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Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Titel: Tod sei Dank: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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aber es hatte nichts genutzt. Wie lautete der nächste Punkt auf seiner Liste mit Vorhaben, die er entweder gar nicht oder schlecht erledigen würde?
2) Eltern – unnütze Arschlöcher
3) eine kaufen
    Gütiger Himmel, er hatte ein Foto von vernarbten Jungs ausgedruckt, die in ihren philippinischen Slums Schlange standen. Wie konnte er an so etwas auch nur denken? Mir wurde schon beim bloßen Anblick schlecht. Glaubte er wirklich, wir würden so einer Schnapsidee zustimmen? Selbst wenn sie uns das Leben rettete? Na ja, kann schon sein. Vielleicht.
    Seine Notizen darüber, wie er an die vierzig Riesen kommen wollte, brachten mich wirklich zum Lachen. Seine Eltern! Diese knauserigen, arroganten Arschlöcher.
    Die Bank! Was glaubte er denn, was die sagen würden? »Aber ja, bitte sehr, o arbeitsloser Alleinerziehender! Und jetzt schnell auf den Schwarzmarkt für Organhandel.«
    Die nächste Methode, an Geld zu kommen, lautete »Linda«. Das musste der Grund sein, weshalb er heute Abend zu ihr gegangen war. Sollte ich hinübergehen und ihm sagen, dass er mit dem Unsinn aufhören sollte? Dass mir übel wurde bei dem Gedanken daran, für den Körperteil irgendeines armen Kerls zu bezahlen? Ich war mir sicher, dass Kay das genauso sehen würde. Ja, ich beschloss, hinüberzugehen und ihm genau das ins Gesicht zu sagen.
    Aber was war das – eine leere Seite im Notizblock, gefolgt von einer gezackten Abrisskante? Er musste eine Seite herausgerissen haben. Warum? Ich sah im Papierkorb nach. Dort war sie nicht. Schaute mich auf Schreibtisch und Fußboden um – nichts. Öffnete die Schreibtischschublade – na bitte, da war es ja. Ein zerrissenes, zerknülltes Blatt Papier. Ich setzte mich hin, strich es glatt, fügte die Teile zusammen und sann über die Kopfzeile nach:

[Menü]  
Kapitel achtunddreißig
Ich wurde unglücklich geboren und bin es geblieben.
Es fällt mir schwer, mich anzupassen.
Ich bin gemein.
Egoistisch.
Schrecklich.
Hoffnungslos.
Ich habe keinen Ehrgeiz.
Bin nicht liebenswürdig.
Ich liebe niemanden außer einer Heroinabhängigen, die nicht mich, sondern meine zwanzig Pfund liebt.
Ich hasse meinen Vater.
Er hasst mich auch.
Ich habe es nicht gewusst.
Bis jetzt.
Will ich ihn umbringen?
Es ist sehr leicht, an eine Knarre zu kommen.
Ich hasse alle.
Ich will sterben.
    Danke, Papa, für die perfekte Liste. Er hatte einen Listenfetisch, seit sie abgehauen war, ohne mehr als eine Kritzelei zu hinterlassen. Und die hier war ein Meisterwerk: das Drehbuch, das er nie begonnen, geschweige denn beendet hatte.
    Ach, halt doch den Mund, Georgie, und hol die Flasche hervor.
    Du solltest weinen, Georgie, wirklich.
    Da war sie ja, im Beutel – zusammen mit was? Zigaretten.
    Der Bahnhof. Neun Minuten nach jeder vollen Stunde fährt ein Zug zum Hauptbahnhof.
    Hatte Kay meinen Namen gerufen, ehe ich das Haus verließ? Ich weiß es nicht genau. Meine Ohren hatten aufgehört zu hören.
    Machte es einen Unterschied, ob ich barfuß war? Dass ich um zehn vor neun an einem Wochentag nichts als Jeans und T-Shirt trug?
    Meine Füße hatten aufgehört zu fühlen.
    Ein Schritt nach dem anderen. Gleich würde der Zug einfahren, und den wollte ich nicht verpassen. Noch so ein großartiges Merkmal unserer Vorstadtsiedlung: die Zugverbindung, die neun Minuten nach jeder vollen Stunde fährt. Das und die tollen Schulen.
    Es war mir egal, dass mich die kleinen Mädchen anstarrten, die gerade von ihrem Pfadfindertreffen zurückkamen.
    Noch so eine gute Eigenschaft unserer Wohngegend: Pfadfindergruppen für Mädchen.
    Es war mir auch egal, dass mich eine Frau anstarrte, die vor ihrer Hautür stand und wartete, bis der Mann vom Lieferdienst seinen Transporter in ihre Küche entleert hatte.
    Kann sein, dass ein Auto hupte, als ich die Straße zum Bahnhof überquerte. Kann sogar sein, dass die Reifen ein bisschen quietschten. Ich hatte jetzt die Flasche in der Hand. Ich konnte unmöglich anhalten. Niemand konnte mich stoppen.
    Ich bin gemein.
    Bin ich gemein?
    In der Auffahrt standen ein paar rauchende Jungs. Ich ging an ihnen vorbei zum Bahnsteig. Es war eine Minute nach neun. Ein Mann mittleren Alters saß auf einer Bank und las den Wirtschaftsteil der Zeitung. Er verließ unseren schönen Vorort. Hatte wahrscheinlich auf dem Rückweg von der Arbeit im Pub an der Ecke vorbeigeschaut. Hatte vermutlich eine Stelle in der Stadt, bei der man dunkelgraue Anzüge tragen, zu wichtigen Meetings gehen und den Wirtschaftsteil des Herald kennen musste.

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