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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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hielt, und zweitens, weil sein Daddy ein hohes Tier im
Stadtrat von Bohmte war.«
    »Du meinst also, Hillgruber ist diese revolutionäre Vergangenheit
mindestens so peinlich wie Strumpf?«
    »Davon kannst du ausgehen.« Gorbitsch legte die Grillzange weg, ging
ins Haus und kehrte kurz darauf mit seinem Notebook zurück. »Erkennst du dieses
Foto wieder?«, fragte er.
    Ich trat neben ihn. Klar erkannte ich es. Das gleiche hatte ich aus
Silke Klamms Fotorahmen entwendet. »Wusste gar nicht, dass es zwei davon gibt.«
    Sehr komisch!, sagte sein genervter Blick. »Das hier ist Strumpf.«
    »Und die Frau neben ihm ist Silke Klamm.«
    »Richtig.« Er betätigte die Zoomfunktion und vergrößerte das
verschwommene Gesicht einer Person im Hintergrund, bis man nur noch helle und
dunkle Pixel unterscheiden konnte. »Erkennst du den jetzt?«
    »Ein Mensch?«, riet ich.
    Wieder ein genervter Blick. »Das ist er.«
    »Hillgruber?«
    »Der ewige Zweite. Strippenzieher im Hintergrund. Seine Widersacher
nannten ihn ›den Ratzinger‹.«
    »›Ratzinger‹? So wie der Papst?«
    »Das war er ja nicht immer. Lange Jahre war er der Mann in der
zweiten Reihe, die graue Eminenz, die nicht in die Kameras winkte, sondern im
Hinterzimmer Folterwerkzeuge in Schuss hielt. Und eines Tages hatte er es dann
doch geschafft.«
    »Er wurde Papst«, sagte ich. »So wie jetzt Hillgruber.«

31
    Natürlich legte ich meine neue Theorie Hauptkommissar
Düsseldorf vor. Aber er hörte sie nicht mal bis zum Ende an, was nicht nur
damit zu tun hatte, dass er ein MSP -Parteibuch
besaß und einer der Delegierten war, die Hillgruber als neuen Hoffnungsträger
auf den Schild gehoben hatten. Er hatte sich außerdem endgültig in seine
Serientäterhypothese verrannt, alle Türen nach draußen verrammelt und die
Schlüssel weggeworfen. Also wandte ich mich an Uhlenkötter, einen abenteuerlich
dünnen Mann mit Spinnenfingern und einem wangenlosen Gesicht, der sich meine
Erkenntnisse leidenschaftslos anhörte.
    »Vielen Dank für Ihre Mitarbeit, wir werden uns dann mit Ihnen in
Verbindung setzen«, sagte er schließlich ebenso leidenschaftslos, dass ich
nicht mal auf die Idee kam zu fragen, wann.
    Am nächsten Tag ging ich ins »World of Christmas«, das um die
Karnevalszeit erfreulich leer war, und plauderte mit Elaine, die jetzt in der
Abteilung für Weihnachts-Frühjahrsmode arbeitete.
    »Danke nochmals für die Hilfe«, sagte sie.
    »Für welche Hilfe?«
    »Mönninghoff ist weg. Und der Chef ist Jesus begegnet. Demnächst
will er sogar eine große Abteilung für Devotionalien einrichten. Wie hast du
das hinbekommen?«
    »Das war ich nicht«, sagte ich. »Ihm ist ein Geist erschienen, der
hat ihm das alles eingeflüstert.« Ich kaufte bei ihr eine Weihnachtskarte mit
dem verschneiten Autobahnkreuz Münster Süd und den Heiligen Drei Königen, die
dem Stern entlang der A 43 in Fahrtrichtung Recklinghausen folgten. Dann
verabredeten wir uns für das Wochenende zum Kinobesuch.
    Sehr geehrter frisch gebackener Parteichef, schrieb
ich auf die Rückseite der Postkarte. Für Sie ist alles
optimal gelaufen. Sicher haben Sie sich schon oft dazu gratuliert. Aber
Weihnachten ist Geschichte, und es kommt der Tag, da muss man seine Rechnungen
bezahlen. Erwarten Sie deshalb den Geist der ausgleichenden Gerechtigkeit an
einem der nächsten Abende, Schlag achtzehn Uhr.
    Gez. Der Geist der eindeutigen Beweise
    Ralf-Walther Hillgruber war inzwischen bei Hermine
Tiedemann eingezogen. Ungeachtet früherer emotionaler Differenzen hatten die
beiden recht plötzlich ihre Zuneigung füreinander entdeckt. Möglicherweise
hatte die Wahl Ralf-Walthers zum Parteichef Hermine dazu gebracht, ihre
anfängliche und abgrundtiefe Abneigung gegen Hillgruber noch einmal zu
überdenken und sich klarzumachen, dass dieser Mann in der Lage war, sie zu dem
Rang und Status zu führen, den sie immer schon angestrebt hatte. Dass sie an
seiner Seite das erreichen konnte, was ihr verblichener Diethardt durch sein
Ableben gründlich vermasselt hatte. Jedenfalls waren die beiden eindeutig das,
was man ein Traumpaar nannte.
    Conny Löwenichs Nachfolger empfing mich an der Tür, ein junger Typ
mit Küchenschürze und Stöpsel in den Ohren. Er zuckte nicht einmal mit der
Wimper, als ich mich als Geist der vergangenen Weihnacht ankündigte, und führte
mich in das Zimmer mit dem weißen Flügel.
    Hillgruber stand an der Terrassentür, den Garten betrachtend und die
Hände tief in den Hosentaschen. Sobald der

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