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Tod von Sweet Mister

Tod von Sweet Mister

Titel: Tod von Sweet Mister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Woodrell
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über der schwarzen Pfanne, in der sie Butter für eine Portion Winkeyes schmolz. Vom Schlaf war ihre Frisur ganz zerdrückt.
    »Um Himmels willen«, sagte sie, »hört mal mit dem Song auf, okay? Singt mal was, zu dem ihr auch den verdammten Text kennt.«
    Der Song wurde unterbrochen, und ich hörte die Gitarre zu Boden fallen und wegschlittern.
    »Ruhe auf den billigen Plätzen«, sagte Red.
    Ich half Glenda beim Kochen und bohrte die Augenlöcher in die Mitte der Brotscheiben. Ich rollte den Teig aus den Löchern zwischen den Fingern zu festen Kugeln, wie Fischfutter, und schluckte sie herunter.
    »Ich liebe Winkeyes.«
    »Es gibt reichlich, Schätzchen.«
    Die anderen beiden hatten noch ordentlich was eingeworfen, Pillen, die sie aus einer klappernden Dose geschüttelt hatten, sie kicherten, und die Worte sprudelten nur so aus ihnen heraus.
    »Ich hab immer das Gefühl, mir gehört nur so viel, wie ich beim Pissen in jeder Richtung erwischen kann«, sagte Red.
    »Dann solltest du mehr Bier trinken!«
    »Genau. Ich hab zwar nicht viel, aber um das bisschen kämpfe ich.«
    »Wenn das mal nicht die Wahrheit ist! Wenn das mal nicht die ganze verdammte Wahrheit ist.«
    Als die Butter in der Pfanne zischte, schlug Mom ein Ei auf und füllte damit das Loch, das Augenloch. Das Ei brutzelte laut in der heißen Butter und briet schnell und sah dann irgendwie aus wie ein Auge, über das der Müllwagen gefahren war. Ich konnte noch am schlechtesten Tag sechs Winkeyes essen, aber so viele kriegte ich normalerweise nicht. Glenda meinte, drei seien das Höchste.
    Sie gab mir einen Teller mit drei Winkeyes. Ich trug ihn rüber zu dem Tisch, der immer wackelte, gerade genug, um Cornflakes zu verschütten, aber nie genug, um umzufallen. Ich hielt den Tisch mit einem Zeh ruhig und vertrieb meinen Hunger schnell mit dem Stapel Winkeyes.
    Basil lümmelte am Kühlschrank, kratzte sich mit der Zahnbürste an den Zähnen herum und beschäftigte seinen Mund mit einer blöden Geschichte, die er uns an diesem Morgen schon mal erzählt hatte.
    »Jedenfalls zieht sich der Bursche aus und schwingt seinen jungen Hintern auf den Baum bis zu dem süßen Astloch, raspelt Süßholz und steckt ihn rein …«
    »Und dann rutscht er aus, richtig?«
    »… bricht sich den Schwanz wie ’ne Salzstange.«
    »Zwei Ärzte mussten ihm eine Schwanzschiene aus Eisstielen basteln.«
    »Und da meint der Bursche noch: ›Dieser Ahorn ist vielleicht ’ne nichtsnutzige, hinterhältige Schlampe!‹«
    Dann kicherten sie wie verrückt darüber, kicherten, als wäre ein ganzer Sack Kichererbsen in ihnen geplatzt.
    Glenda setzte sich mir gegenüber an den wackligen Tisch und nahm ihr eigenes übliches Frühstück aus Kaffee und Zigaretten und ein paar Happen von meinem Teller zu sich. Sie sah nie schlimmer aus als okay, und an diesem Morgen sah sie in ihren Nachtsachen und mit dem verschlafenen Gesicht erheblich besser aus als das.
    Sie sprach leise zu mir. »Iss auf und geh nach draußen, Shug. Wer weiß, was zum Teufel hier drin noch passieren wird – verstehst du?«
    Ich nickte, und sie nickte.
    »Geh raus und mäh den Friedhof.«
    »Mach ich.«
    »Ich kriege den alten Traktor eh nicht so zum Laufen wie du, Shug. Du hast es raus.«
    »Mom, ich mach schon.«
    Ein paar Minuten saß ich noch mit gesenktem Kopf da und starrte auf den leeren Teller. Ich tat Spucke auf eine Fingerspitze und wischte Krümel auf, die kleben blieben, dann hob ich den Finger und leckte ihn ab.
    Glenda blies Qualm aus, bei jedem neuen Lärm zuckten ihre Augen, und sie zog ihr Nachthemd am Hals enger.
    »Geh lieber«, sagte sie. »Er kocht gleich über.«
    Ich rannte aufs Klo. Ich hatte da was zu erledigen.
    Als ich wieder in die Küche kam, hatte sich Red vor Glenda aufgebaut und erklärte: »Keine Ahnung, für wie lang, aber wir gehen auf Tour. Hast du’s endlich?«
    »Wir bringen jede Menge Krempel mit«, sagte Basil.
    »Da hinten stehen noch zwei Flaschen.«
    »Mir ist nach Autofahren. Du weißt doch, wie das dann bei mir ist, ich muss dann fahren, fahren, fahren.«
    »Es gibt keinen einzigen Dollar mehr im Haus, Red«, sagte Glenda.
    »Armes Kindchen.«
    »Es sind vielleicht irgendwo noch fünfzig Cents.«
    »Ach je! Damit kriegst du wohl keine Busfahrkarte sonst wohin, hm, Schätzchen?«
    »Ich denke an Essen, Red. Ich denke an Frühstück, Mittag- und Abendessen. Ich denke an Waschpulver, damit deine Kleidung sauber ist. Ich denke …«
    »Stopp! Hör auf zu denken und mir davon zu

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