Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
verstand. Was ihm eine Einsicht
     verlieh, die ihnen fehlte.
    Jeder war schlecht. Die meisten wussten es nur noch nicht.
    Und nun wollte seine Mutter, dass er das Richtige tat.
    Das Richtige war, zu überleben. Sicherzustellen, dass dich keiner verscheißerte.
    Die Ärzte.
    |251| Nagel hatte im Krankenwagen, im Krankenhaus noch gelebt.
    Sie hatten ihn hinter geschlossenen Türen operiert und waren dann herausgekommen, hatten mit der Schulter gezuckt und gesagt,
     nein, er habe keine Chance, hatten seine Verletzungen mit großen Worten erklärt, diesen beschissen großen Worten, mit denen
     sie einen vom Menschen zum Patienten reduzierten, große Worte, mit denen sie den zerschmetterten Kopf und das Loch in der
     Brust erklärten. Aber sie hatten den Rotband-Killer gerettet, hatten van Heerdens Bleigeschosse aus ihm entfernt, hatten ihn
     an ihre Maschinen angeschlossen, Flüssigkeiten in ihn hineingepumpt, aufgeschnitten und wieder zugenäht und hatten ihn leben
     lassen, während Nagel in dem kalten, weiß gefliesten Raum starb, während der letzte Funke Leben aus seinen Augen schwand,
     und er hatte draußen gestanden, Blut auf seinem Hemd, und hatte schreien wollen, weil er sich nun in seinen Wagen setzen und
     …
    Die Spitze des Eisbergs.
    Und jetzt wollte seine Mutter, dass er das Richtige tat.
    Das Richtige wäre, Kara-An Rousseau zu sagen, dass sie sich mit ihrer hübschen Machtdemonstration ins Knie ficken könne, er
     lasse sich nicht manipulieren. Und Hope Beneke müsste er sagen, dass ihr guter Kampf sinnlos sei, die Sache war gestorben,
     und Wilna van As würde auch ohne die Million überleben, das Leben gehe weiter, und in hundert Jahren würde keiner auch nur
     wissen, dass einst solch unbedeutende Kreaturen existiert hatten.
    Nichts, was er tat, würde irgendetwas ändern.
    Außer, vielleicht, wenn er Kara-An Rousseau in ihre Schranken weisen würde.
    |252| Sie war nicht die Einzige, die dieses Spiel spielen konnte.
    Aber wozu?
    Seine Mutter und Hope Beneke. Hatten bei Kaffee und Gebäck wahrscheinlich nett über ihn geplaudert.
    Seltsam, dass sie sich unten auf der Straße so schnell gefunden hatten.
    Nur ein, zwei Worte am BMW, und schon wurde sie eingeladen.
    Seltsam.
    Und jetzt wollte seine Mutter etwas von ihm.
    Die einzige Person, der er wirklich etwas schuldete.
    Es gab nur eines zu tun.
    Täuschen.
     
    »Kara-An, hier ist Hope«, sagte sie am Telefon.
    »Hallo.«
    »Ich würde gerne wissen, warum du das getan hast.«
    Am anderen Ende der Leitung war ein Lachen zu hören.
    »Ich glaube nicht, dass du das verstehst, Hope.«
    »Ich würde es gerne versuchen.«
    »Bei allem Respekt, Hope, aber das ist nicht deine Liga.«
    »Meine Liga ist Wilna van As. Sie hat mit allem, was zuletzt geschehen ist, nichts zu tun.«
    »Das klingt ganz so, als ob du glaubst, dass unser Mike auf das Angebot nicht eingeht.«
    »Bitte, Kara-An.«
    »Ich bin nicht diejenige, die du bitten solltest, mein Engel.«
    Plötzlich wusste sie nicht mehr, was sie sagen sollte.
    »Ich muss Schluss machen. Jemand ist an der Tür. Ich wünsche dir einen starken Ellbogen, Hope.« Sie legte auf.
    |253| »Was wollen Sie wirklich?«, fragte er, als sie die Tür öffnete.
    Einen Augenblick lang war sie überrascht, dann lächelte sie. »Kommen Sie rein, Zatopek van Heerden, welch wunderbare Überraschung.«
     Sie schloss hinter ihm die Tür, zog ihn fest an sich, legte ihm die Hände um den Kopf und küsste ihn auf den Mund, ihre Finger
     zogen an seinem Haar, ihr Körper presste ihn mit kleinen, drängenden Bewegungen gegen die Tür, dann schob er sie weg und sagte
     »verpissen Sie sich«, und sie stand vor ihm, ihr Lippenstift war verschmiert, und sie keuchte und lachte, und er sagte: »Sie
     sind krank.«
    »Ich wusste, Sie würden es verstehen.«
    »Und ein schlechter Mensch.«
    »Genau wie Sie. Aber stärker. Viel stärker.«
    »Ich habe ein Gegenangebot.«
    »Schießen Sie los.«
    »Vergessen Sie den Arzt. Meinetwegen soll er Anzeige erstatten. Es geht hier nur um uns beide.«
    »Was ist das nur mit Ihnen und den Ärzten, Zatopek?«
    »Ich gebe Ihnen, was Sie wollen. Für die Publicity. Einzig und allein für die Publicity.«
    »Aber erst, wenn alles vorbei ist?«
    »Ja.«
    »Kann ich Ihnen trauen?«
    »Nein.«
    »Und wenn die Geschichte Ihres Lebens nicht alles ist, was ich will?«
    »Sie wollen, dass ich Ihnen Schmerzen zufüge, Kara-An.«
    »Ja.«
    »Ich habe Sie letzte Nacht gesehen.«
    |254| »Ich weiß.«
    »Sie brauchen

Weitere Kostenlose Bücher