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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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wollte, weil man Angst hatte, man würde ihr antworten. Er hatte sich damit abgefunden, dass er
     das Böse in sich trug, hatte akzeptiert, dass er schlecht war und damit leben musste, aber andere sollten die Wahrheit nicht
     erfahren. Er wollte nicht erleben müssen, auf völlige Ablehnung zu stoßen.
    Und dann war die Nacht mit Kara-An gekommen und mit ihr das beschissene Problem, dass er gar nicht so schlecht war, wie er
     sich immer einreden wollte.
    Er wusste, es war ihre Herausforderung, ihre implizite Einladung gewesen. Ihre Suche nach jemandem, der ihre Welt teilte,
     der sie in ihrer Selbstverachtung bestätigte, der bereit war, mit ihr zum Bodensatz zu werden. Und er war durchaus willens
     gewesen, sich mit ihr auf diese nach unten führende Spirale zu begeben, und dann war er davor zurückgeschreckt, weil er entdeckt
     hatte, dass er es nicht in sich hatte; und das hatte ihm … ein gutes Gefühl über sich selbst gegeben, mein Gott, das war eine
     neue Erfahrung.
    Und letzte Nacht hatten Hopes Blumen ihn berührt.
    Er war wütend auf sich gewesen in diesem Moment, hatte dieses klägliche, stotternde Gefühl verspürt, die Dankbarkeit nicht
     zulassen wollen. Nein, es war etwas anderes. Die Art des Geschenks, der Unterschied. Kara-An war mit dem Wind der Dekadenz
     in sein Haus geweht worden, während Hope Blumen gebracht hatte, als wäre er dieses Geschenks wert.
    Er, der sich gestern zweimal zum Idioten gemacht hatte. Das erste Mal im Krankenhaus, als er seine 1976-Theorie mit so viel
     Selbstbewusstsein vorgetragen hatte. Dann hatte er die Briefe gelesen, und sie hatten seine nette Theorie in den |398| Orkus geblasen. Schlebusch, de Jager und Co. hatten nicht für den Militärischen Nachrichtendienst gearbeitet. Sie waren kein
     Exekutionskommando gewesen — nur ein Aufklärungstrupp, der den Nachschub nach Angola begleitet hatte.
    Keine Dollar. Keinerlei Anzeichen amerikanischer Intervention.
    Was zum Teufel war 1976 dann geschehen? Worin war diese heldenhafte Truppe verwickelt, was Tod, Dollarscheine und Rätsel hinterließ
     und die Behörden veranlasste, es unbedingt vertuschen zu wollen?
    Schlebusch war der Schlüssel. Schlebusch war das Stück, das sich nicht in dieses Puzzle fügen ließ, ein Puzzle, das aus ganz
     gewöhnlichen achtzehnjährigen Soldaten bestand, die, ganz unterschiedlicher Herkunft, zufällig zusammengewürfelt worden waren.
    Verdammt.
Der Frust loser Enden. Er wollte es wissen, wollte die große Decke fortreißen, die über dieser Sache lag, wollte es
wissen
. Er und seine Mutter wurden von einem Tier gejagt, und er war verzweifelt darum bemüht, sich von Anfang an einen kleinen
     Vorteil zu erkämpfen. Der Unfall hatte in ihm eine Tür aufgerissen, die Tür zur Angst, und er war nicht mehr in der Lage,
     sie zu schließen. Es faszinierte ihn, ihn, der die letzten fünf Jahre gelebt hatte, als legte er es nur darauf an zu sterben,
     als wollte er dem Tod nahe sein, damit er seinen Erinnerungen entfliehen konnte.
    Und jetzt hatte er Angst vor der schwarzen Sense. Er hatte unter dem langen blonden Haar das Gesicht des Todes gesehen.
    Und dann hatte er sich ein zweites Mal zum Arschloch gemacht, als er glaubte, Billy September eine verpassen zu |399| können. Ihm waren die Beine unterm Hintern weggezogen worden, und dann hatte er dagelegen, und Hope und Tiny Mpayipheli und
     September hatten um ihn gestanden und es nicht gewagt zu lachen, obwohl sie es, wie er wusste, nur allzu gern getan hätten.
     Er lächelte. Es musste trotzdem ziemlich komisch ausgesehen haben. Er setzte sich im Bett auf, konnte nicht mehr still liegen,
     konnte keine Musik auflegen und Kaffee kochen, weil Hope in seinem Wohnzimmer schlief, aber er wollte mit seinen Gedanken
     auch nicht mehr allein sein.
    Weil wir Ihnen was schuldig sind, van Heerden, wir alle.
    Mat Jouberts ironische Worte.
    Warum verfügte er nicht über die persönliche Integrität und den gerechten Schmerz des großen Detective? Joubert, der vor einiger
     Zeit seine Frau verloren hatte und trotzdem den gerechten Kampf gefochten, Stück für Stück sein Leben wieder zusammengesetzt
     hatte und jetzt erneut heiratete. Und er? Wie sahen seine Chancen aus?
    Die Schuld, von der Joubert gesprochen hatte, basierte auf atemberaubend falschen Vorstellungen, die vielleicht niemals richtiggestellt
     würden. Niemand sollte erfahren, wie schlecht er wirklich war.
    Joubert, der eine Nachricht für ihn hatte. Welche Nachricht?
    Mal sehen, vielleicht

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