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Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Titel: Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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erfolgsverwöhnt. Unter normalen Umständen hatte er es nicht nötig, kleine Brötchen zu backen. Doch hier ging es um so verdammt viel. Er konnte und wollte sie nicht entbehren. »Was war so dringend?«
    Statt einer Antwort seufzte sie. Mit unstetem Blick betrachtete sie ihn. Unter dem dezenten Make-up war sie blass. In ihrem Augenwinkel zuckte ein Nerv. Er registrierte jede ihrer Bewegungen, scannte jede Regung in ihrem fein geschnittenen Gesicht.
    »Ich kann das nicht mehr.«
    »Was meinst du?« Ihm wurde siedend heiß. Er spürte, dass er am Abgrund stand.
    »Du weißt genau, wovon ich spreche!«
    Neugierig blickten sich die Leute an den Nebentischen nach ihnen um. Mit einer beschwörenden Geste hielt er sie dazu an, leiser zu sprechen. Er wollte um jeden Preis die Diskretion wahren. Schließlich hatten sie beide so viel zu verlieren. »Ich will es von dir hören«, zischte er eindringlich, nachdem die anderen Gäste im Goldenen Anker das Interesse an ihnen verloren hatten.
    Als sie zu ihm aufblickte, standen Tränen in ihren wunderschönen Augen. »Ich halte es nicht mehr aus, verstehst du das nicht?«
    »Ich fürchte, nein.« Er versuchte zu lächeln, was ihm schändlich misslang. Hektisch griff er nach dem Glas und leerte es in einem Zug, bevor er der Kellnerin mit einer Geste bedeutete, ihm neuen Wein an den Tisch zu bringen.
    »Ich halte das mit uns nicht mehr aus.« Sie blickte ihn an, versuchte, in seinen Augen zu lesen.
    Er fühlte sich plötzlich nackt. So, als könne sie auf den Grund seiner Seele vordringen. Sofort wich er ihrem Blick aus und fummelte an der Tischdecke herum.
    »Du machst Schluss.« Es war eine Feststellung, keine Frage. Nickend stierte er auf den Tisch. Der Wein kam, er trank hastig. »Du machst Schluss mit mir.« Seine Stimme war nichts als ein Hauch. »Das ist es also, was du mir zu sagen hast.«
    Ihre Stimme klang tränenerstickt. »Ich halte es nicht länger aus, und Ubbo schuftet wie ein Verrückter für uns und unser Leben. Ich fühle mich dreckig und hinterlistig, wenn ich ihn hintergehe, verstehst du das nicht?«
    »Das klang schon mal anders. Wir hatten einen Deal«, erinnerte er sie verbittert. »Ein Abkommen.« Er blickte sie fest an und presste die Lippen zu einem Strich zusammen. An Absagen war er nicht gewöhnt. Absprachen wurden bei ihm eingehalten.
    »Wir wussten nicht, was sich daraus entwickelt«, erwiderte sie leise, als sich jemand am Nebentisch neugierig zu ihnen umblickte. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass …« Sie schüttelte den Kopf und wich seinen Blicken aus.
    Er ergriff ihre Hand. »Du weißt genau, dass ich …« Das »… ich dich liebe« schluckte er herunter.
    »Es geht mir auch so, und trotzdem: Ich mache Schluss, ja.« Ohne seine Antwort abzuwarten, erhob sie sich und verschwand in Richtung Fußgängerzone.
    Er war versucht, ihr zu folgen. Doch er war es nicht gewohnt, einer Frau hinterherzulaufen. Nein. Lange würde sie es nicht ohne ihn aushalten.
    Langsam wurde er sich der Tragweite ihrer Worte bewusst. Immer wieder hörte er ihre Stimme in seinem Kopf. Er stierte ins Leere. Erst, als am Hafen ein Taxi wendete und laut hupte, weil ein Radfahrer dem Wagen die Vorfahrt nahm, ruckte sein Kopf hoch. Es ist vorbei, hämmerte es in seinem Hirn. Kaum, dass er diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, wusste er, dass es diesmal anders war als sonst. Er fühlte sich, als würde er von einer Sekunde zur anderen in ein tiefes Loch fallen. Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen, und sein Leben fühlte sich plötzlich sinnlos an. So leicht wollte er sich nicht abspeisen lassen, dachte er und ballte die Hände zu Fäusten. So ging man nicht mit ihm um. Es war an der Zeit zu handeln. Er winkte der Kellnerin, um die Rechnung zu begleichen. Es gab viel zu tun, um die Vergangenheit ein für alle Mal zu beenden.
     
     
     
    Zwei
     
    Sie war spät dran. Eigentlich war sie eine besonnene Autofahrerin, aber heute war nichts normal. Bente Harmsen fuhr schneller als gewohnt, als sie den Abzweig passierte, der in den Elisabeth-Sophien-Koog führte. Noch hingen Nebelschwaden über den sattgrünen Wiesen. Es würde noch ein, zwei Stunden dauern, bis die Sonne durch die tiefhängenden Wolken drang. Bente Harmsens Gedanken kreisten um Ubbo, ihren Mann. Wie so oft hatten sie sich gestritten. Ihm wuchs die Arbeit über den Kopf. Vielleicht hatten sie sich auch einfach zu viel zugemutet in den letzten Jahren. Ubbo Harmsen hatte den Hof seiner Eltern im Süden von Nordstrand

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