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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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in seiner
salbungsvollen Mittelstandsrede mit etwas recht gehabt hatte, dann mit der
Bemerkung über die kühnen, wenn auch unangenehmen Maßnahmen, die unter gewissen
Umständen erforderlich waren.
    Leider stand Gorbitsch meinem Plan lange nicht so aufgeschlossen
gegenüber, wie ich erwartet hatte.
    »Ich würde dir ja gerne helfen, Ole. Aber ich habe mir geschworen:
keine krummen Sachen mehr. Das ist aus und vorbei. Wir beide haben uns das
vorgenommen, Sved und ich. Danke, dass du uns zu der Erkenntnis verholfen
hast.«
    »Was bezeichnest du denn als krumme Sache?«
    »Mauscheleien. Tricksereien. Political Affair
Design . Du hattest ganz recht, ich bin tief gesunken. Aber ich habe mir
vorgenommen, wieder in den Spiegel sehen zu können, ohne mich danach übergeben
zu müssen.«
    »Tja, das ist großartig«, lobte ich, auch wenn es mir gerade im
Moment nicht so in den Kram passte. »Aber was willst du jetzt machen? Ich
meine, seien wir doch ehrlich: Diese Mauscheleien sind das Einzige, worin du
wirklich gut bist.«
    »Deshalb erwäge ich ja, demnächst für das bischöfliche
Generalvikariat des Bistums Münster zu arbeiten. Die suchen nämlich Mitarbeiter
für christlich verantwortete Öffentlichkeitsarbeit.«
    »Verstehst du denn davon was?«
    »Damit ist eine Form umsichtiger und selbstkritischer
Berichterstattung gemeint, die darauf achtet, gläubige Leser nicht mit
unliebsamen Wahrheiten zu überfordern.«
    »Clerical Affair Design«, sagte ich. »Also
was ist jetzt?«
    »Keine Chance.«
    »Zufällig weiß ich, dass du auf deinem PC ein Programm namens ›True Lies‹ hast, mit dem man falsche Beweisfotos erstellen
kann.«
    »Das war vielleicht mal so. Aber so was ist illegal.«
    »Du weißt also, wovon ich spreche?«
    »Mit so was ist es ein für alle Mal vorbei, wovon rede ich denn die
ganze Zeit? Wenn du dich so eines Programms bedienst, bist du nicht besser als
die, die du zur Strecke bringen willst.«
    »Darauf würde ich es ankommen lassen«, sagte ich. »Gib dir einen
Ruck, Gorbitsch. Es geht um Gerechtigkeit. Um Conny Löwenich.«
    »Und du denkst, ich würde dir erklären, wie man das benutzt?«, sagte
er und bohrte eine Weile nachdenklich in der Nase.
    »So etwas Ähnliches hatte ich mir gedacht. Und, was sagst du?«
    »Ohne mich«, bekräftigte Gorbitsch und verkündete, dass er den
Nachmittag mit Svedlana zum gemeinsamen Joggen verabredet sei. »Der Computer
steht oben im Arbeitszimmer«, sagte er. »Rühr ihn bloß nicht an. Das Gleiche
gilt übrigens für mein neues Fahrrad.« Damit verdrückte er sich.
    Es gab also Expartner, auf die man sich noch verlassen konnte.
    Er musste mir auch nichts erklären. Das Programm war praktisch
selbsterklärend. Ich brauchte nur Zugang zu Gorbitschs Archiv, er besaß eine
beeindruckende Sammlung kompromittierender Fotos. Kerle, die es mit Frauen
trieben, und umgekehrt. Gelage, Orgien, Swingerclubs – für jeden Anlass und
jedes Kaliber war etwas dabei. Wenn man ein passendes Foto gefunden hatte,
scannte man es ein, anschließend holte man sich das gewünschte Gesicht von
einem anderen Foto und klickte auf bearbeiten und anpassen . Dann vollzog sich das Wunder: Aus Diethardt
Noteboom, der sich am Rande einer Parteiversammlung mit einer Weihnachtsfrau
vergnügte, wurde binnen Sekundenbruchteilen Ralf-Walther Hillgruber. Das
Geniale an dem Programm war, dass ein Gesicht nicht einfach auf das andere
geklebt wurde, sondern das gesamte Setting so veränderte, dass alles vollkommen
echt wirkte. Es war verblüffend. Und es machte richtig Spaß. Plötzlich
beneidete ich alle professionellen Intriganten und Betrüger, die täglich mit so
etwas zu tun hatten. Und ich produzierte gleich eine ganze Serie
kompromittierender Fotos. Mir persönlich gefielen die am allerbesten, auf denen
sich Hillgruber und Susann Bolzenius in aller Freizügigkeit miteinander
vergnügten. »Hätte ich dir gar nicht zugetraut, alter Junge«, murmelte ich,
steckte das Bildmaterial in einen Umschlag und adressierte es an Frau Hermine
Tiedemann.
    Erst in dem Augenblick, als der Briefumschlag in den Kasten
purzelte, war der Fall Noteboom & Folgende für mich abgeschlossen. Ich
bestieg Gorbitschs neues Rad mit Ultraleichtrahmen und
Fünfundzwanzig-Gang-Nabenschaltung und fuhr zum Schlosstheater. Es gab eine
Romantikkomödie mit Julia Roberts und Hugh Grant, nicht gerade mein Fall. Aber
für uns beide, Elaine und mich, vielleicht eine Basis, auf der man im weiteren
Verlauf des Abends noch aufbauen

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