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Tod von Sweet Mister

Tod von Sweet Mister

Titel: Tod von Sweet Mister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Woodrell
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richtig schick.«
    Ich zündete mir an der Kippe der ersten Zigarette die nächste an.
    »Das weiß ich.«
    Er hatte daran gedacht, Sandwiches mitzubringen. Steak-Sandwiches mit weichen, braun gebratenen süßen Zwiebeln obendrauf. Die Soße konnte ich nicht sehen, ich erkannte sie auch nicht, aber sie schmeckte großartig. Er hatte sich herausgeputzt, um uns zu holen, hatte seine paar Haare auf dem Kopf frisiert, sich rasiert und sein Gesicht mit diesem Seemannsduft bespritzt. Er sah mich an, wie ich da ohne Hemd saß, dann sie, die nur mein Hemd trug, falsch herum. Er blickte mehrmals hin und her und sagte dann: »Verratet mir nur, was ihr mir auch wirklich sagen wollt.«
    »Ach«, erwiderte Glenda, »können wir das einfach überspringen?«
    »Ja. Das ist manches Mal die beste Lösung.«
    Mein Körper fühlte sich müde an, von der Gänsehaut außen bis in die Knochen, und ich war so ausgehungert, dass ich schon Aussetzer hatte. Ich biss ins Sandwich, noch bevor ich es ganz ausgepackt hatte, schlug die Zähne in das Fleisch und genoss es. Ich genoss es in vollen Zügen. Ich aß dermaßen laut, dass die beiden sich umdrehten und mich angrinsten. Das Sandwich schmeckte mir so sehr, dass in null Komma nichts nur noch Krümel übrig waren. Dann genoss ich auch noch die Krümel.
    »Das ist sehr nett von Ihnen«, sagte Glenda.
    »Ich bin froh, dass Sie angerufen haben.«
    »Froh?«
    »Na ja … wissen Sie … seit Tagen muss ich nun schon an Ihr Lächeln denken, das wollte gar nicht weggehen.«
    Glendas Antwort war nur ein Geräusch, ein Murmeln, ein freudiges Murmeln. Ihre nächsten Worte waren: »Ist das Bourbon, was ich da rieche?«
    »Ja. Die Flasche liegt da auf dem Boden.«
    »Oh. Ja. Darf ich?«
    »Bourbon ist zum Trinken da, Ma’am.«
    Der Thunderbird rollte ruhig dahin. Es dauerte nicht lange, dann waren alle Fenster offen, und der Duft der Sträucher neben der Straße wehte herein, hinaus und noch stärker wieder herein. Die Grillen machten Lärm, dieses laute Eins-zwei, was sich anhörte wie eine riesige quietschende Wippe. Ab und zu wischten die Scheinwerfer über dunkle Flecken, aus denen Augen zurückstrahlten.
    Das Essen machte mich müde, aber ich schnappte noch ein paar Sachen auf: »Das Pokern macht ihn ganz verrückt im Kopf.«
    Und: »Ich war verheiratet, als ich hierher zog. Er hatte seine Zeit abzusitzen, und ich hatte eine Tante in Covington.«
    Und: »Der Baron hatte eine von diesen Frauen, die nicht sonderlich Wert darauf legten, mich in der Nähe zu haben.«
    Als der Thunderbird bremste und stehenblieb, rutschte ich nach vorn und wachte halb auf. Der Wagen stand auf dem Friedhof, in der Einfahrt vor unserem Haus. Mein nackter Bauch war ganz kalt von der nächtlichen Luft. Ich lag still da.
    »Ich weiß, dass er es weiß«, sagte Glenda. »Er hat es immer gewusst, aber wir sind verheiratet geblieben. Er weiß es, aber er sagt nichts, nicht offen.«
    »Er frisst es also nur in sich hinein.«
    »Seit ich nach Hause gekommen bin, hatte ich immer das Gefühl, tief in seiner Schuld zu stehen.«
    »Eine längst abgetragene Schuld, würde ich sagen. Mehrfach abbezahlt.«
    Ich schlug die Augen auf, die beiden saßen eng beieinander.
    »Glenda, mir ist kalt. Gehen wir ins Haus.«
    »Geh du schon, Schätzchen.«
    »Du auch.«
    »Wir unterhalten uns noch, Shug. Geh schon.«
    »Du auch.«
    »Nein, Schätzchen.«
    »Hör mal, wenn er dich anfasst, prügele ich ihm Feuer aus seinem Hintern.«
    »Sei still. Still! Dieser Mann war überaus nett zu uns. Geh.«
    Ich ging. Es war spät, und ich ging, weil ich müde war und sie mich wegschickte. Ich linste von innen durch das Fliegengitter. Sie machten die Fenster hoch gegen die Kälte. Ich konnte nicht ins Bett gehen, nicht, solange sie da draußen war, da draußen mit dem Kerl, also beugte ich mich über den wackligen Küchentisch und legte meinen Kopf auf die Arme.
    Später sah ich hinaus, die Scheiben des Thunderbirds waren beschlagen.
    Als die Vögel in der Morgendämmerung mit ihrem üblichen lauten Gesang anfingen, konnte ich ihre Köpfe immer noch nicht sehen.
    Ich schlief mit dem Gesicht auf dem Tisch ein, und die Sonne stand schon hoch, als ich aufwachte und Glenda mir gegenübersaß. Mein Hemd bedeckte sie kaum, und sie hielt den BH in der Hand.
    »Schätzchen? Shuggie, Schätzchen. Vergiss lieber, was du glaubst, gesehen zu haben, und denk dran – ich liebe dich.«

»IST DOCH VERDAMMT DÄMLICH von denen, ausgerechnet da ein Schild hinzustellen«,

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