Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
zu schieben und mit
mehr oder weniger sanftem Druck auf den Hauptkommissar einzuwirken. Die Serie
war perfekt.«
    Hillgruber sagte nichts mehr. Er kicherte in sich hinein, was seinen
Oberkörper leicht zum Wackeln brachte. Dann klatschte er anerkennend in die
Hände. »Bravo, Frings. Eine nette Geschichte. Wissen Sie, gestern Abend habe
ich zufällig den Kommissar getroffen, wie heißt er noch …?«
    »Düsseldorf.«
    »Genau. Und wir haben tatsächlich über Sie gesprochen.«
    »Hören Sie endlich auf!«, fuhr ich ihn an. »Sie sagen sich
vielleicht: Ein Kölner Kommissar, der Düsseldorf heißt, was für eine Gefahr
soll mir von dem schon drohen? Mag sein, dass Sie damit sogar richtigliegen,
aber ich sage Ihnen was: Es gibt noch einen anderen, einen Ostwestfalen, mit
dem ist nicht zu spaßen. Keinem ist dies je gelungen, denn wie alle
Ostwestfalen weiß der Mann nicht im Entferntesten, was Spaß bedeutet. Unter den
Kollegen ist er nur als Dirty Harry der Münsteraner Kripo bekannt. Und genau den werde ich auf Ihre Spur setzen.«
    Eigentlich unwahrscheinlich, dass ihn das beeindruckte, aber
Hillgruber änderte seine Strategie. Er knurpste noch ein paar Nüsse, dann hörte
er auf zu kauen und grinste plötzlich breit, richtig staatsmännisch.
    »Was bringt das schon, wenn wir uns hier gegenseitig mit Drohungen
beharken? Kommen Sie, Frings, setzen Sie sich. Was bin ich doch für ein
schlechter Gastgeber.« Er führte mich zu Hermine Tiedemanns flauschiger
Sitzecke. »Lassen Sie uns vernünftig reden, wie zwei erwachsene Menschen.«
    Ich setzte mich also, und er gab mir einen Extrateller Erdnüsse zu
knabbern.
    »Herr Frings«, sagte er, nachdem er in den anderen Sessel geplumpst
war, »ich schätze Menschen, die sich ihre eigenen Gedanken machen. Menschen,
die nicht lockerlassen. In der Politik brauchen wir solche Menschen. Macher,
die sich an etwas festbeißen können.«
    »Meinen Sie jetzt den Hauptkommissar?«
    Großes, belustigtes Kopfschütteln, als hätte ich einen guten Scherz
gemacht. »Ich meine Sie, mein Freund. Sie haben etwas auf dem Kasten, das habe
ich gleich gemerkt, vom ersten Augenblick an. Sehen Sie, wir sind eine junge
Partei. Wir haben frische Ideen und wollen nach ganz oben.«
    »Sie erwarten doch nicht, Hillgruber, dass ich Ihnen dazu alles Gute
wünsche?«
    »Ganz und gar nicht. Ich erwarte viel mehr.« Der Parteichef der MSP schlug die Beine übereinander, schüttelte sich
einen ganzen Berg Nüsse in die Handfläche und warf ihn in den Mund. »Erzählen
Sie doch mal: Wie ist es denn so als Privatdetektiv? Ein spannender Job, oder
habe ich da falsche Vorstellungen?«
    »Nicht halb so spannend, wie Sie denken«, sagte ich. »Sie schnüffeln
Typen hinterher, stellen dumme Fragen und machen Fotos. Graben Dinge aus, die
keiner gern wissen will. Nichts Aufregendes.«
    Er nickte selbstgefällig. »So etwas habe ich mir schon gedacht. Und
Sie beabsichtigen, weiterhin diese wenig spannenden Dinge auszugraben, bis Sie
alt und grau sind?«
    »Nur so lange, bis sich was Besseres bietet.«
    Hillgruber deutete mit dem Finger auf mich. »Genau das wollte ich
hören.« Tatendurstig rieb er sich die Hände, es schien ihn kaum in seinem
Sessel zu halten. »Nächstes Frühjahr sind Landtagswahlen. Vielleicht ist es
noch ein bisschen früh, aber ich bin jetzt schon dabei, ein Kompetenzteam
zusammenzustellen. Suche die findigsten Köpfe auf ihrem Gebiet. Einige habe ich
schon zusammen, aber mir fehlt noch der eine oder andere. Zum Beispiel ein
Fachmann für innere Sicherheit.«
    »Sie meinen, ich soll –«
    »Hören Sie mich erst mal zu Ende an, bevor Sie ablehnen, Frings. Sie
gehen mit auf Wahlkampftour, lernen interessante Menschen kennen. Kommen
möglicherweise ins Fernsehen. Erhalten Aufwandsentschädigungen in nicht
unerheblicher Höhe.« Hillgruber hatte seine Nüsse verzehrt, also vergriff er
sich an meinem Teller. »Und wer weiß: Vielleicht schaffen Sie es irgendwann
sogar in ein Amt, und sei es auch nur für ein paar Tage. Dann, mein Guter,
haben Sie den Jackpot geknackt: in Form von Ruhegeld bis zu Ihrem seligen
Ende.«
    Ich nickte. »Das hört sich in der Tat verlockend an.«
    »Nicht wahr?« Er klatschte in seine versalzenen Hände. »So ist die
Politik: Wenn Sie einmal damit angefangen haben, können Sie nicht mehr damit
aufhören.«
    »Aber ich habe keine Ahnung von innerer Sicherheit«, wandte ich ein.
    »Das sollte unsere geringste Sorge sein«, rief der MSP -Chef schwärmerisch aus. »Viel

Weitere Kostenlose Bücher