Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman
sich äußerst unbehaglich fühlte. Er konnte es sich nicht
leisten, vor seinen Männern das Gesicht zu verlieren. »Es sei denn, Sie wollen mit uns reden, Brits. Uns Ihre Informationen
mitteilen«, rief er ihm zu.
Brits löste sich aus der Gruppe, kam auf sie zu und baute sich vor Joubert auf.
»Das können Sie nicht tun, Polyp!«
»Polyp?«
»Mein Gott, wie antiquiert«, platzte Nougat O’Grady dazwischen. »Sogar ›Schweinebruder‹ klingt ja noch moderner.«
»Wie wär’s mit ›Plattfuß‹?«, bot van Heerden an.
»Verarschen Sie sich selbst!«
Mat Joubert lachte ihm ins Gesicht.
»Die Leute sind unterwegs, Mat«, brüllte Peterson vom Astra aus herüber. »In dicht geschlossenen Reihen.«
Joubert und Brits standen sich Kopf an Kopf wie zwei Elefantenbullen gegenüber.
»Kommen Sie, Brits, reden Sie mit uns«, sagte van Heerden. Er wollte noch ein
bitte
hinzufügen, unterließ es dann aber. Er wollte die Informationen, unbedingt.
O’Grady: »Brits, unsere Schwänze sind länger als Ihre. Sehen Sie das endlich ein.«
»Ich habe Ihnen nichts mitzuteilen.«
|451| »Wie viele Fotos muss ich denn noch veröffentlichen, Brits?«
»Ich werde der Presse einen Maulkorb verpassen.«
Sie lachten, alle zusammen — van Heerden, Joubert, O’Grady und Petersen.
»Schauen Sie, Brits«, und van Heerden deutete über Brits’ Schulter.
Der Sendewagen von eTV bog am Tor auf das Grundstück ein.
»Die sind ganz wild auf Neuigkeiten«, sagte Petersen.
»Sie sind umzingelt«, sagte O’Grady.
»Custers letzter Kampf«, sagte Petersen.
»Am Little Little Horn.«
Die beiden Detectives kicherten, van Heerden musste an Brits’ und Steven Mzimkhulus Witzeleien denken. Wie es hineinschallt
…
Brits wand sich. »Zehn Minuten«, sagte er schließlich. »Mehr bekommen Sie nicht.«
»Gott sei Dank sind Sie kein Anwalt. Es würde uns ein Vermögen kosten.«
»Wir haben die Namen von acht Mitgliedern aus dem 1. Aufklärungskommando, die die Nachschubroute von Südwest nach Angola sicherten,
Brits.« Er schloss die Augen, versuchte sich an die Namen zu erinnern, nachdem sein Notizbuch noch immer in Hopes Büro lag.
»Schlebusch, Verster, de Beer, Manley, Venter, Janse van Rensburg, Vergottini und Rupert de Jager.« Er öffnete die Augen.
Brits war blass, es gelang ihm nicht, sein Entsetzen zu verbergen. »Und dann tauchten auf der Farm von de Jagers Eltern zwei |452| Offiziere auf und erzählten ihnen, er sei für sein Land gefallen, aber mehr als zwanzig Jahre später lebt er noch immer als
Johannes Jacobus Smit, besitzt gefälschte Ausweispapiere und einen Safe voller amerikanischer Dollar, die noch aus dem davorliegenden
Jahrzehnt stammen. Er wird mit einer M16 erschossen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass es Schlebusch war, der Unteroffizier,
der’76 den Spähtrupp angeführt hat.«
Er sah auf. Brits wich seinem Blick aus.
»Sie unternehmen alles in Ihrer Macht Stehende, um die Ermittlungen zu hintertreiben, und wollen, dass sie eingestellt werden.
Das bedeutet, Sie wissen, was’76 geschehen ist, und versuchen alles unter den Tisch zu kehren. Und das bedeutet, dass es eine
schlimme Sache gewesen sein musste, ein blutiges Unternehmen, chemische Kriegführung oder irgendeine andere beschissene Operation.«
Brits schnaubte verächtlich.
»Sie können schnauben, soviel Sie wollen, Brits, aber Ihr Geheimnis wird ans Tageslicht kommen. Jetzt, nachdem sein Foto in
der Zeitung veröffentlicht wurde, ist auch Schlebusch tot. Aber ich habe von allen Fotos, Brits, und ich werde sie den Zeitungen
und dem Fernsehen übergeben und mich dann zurücklehnen und zusehen, wie die Hölle losbricht. Und ich werde der Öffentlichkeit
davon berichten, wie Sie die Ermittlungen zu unterwandern versuchen, und dann wollen wir doch mal sehen, wie Sie damit umgehen.«
Sie saßen im abgedunkelten Wohnzimmer in van Heerdens Haus, die Couch und alle Esszimmerstühle waren besetzt, Petersen, O’Grady,
Mat Joubert, Brits und Tiny Mpayipheli, |453| der von van Heerden lediglich als ein Kollege vorgestellt worden war.
Langsam, mit verzerrtem Gesicht, als habe er große Schmerzen, erhob sich Brits und schritt im kurzen Flur auf und ab, auf
und ab, die anderen beobachteten ihn, dann sah er zu van Heerden.
»Ich kann es nicht«, sagte er schließlich.
Wieder schritt er auf und ab, die anderen schwiegen, es war deutlich zu sehen, wie er mit sich rang. »Ich kann es nicht. Seit
dreiundzwanzig
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