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Tod von Sweet Mister

Tod von Sweet Mister

Titel: Tod von Sweet Mister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Woodrell
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noch verschlafen und ganz schwindlig vor Hunger. Glenda schob mich mit der Hand nach hinten, bedeutete mir, dort zu bleiben, und trat vor.
    »Was willst du?«
    »Siehst du?« sagte Red.
    »Hübsch, nicht?«
    »Find ich auch«, sagte der Mann.
    »Gib mir einen Zehner dafür.«
    »Einen Zehner? Nein.«
    »Glenda, heb mal die Arme und dreh dich. Echte Seide, Mann. Garantiert. Hast du mich gehört? Du sollst dich drehen.«
    »Ich seh schon«, sagte der Mann. »Ich kann sie gut sehen.«
    »Ich brauch einen Zehner, kapiert?«
    »Nein.« Der Mann trat vor und rieb den Kragen von Glendas Bluse zwischen den Fingern. Glenda sah ihn nicht an. »Ich geb dir sieben.«
    »Das sind doch schon fast zehn – warum dann nicht gleich zehn?«
    »Sieben. Ende der Fahnenstange.«
    Red legte einen Arm um Glenda und schob sie hinter den Pick-up, wo ich stand. Er hielt seinen Arm um ihren Hals, hielt sie fast wie im Schwitzkasten. »Gib her«, sagte er. »Ich will sie haben.«
    Glenda wurde weiß. Sie hätte nicht noch weißer sein können, wenn eine Krankheit sie ausgelaugt hätte, aber sie hielt sich tapfer.
    »Das … wirst du … mir nicht antun.«
    »Falsch.« Er packte sie am Hals, drückte ihren Kopf nach hinten und schnürte ihr die Luft ab. Ein Röcheln entfuhr ihr, geröchelte Wörter, die hinter ihrer Kehle verdorrten und nicht gehört wurden. Seine andere Pranke knöpfte die Bluse auf. »Ich hab dich nicht gefragt, Hexe. Hat sich das vielleicht wie ’ne Frage angehört?« Er schlug die Bluse auf, beugte sich zu ihrem BH vor, zog eine Seite herunter und küsste die Brustwarze. Seine Zunge leckte im Kreis. Er küsste sie noch zwei Mal. »Tittenkuss bringt Glück.«
    Glenda wirbelte herum, verschränkte die Arme vor der Brust und lief hinter den Pick-up. Ihre nackte Haut schien zu glühen. Ich folgte Red, als er die Seide zu dem kräftigen Kerl brachte. Als er ihm die Bluse reichte, versuchte ich, sie zu schnappen. Der Mann riss sie mir aus der Hand und hielt sie über meinen Kopf.
    »Du solltest deinen Welpen besser an die Leine legen.«
    »Fettsack«, murmelte Red, packte mich an meinem gestreiften Hemd, hob mich mit aller Kraft hoch und riss sämtliche Knöpfe ab. »Schieb deinen Hintern mit der Hexe in den Pick-up. Verstanden? Sitz. Und sucht nicht nach mir, bis ihr mich kommen seht.«
    Glenda und ich gingen von der Spielhölle weg, ohne genau zu wissen, wohin. Wir nahmen den Weg zurück, den wir gekommen waren. Sie hielt ihre Stöckelschuhe in der Hand und ging barfuß, um sich in der tiefen Dunkelheit den Weg zu ertasten. Sie machte kleine Schritte, tappte mit den Zehen auf den Boden, und wenn sie den Staub spürte, hieß das, wir waren noch auf dem Weg und konnten den nächsten Schritt machen.
    »Pass bei den Spurrillen auf«, mahnte sie mich. »Verknacks dir nicht den Knöchel.«
    Ich gab Glenda mein Hemd, obwohl die Knöpfe aus dem Stoff gerissen waren und man es nicht mehr schließen konnte. Ich hatte ihre Brustwarze gut sehen können, als Red sie geküsst hatte, und sie nahm mein Hemd, um sich damit zu bedecken. Sie trug den Hemdrücken über der Brust, die Arme durch die Ärmel gesteckt, und verhüllte sich damit bis an die Kehle. Ihr Rücken war ganz nackt bis auf die BH-Träger. Der Schein ihres Rückens war das Klarste, was ich in der Dunkelheit sehen konnte.
    »Bleib nah bei mir.«
    »Wir sollten uns an der Hand nehmen.«
    »Ja, das machen wir, Schätzchen.«
    Wir bahnten uns einen Weg fort von Red, jedoch sehr langsam. Auf dem geraden Abschnitt bei den Feldern wurden wir etwas schneller, aber nicht viel. Glenda tastete mit den Zehen voran und zog mich hinter sich her; oft schnappten wir beide laut nach Luft, wenn wir ein beunruhigendes Geräusch hörten. So viele wilde Tiere durchlärmten die Nacht. Sie gaben Laute, die ihnen untereinander sicher etwas bedeuteten, vielleicht erzählten sie sich etwas über uns. Wir waren beide in der Stadt aufgewachsen, und bei vielen Geräuschen im Unterholz oder zwischen den hohen Bäumen oder in nächster Nähe blieben wir ganz still stehen, als könnte uns das vor den Tieren verbergen, die nachts im Wald jagten.
    »Halt meine Hand gut fest.«
    Die Geräusche, die wir selbst machten, kamen vom Schlagen unserer Hände auf die Haut, so als wollten wir einen Teppich ausklopfen. Klaps, klaps, klaps, doch immer wieder fanden die Moskitos nackte Haut und bohrten nach Blut, wenn kein Schlag sie traf. Ein paarmal gab Glenda auch Geräusche von sich, als kämen ihr Schluchzer hoch, aber

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