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Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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stopfte es in die Tasche und riss ein Streichholz an. Sofort schlugen die Flammen hoch.
    Draußen zog er im Schein des Feuers das Tagebuch heraus.
    Leas Buchstaben waren klar und deutlich. Während drüben die Flammen aus dem Fenster schlugen und langsam an der Mauer ihre Zungen zum Dach hinaufbleckten, während laut knisternd das Reet Feuer fing und die alten Bohlen sich krachend aus dem Mauerwerk lösten, Gläser zerplatzen und das Feuer sein Gesicht zu wärmen begann, las er ihre letzten Zeilen. Eine Art Abschiedsbrief, dachte er, und: Nun wird niemand etwas erfahren. Du bekommst deine Ruhe Lea. Keine Schlagzeilen.
     
    Meine Mutter hat es mir gesagt, als ich 18 war. Aber Jan wollte es nie glauben. Nein, er hat es einfach nicht glauben wollen. Und nun ist er da, der Beweis. Klarheit. Endlich ist er gekommen. Einfach so. Aus dem Nichts. Wird Jan bei mir bleiben? Klar bleibt er bei mir. Wird alles so weitergehen? Natürlich nicht. Aber das macht nichts. Ich habe ihn gebeten, noch zu warten. Vorsichtig zu sein. Jan ist so empfindlich.
     
    Im Schein der Flammen blätterte er die Seite um.
     
    Warum meldet er sich plötzlich nicht mehr? Er hat es doch versprochen, dass wir es ihm gemeinsam sagen. Jan hat immer geglaubt, er müsse etwas verstecken. Nun gibt es nichts mehr zu verstecken. Ich muss ihn vorsichtig vorbereiten. So viele Jahre hat er geglaubt ... und zugegeben, manchmal war ich mir auch nicht mehr sicher ...
    Er ist ein so netter älterer Herr. Er versteht, dass wir vorsichtig vorgehen müssen. Jan ist manchmal so sensibel. Bestimmt meldet er sich bald. Es wird alles gut. Jetzt, wo er da ist. Nein, es wird nicht einfach für Jan. Es ist nicht einfach, plötzlich seinen Vater kennenzulernen. Sie haben so große Ähnlichkeit. Aber warum meldet er sich nicht? Jetzt, wo alles gut wird?
     
    Jan sah das Flackern des Hauses, hörte in der Ferne die Feuerwehrsirene. Krachend stürzte ein Teil des Daches ein. Zu meinem Vater gehen, sagte er laut. Zu Lea. Zu Alexander. Ich muss jetzt zu Lea gehen. Ihr das Tagebuch bringen. Und dann näherte er sich der Tür. Er bemerkte, wie seine Haare versengten. Das Tagebuch fing Feuer. Seine Augenbrauen begannen zu brennen. Aber irgendwie gehörte das nicht zu ihm. Nicht mehr.
     Die Tür gab nach und fiel nach innen. Er stieg über die Glut und vor seinen Augen tanzten die Lichter. Er musste zu Lea. Zu Alexander.
     

Chiemgau-Komet
     
    Ja, Herr Richter, ich bin da rein in die Scheune und hab den Eimer genommen und ihn ihr über den Kopf geschlagen ... Ja, ich weiß, dass ich strafmündig bin. Ob, ich dazu noch etwas ...?
    Nein, Herr Richter, dazu gibt es nichts mehr zu sagen. Nein, eigentlich nicht. Ich weiß ja, dass ich es war, und dass ich strafmündig bin.
    Was meinen Sie, Herr Richter? Ob ich sie gehasst habe? Aber nein, gehasst habe ich sie nicht.
    Wie? Nein, ich weiß nicht, was ich über mein Leben erzählen soll. Es ist ganz normal. Ein Leben im Grassauer Tal. Unser Hof liegt etwas abseits. Nichts Besonderes. Nein, ich habe sie nicht gehasst! Wie ...? Ja, was soll ich denn über mein Leben erzählen?
    Da gibt es immer was zu tun, auf so einem Hof. Die Familie ist wichtig. Aber manchmal ist sie mir auch auf die Nerven gegangen. Weihnachten und so. Oder sonntags.
    Ja, die Touristen gehören auch dazu. Touristen kommen und gehen. Und manche kommen jedes Jahr. Die Busse spucken sie aus und anschließend laufen sie über die Wiesen. Und man verkauft ihnen Andenken oder Schafsbergkäse … das ist ein Geschäft. Davon will jeder was abhaben.
    Klar gibt es Neid. Ja, Herr Richter, unser Hof liegt ein wenig abseits.
    Das Gerede über die Milchpanscherei habe ich erst spät mitbekommen. Ich weiß auch nicht, diese Familie Hurzlinger hat uns gehasst. Schon immer. Mein Großvater hat mir erzählt, dass sich unsere Familien schon vor Hunderten von Jahren nicht vertragen hätten. Immer hätte es Streit gegeben, wegen irgendwelcher Grenzzäune und dem Brunnen und wenn sich mal ein Kalb verlaufen hat.
    Es war immer irgendetwas. Ja, Herr Richter, die haben allen erzählt, dass wir die Milch strecken, dass wir panschen würden, mit Wasser und ... ein Motiv? Ja, vielleicht ist das ein Motiv, Herr Richter. Wenn Sie das sagen.
    Aber das mit dem Strecken hatte mit der Lisa ... ja, die Tochter der Familie Hurzlinger. Mit der Lisa hatte das nichts zu tun.
    Wenn so ein Gerücht erst mal Beine hat, dann sitzt das in den Köpfen der Leute fest, dann kriegt man das nicht mehr raus, das ist wie

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