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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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diese
     sehr unvorteilhafte Publicity nach sich zieht, auf die wir beide gut und gerne verzichten können. Als letzten Ausweg kann
     ich ihn noch an die Nacht erinnern, in der er sternhagelvoll und ohne Wissen seiner Frau vor meiner Tür aufgetaucht war und
     mir gesagt hatte, wie sehr er mich begehre. Das sollte ihn doch zur Räson bringen, meinen Sie nicht auch?
    Ihr zweites Problem betrifft die Publicity bei gewissen Mordermittlungen. Wenn Sie noch in der Lage sind, so weit zurückzudenken,
     Mike, dann erinnern Sie sich vielleicht, dass Sie derjenige waren, der mich um Hilfe gebeten hat. Zwei gute Gründe also, um
     nett zu Kara-An zu sein.«
    Er bedachte sie mit einem abschätzenden Blick, erstaunt über ihre Wandlung von der Gastgeberin des vergangenen Abends zu …
     dieser Person, die alles unter Kontrolle hatte. Warum, fragte er sich, diese plötzliche Machtdemonstration? Er stellte Berechnungen
     an, addierte die Kara-An von diesem Morgen zu jener, die er vergangene Nacht verlassen hatte, die attraktive Frau im roten
     Kleid, die von der Schlägerei ungemein erregt worden war; ein Schatten, der schnell, flüchtig vorüberhuschte.
    Ihm schwante Übles.
    »Sie können mich mal«, sagte er.
    »Ha, wie vorhersehbar! Ich habe nicht erwartet, dass Sie vor mir auf die Knie fallen, Mike. Dazu ist Ihr Ego zu zerbrechlich.
     Deshalb bin ich gekommen, um Sie ein wenig zum Nachdenken zu bewegen. Sowohl der Arzt als auch die Medien kosten ihren Preis.
     Die Geschichte Ihres Lebens, |243| persönlich verfasst, wenn die Sache mit dem Testament über die Bühne gegangen ist, dafür bekommen Sie Frieden an der medizinischen
     Front. Und den Artikel morgen auf Seite eins.« Sie ging zur Tür, öffnete sie. »Ich nehme an, ich muss Sie nicht daran erinnern,
     dass die Zeit nicht unbedingt auf Ihrer Seite ist.« Sie ging hinaus. »Auf Wiedersehen, Hope«, waren die letzten Worte, die
     sie hörten, bevor sie die Tür schloss.
    Es herrschte Stille im Zimmer, nur der Wind war zu hören, der durch die Äste strich, und Kara-Ans Wagen, als sie davonfuhr.
     Auch ein BMW, nahm er an. Das Universalmittel jüngerer Frauen gegen Penisneid. Der Mercedes würde später kommen, etwa im Alter
     von fünfundfünfzig, wenn sie nicht mehr jung, sondern nur noch würdevoll aussehen wollten. Er sah zu Hope Beneke. Sie hatte
     die Beine angezogen und die Arme um sie gelegt, dahinter, fast versteckt, ihr Gesicht. Als wüsste sie, dass alles vorbei war.
    Was es auch war.
    Denn wenn Kara-An Rousseau dachte, sie könne ihn erpressen, dann war sie von allen guten Geistern verlassen.
    Die Stille zwischen ihnen war zum Greifen. Schließlich stand Hope auf. »Tun Sie mir einen Gefallen«, sagte sie leise.
    Er blickte sie an.
    »Bringen Sie den Vorschuss nicht wieder zurück. Behalten Sie ihn.«
    Sie ging zur Tür, öffnete sie und trat hinaus, ohne sie hinter sich zu schließen.
    Er spürte, wie sein Zorn aufwallte. Ihr ganzes Gebaren deutete an, dass es seine Schuld wäre, wenn die Sache den Bach runterging.
     Als wären Kara-Ans Forderungen völlig gerechtfertigt. |244| Den Arzt »zur Räson« zu bringen hatte nichts mit Wilna van As zu tun. Es war Kara-An, die die beiden Angelegenheiten miteinander
     verquickte, die wollte, dass das eine vom anderen abhing. Was so unvernünftig war, dass man kein Jurist sein musste, um es
     zu erkennen. Es war so …
    Er spürte den kalten Wind im Rücken, erhob sich, um die Tür zu schließen, sah Hopes BMW über den Schotterweg fahren, sah seine
     Mutter, die herangeritten kam und das Pferd zum Wagen lenkte, der mittlerweile angehalten hatte. Bei diesem Wetter mit dem
     Pferd unterwegs – es konnte jeden Moment zu regnen beginnen, die Wolken waren schwarz-grau, der Wind schneidend. Sie waren
     zu weit entfernt, er hörte noch nicht einmal ihre Stimmen, was hatten sie sich zu sagen? Dann gingen die Rücklichter des BMW
     an, Hope wendete den Wagen und folgte seiner Mutter zum großen Haus.
    Er knallte die Tür zu.
    Sie sollte seine Mutter in Ruhe lassen. Sie durfte sich nicht einmischen.
    Was hatten sich die beiden zu sagen?
    Scheiß drauf. Er musste die Wäsche machen.
     
    Er hängte im Badezimmer die nassen Sachen auf, als er die Tür aufgehen hörte. Er wusste, es war seine Mutter.
    »Wo bist du, Zet?«
    »Hier.«
    Sie trat herein, trug noch immer ihre Reitmontur, Nase und Ohren waren rot vor Kälte.
    »Du sollst bei diesem Wetter doch nicht ausreiten, Ma.«
    |245| »Du kannst ein Hemd nicht so aufhängen.

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