Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
flachgelegt. Er ist auch im Hubschrauber«, sagte Carolina de Jager in monotonem Tonfall.
     Sie blickte nicht auf.
    »Und Carolina hat zwei erschossen«, sagte Joan van Heerden.
    |444| »Mein Gott.«
    »Gott stand heute auf unserer Seite«, sagte Carolina de Jager.
    »Amen«, sagte Tiny Mpayipheli hinter ihm. Dann brach Carolina in Tränen aus.
     
    In der Ruhe vor dem Sturm, bevor Hope im Wagen ihrer Partnerin eintraf, bevor Brits und seine Männer ankamen, bevor die Polizei
     unter dem Kommando von Mat Joubert auftauchte, bevor die Medien und ihre Heerscharen durch das Tor strömten, bevor die Glaser
     mit den Reparaturarbeiten begannen und Orlando Arendse und sein Anhang und Kara-An erschienen, ging er zu einem der beiden
     Leichensäcke im Garten und zog den Reißverschluss auf.
    »Was machen Sie da?«, fragte der Soldat mit dem Funkgerät und den Sergeant-Streifen am Ärmel.
    »Ich versuche ihn zu identifizieren«, antwortete er.
    »Der Colonel sagt, da darf keiner ran.«
    »Scheiß auf den Colonel.« Das Gesicht im Leichensack gehörte einem Fremden, er hatte keinerlei Ähnlichkeit mit den Gesichtern
     auf Rupert de Jagers zwanzig Jahre alten Fotos. Schnell tastete er die Jacke ab und suchte nach einer Brieftasche.
    »Das reicht jetzt«, sagte der Soldat mit dem Funkgerät.
    Er stand auf, ging zum anderen Leichensack, öffnete den Reißverschluss, der Soldat beobachtete ihn. Er versuchte ihm den Rücken
     zuzukehren, das blasse Gesicht im Sack war ihm fremd, geschwind die Jacke abgetastet, nichts. Er stand auf, ging zu dem, der
     im Wohnzimmer lag, wollte nicht, dass der Sergeant ihm folgte, beugte sich über den |445| Leichnam, riss schnell den Leichensack auf, entdeckte eine Wölbung in der Kleidung, ein schneller Griff, eine Brieftasche,
     nahm sie heraus. Er hörte Schritte, betrachtete das Gesicht, kannte es nicht, zog den Reißverschluss zu, erhob sich mit dem
     Rücken zur Tür. Als er sich umdrehte, stand der Sergeant vor ihm. Misstrauisch.
    »Ich kenne sie nicht.«
    »Samson, Moroka, los, bringt den zu den beiden anderen im Garten.«
    Van Heerden ging in die Küche und schob die Brieftasche in seine Jacke.
    Er lieh sich Mpayiphelis Handy und rief das Morddezernat, fragte nach O’Grady, er wollte sie hier haben. Dann telefonierte
     er mit den Zeitungen, den Radiosendern und dem Fernsehen. Er traute Bester Brits nicht, er wollte, dass neben dem Militär
     auch die Öffentlichkeit davon erfuhr, dass alles offen und transparent ablief.
    Hope erschien als Erste, Angst lag in ihrem Blick, wollte wissen, was geschehen war, das Mal auf ihrer Wange leuchtend rot.
     Sie zog ihn zur Seite, berichtete ihm vom zweiten Anruf, erzählte ihm aber nicht alles.
    »Er hat uns beobachtet, van Heerden, jeden Schritt, den wir getan haben. Sie waren in meinem Haus, sie wissen, welches Buch
     ich lese, sogar, wie schnell ich damit vorankomme.«
    Er nickte nur.
    »Er hat eine Nachricht für uns. Ihre Mutter … der Angriff … er sagt, er hätte Sie gewarnt, Schlebusch hätte Sie gewarnt.«
    »Schlebusch ist tot.«
    |446| »Tot?«
    »Sie haben ihn erschossen. Diesen Morgen. Brits meint, weil wir das Foto in der Zeitung veröffentlicht haben, weil Schlebusch
     ein zu hohes Risiko bedeutet hat. Aber ich glaube, das ist nur ein Teil der Geschichte.«
    »Er sagt, er habe das Testament im Safe gefunden.«
    »Wer?«
    »Der Mann, der heute Morgen angerufen hat. Er meint, er hätte es uns gegeben, wenn wir nicht zur Zeitung gegangen wären. Deshalb
     hat er es gestern verbrannt. Er sagt, es sei nichts mehr da, wir könnten die Sache fallen lassen.«
    »Er lügt.«
    »Glauben Sie, es existiert noch?«
    »Damit sitzt er am längeren Hebel, Hope. Er müsste schon sehr dämlich sein, wenn er es vernichten würde.«
    »Warum sagt er es dann?«
    »Das weiß ich nicht.« Er sah sie an. Wie sie ihre Gefühle unter Kontrolle hatte.
Sie ist stark,
dachte er. Stärker als er. »Sollen wir die Sache fallen lassen, Hope?«
    »Ich will ihn zur Strecke bringen, van Heerden, unbedingt, auf jeden Fall, aber ich habe Angst. Billy … Ihre Mutter …«
    »Wir brauchen das Testament nicht. Die Dollar gehören Wilna van As.«
    »Es rief auch noch ein Zweiter an, einer, der’76 mit dabei gewesen war. Er hat Angst, dass wir sein Foto ebenfalls veröffentlichen.
     Er will sich mit uns treffen. Er sagt, er würde noch einmal anrufen. Ich hab Marie angewiesen …«
    »Brits und Co. haben das Telefon angezapft, Hope.«
    »Wie?«
    |447| Er lachte bitter. »Wie

Weitere Kostenlose Bücher