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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Schläge, Holz krachte, der Tisch. Wie sollte Mpayipheli gegen diesen massigen Brocken gewinnen?
    »Lasst sie bitte gehen«, sagte er. »Ich knie mich nieder, ich nehm diesen verdammten Lauf in den Mund.« Er näherte sich, die
     Z88 war jetzt aus dem Gürtel, aber noch immer hinten an seinem Rücken, unter der Jacke.
    |519| »Rühr dich nicht«, sagte der Typ vor Hope, jener, den Venter »Sarge« genannt hatte.
    Er blieb stehen. »Hast du hier das Kommando?«, fragte er Sarge.
    »Rühr dich einfach nicht. Dann geschieht ihr nichts. Und dir auch nicht.« Der Typ sah ihn noch nicht einmal an, er starrte
     nur am Lauf entlang auf Hopes Gesicht.
    »Sie ist eine Frau«, sagte er.
    Ein Stoß, ein Grunzen, die fürchterlichen Geräusche von schweren Schlägen, die auf einen menschlichen Körper niedergingen,
     eine nicht identifizierbare Stimme, die
hah … hah … hah … hah …
ausstieß. Er wusste nicht, wie lange er das alles noch aushielt, der Adrenalinausstoß verlangte von ihm, dass er etwas unternahm,
     dass er reagierte, sich bewegte, das schreckliche Bild vor ihm, Brits, Hope, seine Hand, die die Z88 umklammerte, schwitzend,
     mein Gott, er konnte nicht schießen, mein Gott, er durfte nicht verfehlen, den vor Hope als Ersten, dann mussten sie ihn erschießen.
    Dann dämmerte der ganzen Gruppe — den drei Männern Venters, Hope, Vergottini, van Heerden —, dass es im angrenzenden Lagerhaus
     ruhig war, das Scharren der Füße auf dem Beton, die Schläge, die Schreie waren plötzlich verstummt.
    Er starrte sie an. Simon starrte ihn an, Sarge und der andere waren auf ihre Ziele konzentriert.
    Regen auf dem Wellblechdach.
    Stille.
    Der Sicherungshebel an der Z88, langsam, langsam, langsam, kein Geräusch verursachen, seine Finger waren nass |520| vor Schweiß. Heute würde er sterben, hier würde er sterben, aber er war bereits einmal an diesem Punkt gewesen, er hatte keine
     Angst mehr, er war bereits einmal an der Schwelle des Todes gestanden. Er würde abtauchen, nach rechts weg, mit gezogener
     Pistole, Sarge abknallen, damit er Hope nicht verletzte, das war alles, was er tun konnte, er durfte nicht verfehlen. Die
     Stille dehnte sich, dehnte sich immer weiter aus.
    »Was machen wir, wenn keiner reinkommt?« Seine Stimme war heiser, der Mund trocken, er hatte keinen Speichel mehr.
    Sarges Blick schnellte zu ihm, zum ersten Mal ließ er sein Opfer aus den Augen, dann fixierte er es wieder. Er sah einen Schweißtropfen
     auf der Stirn des Mannes, und etwas geschah nun, seine Panik löste sich auf, sie waren schließlich auch nur Menschen, damit
     hatten sie nicht gerechnet, sie warteten auf Venter, Basson, wie immer sie ihn nennen mochten.
    »Was machen wir?« Lauter, drängender.
    »Halt dein beschissenes Maul«, hallte Sarges Stimme unsicher durch den großen Raum, und als er das bemerkte, wiederholte er
     den Satz, ruhiger jetzt, kontrollierter. »Halt dein Maul, Basson wird kommen.«
    »Die Polizei auch«, log er. »Ihr habt heute Nachmittag einen Polizisten erschossen.«
    »Das war ein Unfall. Wir wollten Vergottini.«
    »Sag das dem Richter, Sarge.«
    Er wusste, er musste weiterreden, er wusste, er hatte die schmale Spitze eines Keils hineingetrieben, Unsicherheit erzeugt.
    |521| »Wenn wir es geschafft haben, euch zu finden, wird euch auch die Polizei finden, Sarge …«
    »Halt’s Maul, wenn du noch ein Wort sagst, wenn du auch nur ein beschissenes Wort sagst, blas ich der Schlampe den Schädel
     weg.«
    Schweiß auf allen Gesichtern, trotz der Kälte draußen, trotz der fröstelnden Kühle im Raum.
    Was jetzt?,
fragte er sich. Was sollte er jetzt machen?
    Regen auf dem Wellblechdach.
    Die Sekunden verstrichen. Die Minuten.
    »Simon«, sagte Sarge. »Du musst nachsehen.«
    Stille.
    »Simon!«
    »Es könnte eine Falle sein.«
    »Verfluchte Scheiße, Simon, nach der Schlägerei?«
    »Basson hat gesagt, wir sollen hier bleiben.«
    »Los, nimm mein Gewehr.«
    Unentschlossenheit, van Heerdens Blick ging vom einen zum anderen, wartete auf einen Moment der Ablenkung, einen kurzen Moment
     nur, und dann hörte er etwas.
    Nicht im Lagerhaus. Draußen. Auf der Straße.
    Sarge sah auf, er hatte es ebenfalls gehört. Und dann brach die Hölle über sie herein.
    Der Mercedes krachte durch die Wand, Metall schrammte gegen Metall und Beton und Ziegel, und dann hatte er die Z88 gezogen
     und stand breitbeinig da, sah, dass alle den Blick auf die Wand gerichtet hatten, und er erschoss Sarge, der vor Hope Beneke
    

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