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Tod und Leidenschaft (German Edition)

Tod und Leidenschaft (German Edition)

Titel: Tod und Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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Wort lasse ich den Schläger stehen und gehe weiter. Nur ein paar Schritte. Er wird mich wohl nicht mehr beachten jetzt. Also sehe ich mich um.
    Er steht da, hat sie – genau wie ich eben – an der Kehle gepackt und hält sie vor sich in die Luft.
    „Du bescheisst nen Kunden, du Pissnelke?“ Und schon saust seine Faust herab. Mit dumpfem Knall trifft sie das Gesicht der Hure. Sie jammert mit blinden Augen und mein Herz hüpft.
    Ach, wie sehne ich mich danach, jetzt stehen zu bleiben um zuzusehen, wie er ihr den Gar ausmacht.
    „Nicht mein Gesicht…“, wimmert sie. Da kommt der nächste Hieb.
    „Keinen interessiert deine Fresse, du dämliche Fotze!“
    Leider kann ich nicht warten, um das Schauspiel zu genießen. Ich muss zur Arbeit. Es drängt mich nur, mich zu waschen dort. Schnellstens. Karbol und Kernseife. Doch welche Freude. Welche Glückseligkeit. Noch immer sehe ich ihre angstgeweiteten Augen vor mir und höre das Röcheln ihrer Kehle. Welch süße Symphonie!
    Ich biege gemächlich um die nächste Ecke. Mein Gang ist leicht und mein Herz … ach, mein liebes Herz. Wie ruhig es schlägt in meiner Brust.
    Das Wasser, das über meine Hände fließt, als ich sie über der Waschschüssel reinige, ist sauber. Ich habe den Schmutz berührt und bin doch rein geblieben. Gott hat mir ein Zeichen gesandt!

X
    „Lewinsky´s Modes de Paris” war ein kleiner Laden mit leicht trüben Fensterscheiben. In den Auslagen fanden sich all jene Modelle, die „nach etwas aussehen“, wie Mister Lewinsky es ausdrückte. Federn und Blumen türmten sich so, dass man darunter kaum noch den eigentlichen Hut zu entdecken vermochte.
    Was im Laden verkauft wurde, war allerdings leidlich dezenter und auch wesentlich preiswerter. In den Regalen, die umrahmt waren von kunstvoll geschnitzten Säulen, standen Hüte und Hauben, meist in gedeckten Farben.
    Elizabeth, die einzige Angestellte der „Modes de Paris“, reckte sich gerade in eines der oberen Regale und drehte eine Haube, die mit Bändern und einer einzelnen Feder besetzt war, ein wenig auf ihrem Ständer, damit die Sonne das Material gleichmäßig ausbleichte.
    „Wenn wir die nicht bald verkaufen, Mister Lewinsky, müssen wir sie auseinander nehmen“, rief sie ein wenig atemlos über die Schulter.
    Mr. Lewinsky betrachtete sie und strich dabei mit der Hand über seinen bereits recht dünnen Bart. Er atmete tief durch.
    „Die Fürstin Andrejewna hätte diese Haube sofort für ihre Nichte gekauft.“
    Er war vor Jahren aus Russland geflohen, wo er einen eleganten Hutsalon gehabt hatte. Allerdings bezweifelte Elizabeth den Wahrheitsgehalt seiner Berichte über Großfürstinnen und andere Adelige, die ihn frequentiert haben sollten.
    Und sie bezweifelte ebenso, dass eine Fürstin eine solch ausgebleichte Haube ihrer Nichte aufs Haar gesetzt haben würde.
    Mr. Lewinsky war der beste Chef, den man sich vorstellen konnte und deswegen tat Elizabeth ihm die Liebe und hörte seinen Geschichten aufmerksam zu, während sie sich mit einem Lappen an den Regalen zu schaffen machte.
    „Wenn sie zu schlimm aussieht, mein Kind, dann bring sie mir ins Atelier und ich sehe, was ich aus der Feder und der Spitze noch machen kann …“
    Sein „Atelier“ war ein winziger, fensterloser Raum, der beherrscht wurde von regalen, in denen Kisten mit Putz lagerten und dem Arbeitstisch von Mr. Lewinsky, wo er die Hutrohlinge dekorierte.
    Es gab noch einen angrenzenden Raum, wo jene Maschinen standen, über denen er den Filz für die Hüte zog.
    Elizabeth kannte seine Zeichnungen von all jenen Kreationen, die er sich ausdachte, und doch nie anfertigen würde. Turmhohe Meisterwerke mit Vögeln, Blumen und Netzen, fein wie Spinnweben.
    Leider gab es hier in der Gegend, kaum drei Straßen von Whitechapel entfernt, keinen Bedarf an solchen Kunstwerken. Davon abgesehen, dass der Laden nicht mal genug abwarf, um auch nur das Material einzukaufen, das hierzu notwendig gewesen wäre.
    Elizabeth raffte ihren bauschigen Rock und die bodenlange Schürze und kam mit einem kleinen Sprung von dem Tritt, der sie an die oberen Regalböden geführt hatte.
    Die kleine Glocke über der Ladentür hatte eine Kundin vermeldet und als sie ihre Schürze glatt strich, bemerkte sie, dass Mr. Lewinsky bereits wieder in sein Atelier verschwunden war. Sie war verärgert, denn eigentlich hatte sie gerade absperren und Feierabend machen wollen.
    „Mit was kann ich dienen, Madam?“, fragte sie dennoch höflich und zuvorkommend,

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