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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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reckte er einen
     drohenden Zeigefinger in die Kamera, der Mund schien etwas auszuspucken, als der Auslöser gedrückt wurde, die Oberlippe höhnisch
     gekräuselt. Er hatte etwas an sich … ein Schauer lief ihr über den Rücken. »Zatopek«, sagte sie und hielt ihm das Foto hin.
     Er legte den Brief weg, nahm es, betrachtete es.
    »Schlebusch«, sagte sie. Er drehte das Bild kurz um, las die Beschriftung, drehte es wieder um und starrte es lange und eindringlich
     an, als versuchte er den Mann einzuschätzen.
    |370| Dann blickte er zu ihr. »Wir müssen vorsichtig sein.«
    »Ich weiß«, sagte sie, »ich weiß.«
     
    Der Schwarze war von einschüchternder Größe, riesig und breit, über seine Wange zog sich eine Narbe im Zickzack hinab zum
     Hals. Neben ihm stand ein Dunkelhäutiger, klein und spindeldürr, mit den feinen Gesichtszügen eines männlichen Models.
    »Orlando hat uns geschickt. Ich bin Tiny Mpayipheli. Das ist Billy September. Die Waffen sind im Wagen«, sagte der Schwarze
     und deutete mit dem Daumen über die Schulter auf einen nagelneuen Mercedes ML320, der vor der Eingangstür stand.
    »Kommen Sie rein«, sagte van Heerden. Sie gingen ins Wohnzimmer.
    »Mag Gott uns schützen«, sagte Carolina de Jager, als sie Mpayipheli erblickte.
    »Und erretten«, antwortete der große Mann und lächelte so breit, dass seine perfekten Zähne aufblitzten. »Warum schreibt man
     heutzutage keine Kirchenlieder mehr?«
    »Sie kennen noch das alte Kirchengesangsbuch?«, fragte Carolina.
    »Mein Vater war Missionar.«
    »Oh.«
    Van Heerden stellte die Anwesenden einander vor.
    »Sie müssen sich das Gästezimmer teilen«, sagte Joan van Heerden. »Aber ich weiß nicht, ob das Bett für Sie lang genug ist.«
    »Ich hab mein eigenes Bettzeug dabei, danke«, erwiderte Mpayipheli mit einer Stimme wie ein Basscello. »Und außerdem |371| wechseln wir uns beim Schlafen ab. Ich möchte nur wissen, ob Sie hier M-Net haben?«
    »M-Net?«, fragte van Heerden völlig perplex.
    »Tiny ist ein verrückter Xhosa«, sagte Billy September. »Steht mehr auf Rugby als auf Fußball. Und am Samstag spielen die
     Sharks gegen Western Province.«
    Joan van Heerden lachte. »Klar hab ich M-Net, ich möchte doch meine Soaps nicht verpassen.«
    »Wir sind gestorben und in den Himmel gekommen«, sagte September. »Bin selbst ein großer Fan von
Der Kühne und die Schöne

    »Wollen Sie sich jetzt die Waffen ansehen?«
    Van Heerden nickte; sie gingen zum Wagen. September öffnete den Kofferraum.
    »Sind Sie der Waffenexperte?«, fragte Hope den kleinen Kerl.
    »Nein, das ist Tiny.«
    »Und was ist Ihre … Spezialität?«, fragte van Heerden.
    »Nahkampf, ohne Waffen.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst.«
    »Doch«, antwortete Mpayipheli und zog die im Kofferraum ausgebreitete Decke beiseite. »Ich hab keine große Auswahl dabei.
     Orlando meint, das sei sowieso nur für Dekozwecke, weil keiner von Ihnen schießen kann.«
    »Ich kann schießen«, sagte Hope.
    »Das ist nicht Ihr Ernst«, ahmte September van Heerdens Tonfall nach.
    Ein kleines Arsenal wurde sichtbar. »Ist wohl besser, wenn Sie die SW99 nehmen«, sagte er zu ihr und nahm eine Pistole heraus.
     »Gemeinschaftsentwicklung von Smith & Wesson |372| und Walther. Neun Millimeter, zehn Schuss im Magazin, einer im Lauf. Sie ist nicht geladen, nehmen Sie sie ruhig in die Hand.«
    »Sie ist zu groß für mich.«
    »Können wir hier auf irgendwas schießen?«
    Van Heerden nickte. »Hinter den Bäumen. Da sind wir am weitesten von den Ställen weg.«
    »Sehen Sie, sie liegt gut in der Hand«, sagte Mpayipheli zu Hope. »Polymerrahmen. Aber wenn Sie damit nicht zurechtkommen
     …« Er holte eine weitere, kleinere Pistole heraus. »Das hier ist ein Colt Pony Pocketlight, 38er Kaliber. Die Feuerkraft sollte
     ausreichen.« Er wandte sich an van Heerden. »Und das hier eine Heckler & Koch MP-5, feuert automatisch oder halbautomatisch.
     Die Standardwaffe der SWAT-Einheiten und der FBI-Teams, die zur Geiselbefreiung eingesetzt werden, genau die Waffe, die Sie
     brauchen, wenn Sie in geschlossenen Räumen arbeiten und nicht schießen können. Können Sie wirklich nicht schießen?«
    »Ich kann schießen.«
    »Ohne was zu treffen«, kicherte September.
    »Mit einem Mundwerk wie dem Ihren hoffe ich wirklich, dass Sie gut sind im Nahkampf.«
    »Wollen Sie es ausprobieren, van Heerden? Wollen Sie es aus erster Hand erfahren, sozusagen?«
    »Zatopek«, warf Hope Beneke ein.
    »Kommen Sie, van

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