Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman
Swimmingpool, später gingen wir hinein, und ich machte in der Küche
etwas zu essen, während wir uns weiter unterhielten, ich weiß nicht mehr, worüber, es war auch nicht wichtig. Was zählte,
war einzig, was zwischen den Wörtern und Sätzen unausgesprochen mitschwang, der Durst, den jeder gegenüber dem anderen empfand.
Wir aßen und redeten und sahen uns an und lachten, und ich konnte es nicht glauben, die lebenslange Suche war zu Ende, hier
war sie, und hier war ich.
Ich fasste sie an jenem Abend nicht an.
Aber ich war am nächsten Tag wieder da, nachdem ich Nagel angerufen und gehört hatte, dass er nur langsam vorankam, und ich
war froh darüber: mein erster Verrat, dieser Anruf, zum ersten Mal verriet ich meinen Freund und Kollegen, »hallo, Nagel,
wie geht’s so?«
»Hast du die Pistole?« Mir lief es eiskalt über den Rücken, ich hatte die Waffe glatt vergessen, sie lag noch immer irgendwo
im Haus.
»Ja.« Und dann wurde mir bewusst, dass ich es als Vorwand nutzen konnte, um zu ihr zurückzukehren. Ich verstummte, hörte,
dass er noch einige Tage zu tun haben würde, es gab einige Verdächtige, aber »diese Provinzpolizisten sind hoffnungslose Fälle,
lass dir das gesagt sein«. Und dann fuhr ich zu Nonnie Nagel zurück.
Die Geschichte ihrer Ehe kam im Lauf unserer Gespräche |458| allmählich zum Vorschein; die wahre Geschichte, nicht die erfundenen Geschichten, die Nagel jedem auftischte, der ihm zuhörte.
Er hatte sie im Sturm erobert. Er war ein Liebhaber mit honigsüßen Worten, der ihr das Blaue vom Himmel versprach, der für
sie beide eine Traumzukunft ausmalte, ihr erzählte, er sei bei der südafrikanischen Polizei auf dem Weg nach ganz oben, und
sie war von seinem Charme bezaubert, seinem Humor, seiner Selbstsicherheit. Sie, eine junge Lehrerin, die einen Einbruch in
ihr Apartment in Bellville gemeldet und dabei Nagel kennen gelernt hatte, Detective Constable Willem Nagel, den Mann, der
den Schurken nach wenigen Tagen hinter Gitter brachte und dann seine beachtliche Erfindungsgabe dazu nutzte, um sie ebenfalls
ins Gefängnis zu stecken.
Die ersten ein oder zwei Jahre ging es gut. Sie arbeitete, er arbeitete, sie besuchten andere, gaben Barbecues, gingen manchmal
ins Kino, und als sie nicht schwanger werden wollte, schickte er sie zum Arzt, immer und immer wieder. Und jedes Mal kam sie
mit dem Ergebnis zurück, dass sie gesund, dass mit ihr alles in Ordnung sei, und jedes Mal fluchte er und sagte, das könne
nicht sein, irgendwas müsse mit ihr nicht stimmen, und allmählich verlor er das Interesse an ihr, schließlich wurde er ins
Morddezernat versetzt, sein Talent wurde erkannt, seine Karriereprophezeiung schien sich zu erfüllen, er arbeitete länger
und länger, sehr viel länger, und dann begann das Ungeheuer der Eifersucht sein hässliches Haupt zu erheben.
Sie sagte, ihrer Meinung nach sei ihm durchaus bewusst gewesen, dass das Problem mit der Schwangerschaft bei ihm |459| selbst lag. Vielleicht habe er sich untersuchen lassen, wovon sie nichts wusste, und dabei feststellen müssen, dass er unfruchtbar
oder seine Spermienzahl zu gering war, sie könne nur mutmaßen, aber irgendwas löste seine Eifersucht aus, erst kamen nur Anspielungen,
dann eindeutige Bemerkungen, schließlich konkrete Vorwürfe, als hätte er Angst, jemand anderes könnte sie schwängern. So stellte
sie sich das vor, es gab keine anderen Gründe dafür, bis er eines Abends, als sie ein Schulkonzert besuchte, auftauchte und
sie aus der Aula holte, zum Wagen zerrte und ihr sagte, von jetzt an sei sie eine Hausfrau, sie solle kündigen, er wolle nicht
mehr nach Hause kommen und feststellen müssen, dass für ihn nichts zu essen da war, seine Arbeit, die Anspannung, die langen
Arbeitszeiten, der Stress, er brauche sie zu Hause. Sie hatte an jenem Abend geweint, die ganze Nacht hindurch, und er hatte
nur gesagt: »Heul nur, es nützt dir nichts, dein Platz ist zu Hause.«
Und er rief an. Zu jeder Tages- oder Nachtzeit, und wenn sie nicht zu Hause war, gab es Probleme. Nein, er habe sie nie geschlagen,
nur verbal gedemütigt.
Der Zeitraum morgens zwischen acht und zehn Uhr war sicher. Er rief nie vor zehn an, die Stunden davor wurden zu ihrer Bibliothekszeit,
und wenn er ihr Geld gab, ging sie Bücher kaufen, in den Secondhand-Buchhandlungen der Voortrekker Street, ihrem Büchertausch-Zirkel,
wie sie es nannte. Sie kochte nur widerwillig, arbeitete
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