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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Haut und die Schattierungen müssen stimmen. Nein, falsch, versuchen wir’s noch einmal … schon besser, nur ein
     wenig, äh, wie wär’s damit? Was halten Sie davon, warten Sie, ich zoome rein, das ist zu klein, wie sieht’s jetzt aus?«
    Bushy Schlebusch, älter, stämmiger, Marshall hatte nicht genau ins Schwarze getroffen, aber der allgemeine Eindruck stimmte.
     Er suchte nach dem Gesicht, das zur Stimme passte:
Du hast eine Mutter, Polizist. Hörst du mich? Du hast eine Mutter.
    »Ich denke, das Gesicht ist zu breit.«
    »Okay, probieren wir’s noch mal.«
    |384| »Hi«, hörte er eine Stimme hinter sich, drehte sich um. Ein kleines, schlankes, braunhaariges Mädchen.
    Mit einer Armada von Ohrringen.
    »Wir haben zu tun, Charmaine«, sagte Marshall.
    Sie ignorierte ihn. »Ich bin Charmaine.«
    »Van Heerden.«
    »Ihre Jacke. Sie ist so … retro. Wollen Sie sie nicht verkaufen?«
    Er betrachtete seine Jacke. »Retro?«
    »Jaaa.« Sehr gefühlvoll.
    »Charmaine!«
    »Wenn Sie sie verkaufen wollen …« Sie wandte sich ab, widerwillig, und ging zu ihrem Schreibtisch.
    »Wie sieht es jetzt aus?«
    Schlebuschs Gesicht füllte den gesamten Monitor, die Lippen noch höhnisch gekräuselt, die Augen älter, dennoch …
    »Besser.«
    »Wer ist dieser Kerl?«
    »Ein Mörder.«
    »Wow, cool«, sagte Marshall. »Jetzt das Haar. Das wird etwas dauern.«
     
    »O Gott«, sagte der Nachtredakteur der
Burger,
als er sich die Bilder ansah. »Das hätten Sie uns früher sagen sollen. Die Titelseite ist schon voll. Und die Seite drei auch.«
    »Können wir nicht die Chris-Barnard-Story verschieben?«, fragte der Kriminalreporter.
    »Auf keinen Fall. Seine neue Freundin ist ein Scoop, und die Story können wir auf keinen Fall ohne die Bilder bringen.«
    »Und was ist mit dem Price-Line-Foto?«
    |385| »Der Chefredakteur wird mich umbringen.«
    »Wenn wir den Price-Line-Aufmacher auf der Titelseite bringen und das Foto nach innen verschieben?«
    Der Nachtredakteur kratzte sich den Bart. »Zum Teufel …« Er sah zu van Heerden. »Können wir nicht bis zur Freitagsausgabe
     warten?«
    »Ich …« Er konnte es sich nicht leisten, noch einen Tag zu verlieren. »Vielleicht ist es an der Zeit, dass ich Ihnen vom Testament
     erzähle.«
    »Welchem Testament?«, kam es unisono.
     
    Er kam erst nach neun Uhr weg. Es war kalt draußen vor dem NasPers-Gebäude, aber windstill, wolkenlos, ruhig, in der Stadt
     war es still an diesem Mittwochabend. Er zögerte, bevor er den Motor anließ, war nicht scharf darauf, nach Hause zu fahren,
     und noch weniger darauf, das zu tun, was er zu tun hatte.
    Aber es würde ihm nichts anderes übrigbleiben. Er ließ den Motor an, fuhr durch die Stadt hin zum Berg, die Ampeln waren zu
     dieser Nachtzeit nicht aufeinander abgestimmt, jede rote Ampel war eine letzte Ausflucht, bis er schließlich doch vor dem
     großen Haus anhielt und die Lichter brennen sah. Er stieg aus, schloss den Pick-up ab, ging die Anfahrt hoch, hörte Rockmusik.
     Hatte sie Gäste? Drückte auf die Klingel, hörte sie aber nicht läuten. Wartete.
    Hinter dem Spion nahm er einen Schatten wahr, dann wurde die Tür geöffnet. Ein junger Mann mit eng anliegender Hose, weißem
     Hemd, bis zum Nabel hin offen, Schweiß schimmerte auf seinem blassen Oberkörper, viel zu kleine Pupillen. »Hey.« Es war viel
     zu laut.
    |386| »Ich möchte zu Kara-An.«
    »Komm rein!« Die engen Hosen drehten sich um, tänzelten, ließen die Tür, wie sie war. Van Heerden schloss sie, folgte ihm,
     die Musik wurde lauter und lauter, er fand sie im Wohnzimmer, Kokslines auf dem Glas des Beistelltisches. Kara-An tanzte,
     trug nur ein T-Shirt, zwei weitere junge Frauen, Jeans, und zwei weitere Männer, alle tanzten. Er stand in der Tür, eine Frau
     tanzte an ihm vorbei, Lederhose, hübsch, ein Mann, übergewichtig, lachte ihn an, bis Kara-An ihn bemerkte. Sie hörte nicht
     auf zu tanzen. »Nimm dir«, sagte sie und wies mit der Hand auf den Beistelltisch.
    Einen Augenblick lang blieb er unentschlossen stehen, dann drehte er sich um, ging zum Eingang, die Stufen hinunter zum ausgebleichten
     Pick-up seiner Mutter, stieg ein, ließ den Motor an und sah kurz über die Straße hinüber zur großen Veranda. Kara-An stand
     in der Tür und winkte ihm hinterher, eine scharf geschnittene Silhouette gegen das Licht. Er fuhr weg.
    Er hatte ihr sagen wollen, dass es nichts Gemeinsames zwischen ihnen gab.
    Und sie vielleicht fragen, woher ihr Schmerz stammte.
    Er

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