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Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Titel: Tod sei Dank: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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Elektrik zu erneuern.«
    »Und Ihre monatlichen Ausgänge?«
    »Na ja … Die Hypothekenzahlungen liegen bei achthundert, Rechnungen, Auto und Versicherungen bei geschätzten vierhundert, Lebensmittel und Weiteres bei sechshundert.«
    »Das heißt, Sie kommen mit eintausendachthundert Pfund monatlich aus?«
    »Ja.«
    »Und Ihr Einkommen.«
    Will zögerte. Wie sollte er es formulieren? »Ich suche zurzeit einen Job.«
    Eine knappe Minute später schloss ein höflicher Banker die Bürotür hinter Will, dem nichts anderes übrig blieb, als sich voller Verzweiflung auf den Weg zu seinem Auto zu machen.
    Will standen zwar noch einige weitere Optionen offen – Geldleiher, Linda, Raubüberfall –, aber ehrlicherweise musste er sich eingestehen, dass seine Eltern einen Nerv bei ihm getroffen hatten. Auf dem Heimweg dachte er an die jungen Männer auf One Kidney Island , die ihre Hemden hochhoben, um ihre Verstümmelungen vorzuzeigen. Es war moralisch abstoßend. Es bedeutete, die Not anderer Menschen auszunutzen. Brachte er das wirklich übers Herz? Wahrscheinlich. Wer hätte es denn nicht übers Herz gebracht, wenn es um die Rettung des eigenen Kindes ging. Ob seine Eltern eine solche Möglichkeit wirklich ausgeschlagen hätten, wenn er im Sterben gelegen hätte und Menschen ihm aus freien Stücken und ohne Zwang Hilfe angeboten hätten?
    Andererseits hatten seine Eltern recht – die Mädchen hatten gerade erst mit der Dialyse begonnen, und das britische Gesundheitssystem bot eine der besten medizinischen Versorgungen der Welt.
    Vielleicht sollte er darauf vertrauen.
    Vielleicht sollte er den Notizblock im Aktenschrank ablegen – unter D wie dumm.
    Einen Job sollte er sich auch suchen. Die Rechnungen bezahlen. Den Alltagskram erledigen.
    Warten.

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Kapitel sechsunddreißig
    Nach seinem Banktermin ging Will geradewegs zu Linda. Eigentlich hatte er sie um Geld bitten wollen, falls seine ersten beiden Anlaufstellen sich als Misserfolg erwiesen. Aber jetzt wollte er nur noch, dass sie ihn schlüge. Niemals zuvor hatte er sich nach körperlichem Schmerz gesehnt, aber jetzt verlangte ihn dringend danach. Ob sie ihm bitte mit einem Kochlöffel auf den Kopf schlagen könne? Er verdiene es nicht besser. Und ob ihm das dabei helfen würde, alles zu vergessen? Nur eine Nacht lang? Ob der Schmerz das ermöglichen würde?
    Ob Lindas Mann immer noch da wäre?
    »Will! Wie geht es dir?«, fragte Lindas Mann Harry beim Öffnen der Tür. Er stand auf seinen Füßen, also musste die Phase mit dem Knien zu Ende sein. »Komm doch rein!«
    Der Abend verlief ganz und gar nicht nach Plan. Er führte dazu, dass Will zuhörte, wie Harry sich endlos über seine Arbeit ausließ. Im Vergleich damit nahm sich Wills Arbeitslosigkeit fast schon interessant aus. Wenn Will die Sache recht verstanden hatte, bestand Harrys Aufgabe darin, Artikel aus großen britischen Zeitungen auszuschneiden und sie in Ordnern abzuheften.
    »Du bist also quasi jemand, der Einklebealben anfertigt?«, fragte Will und betete, dass der Typ sich verzöge oder dass wenigstens Linda das Thema wechselte. (Warum saß sie einfach da, sagte »Ja« und »Aha« und lieferte gelegentlich Informationen, die suggerierten, ihr Mann und sein hirntoter Scheißjob seien tatsächlich von Bedeutung?)
    »Aber nein! Guck mal, das ist meine Visitenkarte. Ich bin Senior PR – Consultant für die Brauerei JM.«
    »Kriegst du das Bier umsonst?«
    »Ja, klar.«
    »Kann ich eines bekommen?«
    Will war fest entschlossen, sich einen Moment allein mit Linda zu verschaffen. Er würde einfach so lange bleiben, bis dieser Schwachkopf schlafen gegangen wäre oder sich wenigstens in ein anderes Zimmer verzogen hätte. Er wusste auch schon, wie er die Sache einfädeln würde.
    »Wie macht sich Archie denn so in Geschichte?«, fragte er Linda.
    Wenn Linda erst einmal anfing, über ihre Kinder zu reden, merkte sie nicht mehr, wie sich ihr Gegenüber veränderte. Wann immer jemand den Fehler beging, sich nach ihnen zu erkundigen, fing sie bei Adam und Eva an – und Adam und Eva waren in diesem Fall gewisse Aspekte in der Geschichte der Reformation, die Archie zwar am meisten interessierten, die aber leider sehr schlecht unterrichtet würden …
    Von da an gab es dann nur noch eines: sanftes Kopfnicken. Hm-hm, hm-hm.
    Sie beendete ihre Einleitung sehr langsam (in diesem Fall damit, wie sie den betreffenden Lehrer mit seinen unzureichenden Lehrmethoden konfrontiert habe) …
    Die Schultern ihrer

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