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Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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sechs Quadratmeter, aber mit einer Matratze, Decken, frischem Wasser und Essen würde er es eine Weile dort aushalten können.
    Doch ich hatte nicht mit unserem Nachbarn Hansen gerechnet. Er wohnte mit seiner Mutter gleich neben meiner Bude. Einer, der immer gierig nach Anerkennung war.
     
    An den Keller mit den Pferdeboxen konnte ich mich genau erinnern, doch eine Luke an der Decke war mir nie aufgefallen. Dabei glaubte ich, bei meiner Suche nach einem legendären Silberschatz, der in der Treidelstation verborgen sein sollte, alles abgesucht zu haben.
    Besuche Deine Gespenster, sonst besuchen sie Dich.
    Draußen war das heisere Signalhorn eines Schiffes zu hören, das auf dem nicht weit entfernten Kanal mitten durch Schleswig-Holstein fuhr. Hundemüde schlief ich über den Briefen ein. Ich träumte von verwaisten Häusern, durch die der Wind fuhr und von der Angst, dass niemand mehr da sein könnte.
    Wie mit einer Handkamera durchstreifte ich den Flur, den Keller, stieg die Treppen hinauf in die Wohnungen. Doch alle Bewohner waren verschwunden.
    Das Klopfen des Zimmermädchens trieb mich aus dem Bett. Ich griff mir die Briefe und fuhr zum Café Riverside an der Eider. Drüben, auf der anderen Seite die alte Treidelstation. Herausgeputzt und mit Büroleben hinter ihren Scheiben. Selbst von der anderen Seite der Eider erkannte ich noch das Flatterband der Polizei, welches das Grab umschloss, in dem mein leiblicher Vater all die Jahre gelegen hatte. Mit einem Medaillon in der knochigen Faust.
    Das Haus ließ sich seine Geheimnisse nicht anmerken. Ich zog den vierten Brief aus seinem Kuvert.
     
    »Unser Nachbar war ein Hund von Spitzel. Und mit seinem Rattengesicht schnüffelte er dort, wo selbst die Gestapo nicht hineinriechen mochte.
    Vier Wochen ging alles gut. Maria huschte jeden zweiten Abend in den Keller und brachte etwas zu essen. Sie flüsterten eine halbe Stunde miteinander und Dawid blieb wieder allein.
    Beim Holzholen muss er ihn schließlich gehört haben.
    Aus dem Küchenfenster sah ich, wie Hansen ihn, eine Schrotflinte im Anschlag, vor sich hertrieb. Nein, er wollte sich den Triumph nicht nehmen lassen, er wollte ihn höchstpersönlich der SS übergeben.
    Ich bin dann runter …«
     
    Hastig riss ich den fünften Brief auf, doch auf dem Bogen stand nur ein Satz: »Besuche Deine Gespenster, sonst besuchen sie Dich.«
     
    Keine weiteren Erklärungen, keine persönlichen Grüße für mich. Nicht mal seine Unterschrift. Ich durchwühlte den Stapel Briefumschläge, öffnete jeden noch einmal, um mich zu überzeugen, dass ich nichts übersehen hatte.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als mir den Rest der Geschichte zusammenzureimen. Er war hinuntergestürmt, hatte Hansen zur Rede gestellt, es musste zu einem Handgemenge gekommen sein, bei dem mein leiblicher Vater starb. Und er musste aus einem Schuldgefühl heraus und aus Liebe meine Mutter geheiratet haben.
    Aber warum schrieb er mir die Geschichte haarklein auf und endete lediglich mit dem Satz: »Besuche Deine Gespenster, sonst besuchen Sie Dich?«
    Ich bestellte bei der Kellnerin eine Portion Sauerfleisch mit Bratkartoffeln und blickte hinüber zur Treidelstation. Gab es weitere Geheimnisse um den Toten, die mir mein Vater in seinen Briefen nicht anvertraut hatte?
    Vorn am Steg näherte sich eine Segelyacht. Mit lauten Befehlen versuchte der Skipper, Frau und Tochter zu dirigieren. Sie hatten jeweils einen Fender und eine Leine in der Hand. Doch das Boot schabte gegen den Steg und der Freizeitkapitän begann, laut zu fluchen.
    Ich sah hinüber zum Obereiderhafen. Statt des alten Krans waren da nun ein paar Peitschenmaste, die an Hafenkräne erinnern sollten. Mir kam es vor, als wollten die Planer über das städtebauliche Gemetzel, das dort veranstaltet worden war, nun auch noch ihren Spott ausgießen. Warum werden eigentlich Architekten nie für ihre Verbrechen an der Menschheit zur Rechenschaft gezogen?
    Nein, was mein Vater mir kurz vor seinem Tod mitgeteilt hatte, konnte nicht alles sein. Ich wollte mich nicht mit diesen weißen Flecken abfinden.
    In der Hohen Straße in Rendsburg kaufte ich mir eine Taschenlampe und in einem Baumarkt einen Kuhfuß, einen Satz Schraubenzieher und einen Bolzenschneider.
    Gleich nach Einbruch der Dunkelheit schlich ich mich mit meinem Rucksack auf dem Buckel in das Haus.
    Die hintere Tür war kaum gesichert. Trotz all der Umbauten, die die Treidelstation in den letzten Jahren hatte durchmachen müssen, roch es noch

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