Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Titel: Tod und Schinken: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
Vom Netzwerk:
zwanzigtausend Quadratmeter zu verkaufen, damit sie darauf eine ihrer bundesweit geplanten Hähnchenmastanlagen errichten. Es handelt sich um hunderttausend putzige Hähnchen …«
    »Stopp!«, bestimmte ich und fuhr fort: »… die eingepfercht auf engstem Raum erbärmlich dahinvegetieren. Industrielle Massentierhaltung ist nichts anderes als Tierquälerei, die einfach zum Himmel stinkt!«
    Ich sah das Lächeln auf ihren Lippen und erkannte, dass sie mich reingelegt hatte. Natürlich würde sie nie dulden, dass Ollie einen solchen Deal eingehen würde. Ihre Bielefelder Zwerg Kennhühner laufen frei auf dem Hof herum, und sie kennt ein jedes mit Namen. Den Hahn nennt sie Charles, und seine Lieblingsdame, wenn man ein Huhn so bezeichnen darf, heißt natürlich Camilla. Camilla hatte im letzten Jahr sagenhafte einhundertzweiundachtzig Eier gelegt.
    »Außerdem«, bekräftigte die Gräfin, »führen die hohe Ammoniakkonzentration, die wegen des Hühnerkotes entsteht, und die Antibiotika-Rückstände zu einer Belastung des Trinkwassers …«
    »Ich bin entzückt über dein umfassendes Wissen, Tante Liza!«, staunte Ollie.
    Die Gräfin winkte milde lächelnd ab. »Weiß ich alles von Hertha Däubling. Die hat im Landfrauenklub einen Vortrag über Hähnchenmast gehalten, dass uns allen schlecht geworden ist. Der Hertha wollen sie so ein Hühner-KZ direkt vor ihren Bio-Hof in Pottenhausen bauen.«
    »Nein, das kommt für uns auf keinen Fall infrage«, bekräftigte Ollie.
    Die Gräfin seufzte. »Tja, dann bleibt nicht mehr viel übrig. Ferdi Petig fragt an, ob er für seine Schwäbisch Hallischen ein Stück Weide pachten kann …«
    »Ferdi Petig?«, erkundigte sich Ollie.
    »Ferdi hat seinen Hof in Bega«, erklärte ich. »Er hat sich auf Ferkelzucht spezialisiert, aber er ist einer von den Bauern, bei dem es die Schweine noch einigermaßen gut haben. Die haben in ihren Ställen genügend Platz und frisches Stroh unter dem Hintern. Und dann züchtet er noch die Schwäbisch Hallischen; die laufen bei ihm auf der Weide herum. Aber allein vom Verkauf der Tiere kann er nicht leben …«
    »Und hier habe ich noch eine Anfrage vom WDR. Sie möchten das Rübezahl in einer neuen Sendereihe vorstellen …« Sie blickte in die Runde.
    »Das wär’s doch!«, sagte Ollie begeistert. »Wir kommen ins Fernsehen und die Gäste anschließend zu uns.«
    »Nicht, wenn wir weiterhin so dilettantisch wirtschaften und kochen.«
    »Dann kocht eben Ihr Freund Rolf noch einmal für uns«, schlug die Gräfin vor.
    »Das wäre unredlich«, widersprach ich. »Vor den Fernsehzuschauern würden wir uns mit Rolfs Kochkünsten schmücken und nachher den Gästen Duffys Mohrrübeneintopf vorsetzen.«
    »Dann bleiben uns nur noch zwei Möglichkeiten«, seufzte die Gräfin: »Wir geben auf – oder Sie sprechen doch mit Ihrem Freund, dem Sparkassendirektor!«

3.
    Als ich mein Domizil erreichte, passierten zwei Dinge auf einmal. Luna, meine Labrador-Mischlingshündin, sprang mir entgegen, sodass ich fast wieder in den Hausflur zurückfiel. Und zweitens klingelte das Telefon Sturm. Während ich mich an Luna vorbeikämpfte, die das Ganze für ein großartiges Spiel zu halten schien, hatte der Anrufer aufgelegt.
    Ich schaute auf das Display. Eine Hamburger Nummer, die mir nicht ganz unbekannt vorkam. Also nahm ich den Hörer auf, tippte die Rückruftaste und wartete geduldig, bis am anderen Ende wieder abgenommen wurde.
    »Hier Morgenstern«, meldete ich mich.
    »Hier Abendroth«, tönte mir eine sonore Stimme entgegen. Mit der Stimme hätte er auch Politiker, Synchronsprecher oder Sportreporter werden können. Aber Phillip Abendroth hatte sich für eine andere Laufbahn entschieden. Er hatte als Laufbursche angefangen und es bis zum Chefredakteur eines Hamburger Magazins gebracht. Normalerweise langweilte er sich in diversen Workshops, auf Sitzungen und Empfängen zu Tode. Ganz selten stach ihn jedoch noch der Hafer und er schrieb brillante Leitartikel.
    Er besaß eine Villa in Winterhude, war in dritter Ehe mit einer dreißig Jahre jüngeren Frau verheiratet, spielte Golf und sammelte Sportwagen und Originale von Andy Warhol. Wir kannten uns aus der Zeit, als ich mich als Journalist auf die Aufklärung spektakulärer Mordfälle spezialisiert hatte. Schon damals war er fett gewesen. Seine fünfte Leidenschaft, neben jungen Frauen, schnellen Wagen, echten Warhols und dem Schreiben, war das Essen. Er war das, was man einen Gourmand nannte. Er aß viel, und das

Weitere Kostenlose Bücher