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Tod und Leidenschaft (German Edition)

Tod und Leidenschaft (German Edition)

Titel: Tod und Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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begann.
    „Und deswegen hast du auch keine Zeit zum Heiraten!“
    Es war die Bombe, mit der er insgeheim gerechnet hatte. Das immer wiederkehrende Thema all ihrer Auseinandersetzungen.
    Der Dienst und die Hochzeit.
    „Liebes … spürst du nicht, wie das all unsere Gespräche vergiftet? Du weißt, wie ich mich danach sehne, dich endlich zu meiner Gemahlin zu machen, aber …“
    „ Jaaa … aber … immer ein Aber … Alles tuschelt über uns. Über mich ! Die ewige Verlobte. Es kann doch nicht so schwer sein, mal ein paar Tage frei zu bekommen …“
    „Ja, ich weiß. Ich bemühe mich ja auch. Wirklich … aber es gibt zurzeit so viele …“
    Seine eigene Hilflosigkeit beschämte ihn.
    Ada gehörte zu jenen Frauen, die nur dazu geboren und erzogen wurden, eine gute Partie zu machen. Und der dritte Sohn eines Earls war in dieser Beziehung schon hart an der Grenze. Aber dennoch hatte Ada sich damals ihren Eltern gegenüber durchgesetzt. Noch immer hörte er, wie sie seine Hingabe an den Dienst und seine Pflichterfüllung gepriesen hatte und sämtliche Einwände ihrer Eltern vom Tisch gefegt.
    Und wie übel hatte er es ihr gedankt …
    Über ein Jahr war es her. Über ein Jahr … Aber er fürchtete sich. Er, der erfolgreiche Inspector John Harris fürchtete sich.
    Und er konnte nicht einmal sagen, vor was. Seine Freunde würden ihm auf den Rücken klopfen und feixen. Aber es war ernster. Viel ernster.
    Ada hatte ein Recht auf die Hochzeit. Er hatte ihr offiziell das Eheversprechen gegeben und er würde es halten. Sobald der Dienst ihm die Zeit dafür ließ.
    „Es tut mir Leid, Liebes … Ich muss jetzt gehen.“ Harris warf einen langen Blick auf die hohe Standuhr, die eher einem Sarg ähnelte, denn einem Zeitmesser.
    Sie senkte den Kopf und ließ sich dann auf der Couch nieder. Demonstrativ griff sie nach ihrem Stickzeug und zog so energisch den Faden durch den Stoff, dass die feine Seide zu zerreißen drohte.
    Mit halb angewandtem Gesicht hielt sie ihm die Wange entgegen und empfing seinen sanften Kuss. Ihre Haut duftete nach Veilchen und die feinen Härchen unterhalb ihrer Schläfe ähnelten der Haut eines Pfirsichs.
    Sie war wirklich eine Schönheit.
     
    X
    Das Gefühl hat mich getragen wie auf Schwingen eines Adlers. Ich habe mich gleichsam erhoben über all den Schmutz, über all das Grauen und bin nur noch aus der Ferne sichtbar.
    Was für ein Tag nach meinem kleinen Erlebnis. Welche Befreiung!
    Und doch … als ich am späten Abend nach Hause kam, war kaum noch etwas geblieben von meiner Zufriedenheit, es dem Miststück gezeigt zu haben. Immer mehr bedrängte mich die Frage, wie ich es diesem Schläger hatte überlassen können, ihr eine Lektion zu erteilen, die sie nie mehr vergessen würde.
    In meinen Gedanken wurde seine Faust zu meiner, die ihr Gesicht zerschmetterte. Seine Worte wurden die meinen.
    Doch die Befriedigung, die mir diese Gedanken zunächst verschafften, hielt nicht an. Sie wurde verwässert, durchsetzt mit Unzufriedenheit. Eine Hure war bestraft worden. Ein paar Schläge. Stand sie nicht mit Sicherheit kurze Zeit später an irgendeiner anderen Ecke und lockte mit blutigem, zerschlagenem Gesicht ihre Kundschaft an? Und wenn die nächsten dreckigen Kerle sie nur von hinten benutzten, um ihre zu Brei geschlagene Visage nicht sehen zu müssen – was nutzte es?
    Ich hatte ein frisches, sauberes, weißes Tischtuch aufgelegt. Der Tisch war leer, von meinem Teller und dem Besteck abgesehen. Es war eine Ordnung, die mir eine gewisse Ruhe verschaffte.
    Meine Suppe, in der nur wenige Fleischstücke schwammen betrachtend, konnte ich mich nicht zum Essen überwinden.
    Dabei war es nicht der Ekel in der Erinnerung an das Stück Dreck, das es gewagt hatte, mich anzusprechen, mich anzufassen …
    Es war alleine die Tatsache, dass ich auf meinem Weg in die Arbeit zahllose solche Weiber gesehen hatte.
    Und wie ich auch geradeaus geschaut hatte, wie ich auch meine Ohren zu verschließen gesucht hatte – ihre Stimmen, ihre Körper … sie waren überall gewesen. Wie Ratten waren sie aus ihren Kloaken gekrochen gekommen. Hatten ihre verrotteten Klauen nach mir ausgestreckt.
    Wie lange ertrug ich diesen Weg nun schon, vorbei an all den Krankheiten tragenden menschlichen Abfallhaufen?
    Ihre faltigen Brüste, die sie mir entgegen reckten, ihre verfilzten Dreiecke, die sie mir schamlos darboten, ohne auch nur einen Gedanken darauf zu verschwenden, wem sie ihre Dienste offerierten. Sahen sie denn nicht, dass

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