Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
schüttelte den Kopf. »Das hättest du am Sonntag machen sollen.« Er betrachtete erneut das Foto. »Das stammt aus dem
     Jahr 1976?«
    »Ja.«
    »Du könntest noch was unternehmen, van Heerden, würde sich ganz wunderbar machen. Und die Zeitungen werden völlig aus dem
     Häuschen sein.«
    »Was?«
    Nougat zog ein Handy aus den dicken Wülsten seiner Jacke. »Lass mich mal jemanden anrufen«, sagte er. »Und das Beste daran
     ist, der Militärische Nachrichtendienst wird endgültig ausrasten.«
    Er tippte eine Nummer ein und legte das Handy ans Ohr.
    »Mat Joubert hat versucht dich zu erreichen. Er meint, er hat irgendwelche Informationen für dich. Worum es sich handelt,
     weiß ich nicht, aber an deiner Hotline ging niemand ran.« Dann meldete sich jemand. »Hallo, ich würde gerne mit Russell Marshall
     sprechen.«
     
    Er fand die Adresse sofort — Roeland Street, ein moderner zweigeschossiger Bürokomplex gegenüber dem Staatsarchiv in der Drury
     Lane. Er erkannte das von O’Grady beschriebene Logo: ein Gehirn, in dem eine Sicherung steckte. An |381| der Rezeption fragte er nach Russell Marshall, wenige Sekunden später tauchte die Erscheinung auf, ein großer, dünner Mann,
     achtzehn oder neunzehn Jahre alt, barfuß, Haare bis zu den Schultern, ein ausgefranstes Etwas am Kinn und mehr Ohrringe pro
     Quadratzentimeter, als ein Christbaum Kugeln aufwies.
    »Sind Sie der Privatdetektiv?«
    »Van Heerden.« Er streckte ihm die Hand hin.
    »Russell. Wo ist das Foto?« Eifrig, enthusiastisch.
    Er holte den Umschlag aus der Jacke, schüttelte das Foto heraus, reichte es ihm.
    »Hmmmmm …«
    »Können Sie damit was anfangen?«
    »Wir können alles. Kommen Sie mit.«
    Er folgte dem Mann in einen großen Raum, in dem etwa ein Dutzend Leute an Computern arbeiteten, alle waren jung, alle waren
     … anders.
    »Das ist das Studio.«
    »Was machen Sie hier?«
    »Ach, wir haben mit den neuen Medien zu tun, Internet, Web-Auftritte, CD-Roms. Sie wissen schon.«
    Er wusste es nicht. »Nein.«
    »Sind Sie nicht im Internet?«
    »Ich hab noch nicht einmal M-Net. Nur meine Mutter.«
    Marshall lächelte. »Aha«, sagte er. »Ein Dinosaurier. Davon gibt es hier nicht allzu viele.« Er legte das Foto auf die Glasfläche
     eines Geräts. »Zuerst werden wir das Bild scannen. Setzen Sie sich, stellen Sie den ganzen Krempel auf den Boden, damit Sie
     den Bildschirm besser sehen können.«
    Marshall setzte sich vor seine Tastatur. »Das ist ein Apple |382| G4 Power Mac mit der neuen Velocity Engine«, sagte er voller Ehrfurcht, blickte zu van Heerden und wartete auf eine Reaktion.
     Es kam keine.
    »Sie haben noch nicht mal einen Computer.«
    »Nein.«
    Voller Verzweiflung strich er sein Haar über die Schulter nach hinten.
    »Kennen Sie sich mit Autos aus?«
    »Ein wenig.«
    »Wenn Computer Autos wären, dann wäre das eine Kreuzung zwischen einem Ferrari und einem Rolls.«
    »Aha.«
    »Kennen Sie sich mit Flugzeugen aus?«
    »Ein wenig.«
    »Wenn Computer Kampfflugzeuge wären, dann wäre das hier eine Kreuzung zwischen einem Tarnkappenbomber und einer F16.«
    »Ich denke, ich hab’s begriffen.«
    »Modernste Technologie eben.«
    Er nickte.
    »Das Allerneueste, Kumpel, das Allerneueste, die Mutter aller …«
    »Ich weiß, was Sie meinen.«
    Das Foto erschien auf dem Bildschirm des Rolls/Ferrari/B1/F16/G4.
    »Gut. Jetzt passen wir erst mal die Farben an, wir haben hier Adobe Photoshop mit allen Plug-ins, die jemals entworfen wurden
     …«
    »Das Allerneueste eben«, sagte van Heerden.
    »Modernste Technologie.« Marshall lächelte. »Sie lernen |383| schnell. Das Foto ist ein wenig alt, wir müssen die Farben ausgleichen, so etwa. Nougat sagte, Sie wollen den Kerl ein wenig
     älter machen.«
    »Um die vierzig bis fünfundvierzig. Und langes Haar. Langes, blondes Haar, bis zu den Schultern.«
    »Dicker? Dünner?«
    »Nein. Nicht dicker, aber … größer.«
    »Voller?«
    »Voller. Stämmiger.«
    »Gut. Erst das Alter. Hier, um die Augen …« Er bewegte die Maus mit unglaublicher Geschwindigkeit, wählte den zu bearbeitenden
     Bereich auf dem Bildschirm, klickte hierhin, klickte dorthin. »Wir verpassen ihm ein paar Falten, muss nur die richtigen Farben
     mischen, er ist sehr blass …« Dünne Linien erschienen wie Sonnenstrahlen um die Augenwinkel. »Und hier, um den Mund.« Weitere
     Bewegungen mit der Maus und dem Cursor. »Und dann das Gesicht, ein wenig schwabbeliger um das Kinn, das kann ein wenig dauern,
     die Farbe der

Weitere Kostenlose Bücher