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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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konnte er heute an den Bräutigam rankommen. Es würde ein großer Tag werden. Schlebusch. Die Fotos in
     der
Burger
würden den Zorn des Untiers weiter anfachen. Reichten zwei Bodyguards, um die Frauen gegen einen Psychopathen mit einem amerikanischen
     Sturmgewehr und seinem blinden Zorn zu schützen?
    |400| Er stand auf, eine fließende Bewegung, zog Jeans, Hemd, Pullover und Turnschuhe an, sah zu seinem Radiowecker: 3:57. Sehr
     langsam, sehr leise öffnete er die Tür, rührte sich nicht, hörte Hopes tiefen, friedlichen Atem, setzte vorsichtig die Füße
     auf, näherte sich ihr, der Frau, die ihm Blumen gebracht hatte, über die er Fantasien gehegt hatte, bevor Kara-An mit ihrem
     Champagner aufgetaucht war. Hopes Gesicht war fast ganz unter der Decke begraben, sie lag auf der Seite, er sah die schnellen
     Bewegungen der Augäpfel unter den geschlossenen Lidern, fragte sich, wovon sie träumte, von Gerichtsbeschlüssen und verrückten
     Privatdetektiven? Er betrachtete die Form ihrer Nase und ihres Mundes und ihrer Wange. Etwas Trauriges haftete ihren Gesichtszügen
     an, lag dies daran, dass die Gesamtheit, die Architektur den Eindruck unvollkommener Schönheit hervorrief und die Vorstellungskraft
     gezwungen war, sie neu zu konstruieren, alles neu zu arrangieren, damit etwas Atemberaubendes zustande kam? Und etwas Kindliches
     lag in ihren Zügen, etwas Unberührtes, löste das in ihm dieses seltsame Gefühl aus? Hatte das während der vergangenen Woche
     die Aggressionen in ihm geweckt, wollte er nicht an die Unschuld erinnert werden, weil sie für ihn auf immer verloren war?
    Er schloss die Augen. Er musste hier raus.
    Leise ging er zur Tür. Erst draußen das Licht anschalten, um Tiny Mpayipheli und Billy September zu warnen, dass er unterwegs
     war. Drückte auf den Knopf, öffnete sehr, sehr vorsichtig die Tür, schloss sie hinter sich, gedämpft rastete sie ein, dann
     stand er draußen, es war eine ruhige und kalte Nacht, bei weitem nicht so kalt wie die schneidenden schwarzen Frostnächte
     in Stilfontein. Er stand vor dem |401| Haus, hoffte, die Bodyguards hatten ihn gesehen, ging zum großen Haus, sah zu den Sternen hoch. Ein Satellit blinkte auf seiner
     Umlaufbahn im Norden.
    »Wollen Sie die Wachen inspizieren?«, erklang Tiny Mpayiphelis tiefe Stimme.
    Er hatte ihn nicht gesehen, der Schwarze in seinem schwarzen Mantel saß in einer Ecke des Gartens, auf einer Bank unter einer
     Zypresse.
    »Konnte nicht schlafen.«
    »Nur Sie oder Sie beide nicht?« Humorvoller Tonfall.
    »Nur ich.« In seiner Stimme lag mehr Enttäuschung, als er sich selbst eingestehen wollte. Tiny lachte leise.
    »Setzen Sie sich.« Mpayipheli rutschte zur Seite und machte ihm Platz.
    »Danke.«
    Sie saßen nebeneinander und starrten in den Himmel hinauf.
    »Kalt, hmm?«
    »War schon kälter.«
    Unangenehmes Schweigen.
    »Ist Tiny Ihr richtiger Name?«
    Mpayipheli lachte. »Ich werde nach dem Springbok-Lock Tiny Naude genannt, wenn Sie es interessiert. Eigentlich heiße ich Tobela
     Mpayipheli, was aber an sich schon wieder ein Witz ist.«
    »Wieso?«
    »Tobela bedeutet ›respektvoll, höflich‹, Mpayipheli heißt ›der, der im Kampf niemals aufgibt‹. Mein Vater … ich glaube, er
     wollte, dass sich beide Bedeutungen gegenseitig aufheben.«
    |402| »Ich weiß, welche Last ein Name sein kann.«
    »Bei euch Weißen ist es doch so, dass eure Namen keine Bedeutung haben.«
    »Hope Beneke würde dem nicht zustimmen.«
    »Stimmt.«
    »Tiny Naude?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Es ist eine lange Nacht.«
    Wieder das weiche Lachen. »Spielen Sie Rugby?«
    »In der Schule. Und dann später noch ein paar Mal. Mir fehlt dazu das Talent.«
    »Das Leben geht manchmal seltsame Wege, van Heerden. Ich hab überlegt, ob ich nicht die Geschichte meines Lebens aufschreiben
     sollte, wissen Sie, damals, als jeder, der am Freiheitskampf beteiligt war, seine Autobiografie geschrieben hat, um ein Erster-Klasse-Abteil
     im Zug zum Schlaraffenland zu ergattern. Aber ich fürchte, in meinem Leben gibt es nur ein faszinierendes Kapitel, das Rugby-Kapitel.«
    Er verstummte und machte es sich bequemer. »Wenn man sich nicht rühren kann, ist es noch kälter. Aber bei der Wache geht’s
     nun mal darum, ganz still zu sitzen«, sagte er nach einer Weile.
    Er schlug den Kragen seines Mantels hoch, legte die Waffe in den Schoß und atmete tief ein. »Mein Vater war ein Mann des Friedens.
     Jedes Mal, wenn ihm die Hand der Apartheid ins

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