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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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die makellose Miniaturskulpturen waren — sie war eine kleine, aber vollkommene Taschenvenus.
    Leider blieben die Versprechungen, die ihr Körper bereithielt, genau das — Versprechungen.
    Selbst jetzt noch weiß ich nicht, ob sie mich manipulierte oder wirklich kein Interesse an Sex hatte. Für jede Penetration
     musste ich mich abmühen, jeden Orgasmus teuer erkaufen. Eine Stunde Vorspiel führte manchmal ins Nichts, und wenn sie das
     ganze Opfer brachte, folgte unverzüglich nach meinem Höhepunkt eine Diskussion über meine Karriere — im Allgemeinen darüber,
     dass diese nicht so recht vorankommen wollte, wobei Wendy vor sich hin plapperte, mich niemals direkt angriff, sondern im
     Verkehrsstau ihrer Worte festsaß, die unendlich lange brauchten, um von Punkt A zu Punkt B zu kommen.
    Am frustrierendsten aber war ihre Selbstkontrolle, die sie |239| während des Geschlechtsakts aufrechterhielt, ihr entschlossenes Festhalten an der zivilisierten Seite der völligen Hingabe,
     ihre kleinen und süßen und mit Bedacht ausgestoßenen Töne. Sie stürzte niemals in den Abgrund der Leidenschaft und verlor
     sich nie in der primitiven, animalischen Lust.
    Erst einige Jahre nachdem wir uns kennen gelernt hatten, erfuhr ich die ganze Geschichte, die hinter ihrem Interesse stand.
     Sie hatte, bevor ich dem Institut für Polizeiwissenschaft beigetreten war, von dem akademischen Wunderkind gehört. Professor
     Cobus Taljaard machte kein Hehl aus seiner Bewunderung für meine Fähigkeiten und brachte diese offensichtlich seinen Nachbarn
     in der Englischen Literatur gegenüber auch zum Ausdruck. Was bei mir die Frage aufwarf, mit wie viel Berechnung sie ihren
     ersten, geschwätzigen Eintritt in mein Leben geplant hatte.
    Tatsache war, dass meine Karriere keineswegs stillstand. Sie ging voran — sehr schnell sogar, wie ich fand. Plötzlich bereitete
     ich Vorlesungen vor, die an Studenten außerhalb der Universität geschickt werden mussten, las und korrigierte Prüfungen und
     hielt hin und wieder selbst eine Vorlesung. Vorsichtig, unter den wachsamen Augen des Professors, begann ich zu publizieren
     und meine Magisterarbeit anzugehen. Doch Wendy dürstete es nach Titeln, (Frau) eines Doktors, eines Professors. Und von einem
     Magisterabschluss bis dorthin war es noch ein weiter Weg.
    Daher konzentrierte sie sich auf zwei Dinge. Die Verlobung. Und die Arbeit. All unsere Gespräche, all ihre Aussagen und Meinungen
     und kleinen Parabeln kehrten letztendlich zu einem dieser Themen zurück. Es war ein Spiel, es war der Maschinenraum, der die
     Energie für unsere Beziehung |240| lieferte, der Dynamo, der uns vier Jahre lang vorantrieb — in denen ich abwehrte und verzögerte und ihre Avancen parierte,
     während sie anklagte, mich piesackte und langsam, aber systematisch die Beißzange zudrückte und meine Ausflüchte, eine nach
     der anderen, zerlegte.
    Und dennoch: Unsere Beziehung endete nicht, weil sie mit dem Fuß aufstampfte oder mich vor ein Ultimatum stellte. Der Tropfen,
     der das Fass zum Überlaufen brachte, hatte nichts mit ihr zu tun. Es war der Geist von Baby Marnewick, der zurückkam, um mich
     zu verführen.

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    Kara-An Rousseau trug Jeans, ein weißes Hemd und einen blauen Sweater und sah, trotz allem, frisch und ausgeschlafen aus.
    »Der Arzt ist auf dem Kriegspfad, Mike. Er will Sie vor Gericht bringen. Er will Ihr Blut. Sein Ego, mein Freund, hat mehr
     abbekommen als sein Gesicht.«
    »Mike?«, fragte Hope Beneke.
    »Hat er dir das nicht gesagt? Mike — wie Mike Tyson.«
    »Vergessen Sie’s, Hope hat es mit dieser beschissen herablassenden Haltung auch schon versucht.«
    »Er hört sich sogar wie Mike Tyson an, meinst du nicht auch?«, sagte sie zu Hope. Dann wandte sie sich an van Heerden. »Ich
     nehme an, eine Entschuldigung kommt nicht in Frage.«
    »Eine Frau mit Verstand. Sie wären die erste.«
    Hope Beneke sah, dass er sich wieder in seiner aggressiven Muschel verschanzt und die Zugbrücke hochgezogen hatte. Sie hätte
     weinen mögen.
    »Ich dachte es mir, dass Sie nicht der Typ sind, dem es leicht über die Lippen geht, ›sorry‹ zu sagen. Deshalb mag ich Sie
     ja auch. Aber Sie haben zwei Probleme, Mike. Und ich bin die Einzige, die Ihnen bei beiden helfen kann.«
    Er schnaubte verächtlich.
    »Nummer eins — ich glaube, ich werde den guten Doktor |242| dazu überreden können, von einer Anzeige Abstand zu nehmen. Ich werde ihn nicht nur daran erinnern, dass eine Sache wie

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