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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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durch.«
    Caterer? Machten es die Reichen so, fragte er sich, während er den beiden Frauen folgte und das dunkle, gefirnisste Holz der
     alten Möbel wahrnahm, die teuren Gemälde, die Orientteppiche, den Reichtum, der im Schein von tausend Kerzen schimmerte. »Ich
     habe einige Leute eingeladen«, hatte sie am vorangegangenen Abend gesagt.
    Caterer.
    O Gott, wie konnte man Fremde bitten, für seine Freunde zu kochen?
    Kara-An schloss hinter ihnen die Tür und hieß sie Platz nehmen. Er fragte sich, wie viele der Bücher in den dunklen Holzregalen,
     der ledergebundenen Exemplare, der Titel mit Goldaufdruck sie gelesen hatte. Er bemerkte, dass Hope darauf wartete, dass er
     etwas sagte. »Erklären Sie es«, sagte er.
    Er betrachtete die beiden Frauen, während Hope ihr Anliegen vortrug, vorsichtig, denn hier, wusste er, befand er sich auf
     altem, wohlbekanntem, gefährlichem Terrain: Kara-An, die ihn jedes Mal ansah, wenn Hope seinen Namen |200| erwähnte, Kara-An, die sehr konzentriert zuhörte, in deren Blick aber noch etwas anderes durchschimmerte, Interesse. Dann
     bemerkte er die Distanz, die er zu allem in seinem Leben hielt, und nicht zum ersten Mal: Manchmal geschah es, wenn er Musik
     hörte, wenn er ein Kochbuch nach einem neuen Rezept durchblätterte, manchmal hatte es den Anschein, als wollte das Leben ihn
     zurücklocken, dann, wenn die großen und kleinen Freuden eines normalen, glücklichen Daseins ihn dazu verführen wollten zu
     vergessen, dass er es nicht verdiente, dass er es sich nicht leisten konnte. Diesmal war der Sirenengesang stärker — die wunderbare
     Schönheit einer Frau, zweier Frauen, die vor ihm saßen, Hopes Augen, die heute Abend so hübsch aussahen, ihre Beine in dem
     schwarzen Rock, ihr sinnlicher Hintern, der zum Berühren einlud. Er wollte Vergleiche und Betrachtungen anstellen und philosophieren
     und sich der Lust hingeben, offen und unverhohlen, und ein verträumtes, albernes Spiel der Liebe spielen, flirten, mit jemandem
     darüber reden, lachen, o Gott, er hatte es bitter nötig, wie gern hätte er mit jemandem bei einem Glas kühlen Weißweins gelacht,
     er vermisste das, vermisste
sie
so sehr … und dann kam die Angst über ihn, stark und überwältigend, er zog sich in seine Gedanken zurück, und Hope sah ihn
     erwartungsvoll an und wollte, dass er etwas sagte.
    »Was?«, sagte er und glaubte, seine Stimme klinge verängstigt.
    »War das eine zutreffende Beschreibung dessen, wo wir stehen?«
    »Ja«, antwortete er und zog sich voller Panik in seine Kapsel zurück.
    |201| »Das gibt einen guten Aufhänger.«
    »Aufhänger?«, fragte Hope.
    »Artikel. Es sollte kein Problem sein, den Chefredakteur davon zu überzeugen …«
    »Zwei wichtige Punkte nur«, unterbrach van Heerden sie. Sie sahen ihn an. »Die Story muss auf die richtige Art und Weise rüberkommen.
     Und sie muss in all Ihren Zeitungen erscheinen. Auch in Gauteng.«
    »Was meinen Sie mit ›richtig rüberkommen‹?«
    Er zog die Blätter aus seiner Jackentasche, Seiten, die er aus seinem Notizbuch gerissen hatte. Er hatte sich wieder unter
     Kontrolle. »Ich hab hier etwas aufgesetzt, aber es stimmt noch nicht ganz. Sie müssen noch daran arbeiten.« Er reichte sie
     Kara-An Rousseau. Sie beugte sich vor, der Ausschnitt ihres roten Kleids öffnete sich kurz. Er blickte weg. »Es muss klingen,
     als stünden wir kurz vor dem Durchbruch, als wären die Informationen über Smit nicht unbedingt notwendig, sondern nur ein
     …«
    »Eine Ergänzung«, sagte Hope.
    »Ja. Es muss klingen, als wüssten wir alles über die Ereignisse von vor fünfzehn Jahren, als wollten wir nur noch einige lose
     Fäden festzurren …«
    »Ah«, sagte Kara-An. »Sie wollen kreativen Journalismus.«
    »Eine Menge.«
    »Ich kenne jemanden, der darauf spezialisiert ist.«
    »Wie groß ist die Chance, dass wir die Titelseite bekommen?«, fragte er.
    »Das wird von den anderen Nachrichten abhängen.«
    Jemand klopfte an die Tür. »Kommen Sie rein«, rief Kara-An.
    |202| Eine junge Frau in einer weißen Schürze steckte ihren Kopf ins Zimmer. »Die ersten Gäste sind eingetroffen, Madam.«
    »Danke«, sagte Kara-An. Sie lächelte Zatopek van Heerden an, ein strahlendes Lächeln, das nur ihm galt. »Wir reden darüber,
     wenn die anderen wieder weg sind.«
     
    Er saß zwischen der Frau des südafrikanischen Kulturattachés, einer großen braunhäutigen Frau mit vorstehenden Schneidezähnen
     und dicken Brillengläsern, die sehr leise

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