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Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Titel: Tod und Schinken: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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die Uhr. Es war 15 Uhr 36. Ich hatte keine Ahnung, wo der Taucher im Wald auf mich wartete. Ich hatte nur die Geodaten und wusste, dass es in Bad Salzuflen war. Aber Abendroth hätte mir nicht nur eine Stunde gegeben, wenn der Ort weit entfernt gewesen wäre.
    Ich griff erneut zum Telefon und wählte Ollies Nummer.
    »Wie wär’s mit einer Spritztour?«, fragte ich harmlos.
    » A joyride ? Mein lieber Freund, was hast du vor?«
    Ich erzählte es ihm. Obwohl ich sein Gesicht nicht sehen konnte, spürte ich förmlich, wie es sich immer mehr verdüsterte.
    »Das klingt nicht nach joy «, sagte er schließlich. »Eher nach Schlama – Schlamm …«
    »Schlamassel«, half ich ihm auf die Sprünge. Ein für Engländer sehr schwieriges bis unaussprechliches Wort. »Aber ich verspreche dir, es wird nichts passieren«, sagte ich leichthin.«
    »Und wenn dein Freund dich reingelegt hat?«
    »Abendroth ist verlässlich. Mit solchen Tricks arbeitet er nicht.«
    Ich legte abermals auf und überlegte, ob ich zuvor noch jemanden anrufen sollte, um mich abzusichern. Ich dachte an Norbert, einen meiner besten Freunde und nebenbei noch Polizist. Aber selbst Norbert würde auf die Barrikaden gehen, wenn ich von ihm verlangen würde, sich noch eine Stunde zu gedulden.
    Also ließ ich es sein.
    Ich zog mir eine Jacke über. Luna hatte ein paar Momente lang die Hoffnung gehegt, dass ich sie mitnehmen würde. Sie war kein ausgebildeter Leichenspürhund, aber sie konnte ganz nützlich sein beim Auffinden des Toten. Andererseits hatte ich ja die Geodaten. Also entschied ich, sie daheimzulassen, auch wenn sie mich traurig anschaute. Ich schloss die Tür zweimal ab und ging.
    Auf dem Hof erwartete mich Ollie. Ich sprang in seinen Morgan und gab ihm den Zettel mit den Zahlen. Er tippte sie in sein Navi und sagte:
    »Ich habe kein gutes Gefühl …«
    »Fahr einfach los.«
    Ich schaute auf die Uhr. Zehn Minuten hatte ich bereits verloren, aber auch das hatte Abendroth, wie ich ihn kannte, mit eingerechnet. Schließlich konnte er nicht von mir verlangen, dass ich gleich zum Auto hetzte und davonraste.
    Ollie lenkte seinen Morgan die Einfahrt hinunter. An der Hauptstraße wies ihn das Navi nach links, Richtung Herford.
    Der Roadster hatte kein Verdeck, zumindest hatte Ollie es an diesem Tag nicht aufgespannt. Ich sah hinauf in die Wolken und hoffte, dass es trocken bleiben würde. Der Wettergott meinte es in diesem Mai nicht gut mit uns. Zumindest nicht der lippische Wettergott, der stets ein bisschen grimmiger war als seine Kollegen im Süden. An zwei, drei Tagen hatte die Sonne vom Himmel geknallt, und man hatte bereits draußen auf der Terrasse sitzen können. Seit einer Woche war es wieder eiskalt.
    Ollie hatte meinen Blick bemerkt. »Englisches Wetter. Mostly cloudy ! Fantastisch!«
    Der Teutoburger Wald hatte tatsächlich viel mit Großbritannien gemein: Neben dem englischen Wetter gab es abgeschiedene Täler wie in Wales und ein Völkchen namens Lipper, das den Schotten in puncto Sparsamkeit einiges voraus hatte. Außerdem waren sie genauso trinkfest wie die Iren, allerdings weniger sangesfreudig.
    Wir umfuhren die Detmolder Innenstadt, kamen an dem Chinahochhaus vorbei, und endlich erstreckte sich vor uns die B239 Richtung Lage. In den letzten Jahren waren immer weitere Industrieflächen hinzugekommen, die den Blick auf die Felder und bewaldeten Hügel zu beiden Seiten versperrten.
    Linker Hand thronte hoch oben das Hermannsdenkmal. Ollie ließ den Motor aufheulen und beschleunigte den Morgan. Wahrscheinlich dachten wir beim Anblick des schwerttragenden Arminius beide an dasselbe: wie wir Ollies Freundin dort befreit hatten. Leider hatte sich die Affäre zwischen Steffi und ihm bald danach ziemlich abgekühlt. Im Moment kochte sie auf Sparflamme. Ich wusste, dass Ollie darunter litt.
    Rechts kam der Kirchturm von Heiden in Sicht. Aus der Ferne wirkte er schief, was jedoch daran lag, dass er ein gedrehtes Dach aufwies. Es gibt keine Erklärung dafür, außer der Sage, dass der neidische Teufel, als die Kirche erbaut war, das Dach abzureißen versuchte. Es gelang ihm jedoch nur, es ein wenig zu drehen, und danach suchte er das Weite.
    Die Industrieflächen wichen Äckern und Wiesen, und ein paar Minuten lang genoss ich den weiten, unverbauten Ausblick, bis in der Ferne die hässlichen Schornsteine der Zuckerfabrik in Lage auftauchten.
    Um diese Zeit herrschte in Lage Rushhour. Außerdem mussten wir vor den Schranken an der Zuckerfabrik

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