehreren vorsichtigen Anrufen – zum Beispiel auch bei Gerald, ihrem ersten Mann – sie hätte wissen müssen, daß sie ihn aufspüren würden –, fand Vincent ihren Serienregisseur schließlich an einem amtlich klingenden Ort. Seine Fragen wurden womöglich noch behutsamer, und er notierte sich heimlich die Antworten, wobei er sie anlächelte, sie umwarb. Hinterher sagte er ihr leichthin, daß Roddie in einer offiziellen Sache zu tun hätte und vermutlich erst am nächsten Tag zur Verfügung stehe. Sie war nicht neugierig, nur erleichtert. Der morgige Tag war ein Problem, das sie lösen würde, wenn es soweit war.
    Sie versprach, sich morgen nachmittag um vier Uhr in den Schutz von NTV zu begeben, und verabschiedete sich so schnell wie möglich. Sie hatte den Eindruck, Vincent Ferriman habe plötzlich anderes im Kopf und sei ganz froh, sie loszuwerden.
    Vom NTV-Haus nahm sie ein Taxi, zuerst zur Bank und dann so tief in das alte Dockgebiet hinein, wie sich der Fahrer vorwagte. Von dort ging sie zu Fuß. Die Art Laden, die sie suchte, hatte sie vor vierzehn Monaten in einem Farbmagazin gesehen. Die Randgruppen waren damals groß in den Medien herausgestellt worden. Nun wollte sie in das Gebiet dieser Leute.
    Sie befand sich auf einer Straße – einer breiten Lkw-Auffahrt, die durch einen Dschungel von alten Gebäuden und Reihenhäusern verlief. Der Asphalt war an vielen Stellen aufgebrochen und von Gras überwuchert. In dem Artikel hatte gestanden, daß hier viele Häuser noch bewohnt waren, doch sie bemerkte kein Lebenszeichen.
    Die Straße endete abrupt an einem gewaltigen Haufen Lkw-Wracks, der vor dem Eingang zu dem alten Containerdepot aufragte. Es schien kein Weg darum herum zu führen. Kinder spielten in den Lkws. Als sie Katherine kommen sahen, knallten Türen zu, und es war plötzlich sehr still. Eine Blechdose polterte vor ihr auf die Straße und rollte ein Stück weiter. Sie blieb stehen.
    »Darf ich bitte hereinkommen?« rief sie.
    Nach kurzer Pause begannen

Weitere Kostenlose Bücher