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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Einen Moment, lass mich das machen.« Sie nahm das Hemd vom Metallgestell der Duschkabine.
     »Bring mir einen Kleiderbügel.«
    Gehorsam ging er ins Schlafzimmer.
    »Kein Wunder, dass deine Sachen so aussehen. Du musst dich besser um sie kümmern.«
    »Ma, ich bin neununddreißig …«
    »Man will es nicht glauben, vor allem, wenn man sich in die Rolle eines gewissen Arztes versetzt. Schieb mal den Korb her.
     Ich werde das hier in den Trockner werfen.«
    »Ma …«
    »Zet, du bist ein erwachsener Mann. Deshalb habe ich bei vielen Dingen ein Auge zugedrückt, aber früher oder später musst
     du dir anständige Kleidung kaufen. Und du kannst nicht für den Rest deines Lebens deine Sachen mit der Hand waschen.«
    Er schleifte den Wäschekorb zu ihr. Sie nahm die feuchten Kleidungsstücke und gab sie in den Korb.
    »Aber ich werde es nicht bügeln.«
    »Nein, Ma.«
    »Was ist letzten Abend passiert?«
    »Das klingt, als wüsstest du es bereits.«
    Sie antwortete nicht, sondern füllte nur den Korb.
    »Nimm den Korb und bring ihn ins Haus. Ich will mit dir reden.« Sie drehte sich um und ging hinaus. Er kannte diesen aufrechten
     Gang mit durchgestrecktem Rücken. Er hatte ihn schon lange nicht mehr gesehen.
    Er wollte nicht mit ihr darüber reden.
    »Scheiße«, sagte er leise und hob den Korb hoch.
    Es fiel feiner Regen. Plötzlich ließ der Wind nach, als er sich |246| dem großen Haus näherte. Dem Haus, das seine Mutter hatte bauen lassen. Nachdem das ursprüngliche Gebäude abgerissen worden
     war, weil sie in einer Scheußlichkeit wie dieser, einer spanischen Villa im südafrikanischen Stil, nicht wohnen wollte. Sie
     hatte den Bulldozern bei der Arbeit zugesehen und später erzählt, dass dies eines der angenehmsten Erlebnisse des vergangenen
     Jahrzehnts gewesen sei.
    Sie hätte einen kleinen Landbesitz in der Nähe des Berg River erwerben können, zwischen Paarl und Stellenbosch, sie hatte
     das Geld dazu. Doch stattdessen hatte sie sich für dieses Grundstück entschieden, am flachen Abschnitt hinter dem Blouberg,
     im Port-Jackson-Gürtel zwischen dem Meer und der N7, »sodass ich immer in die Berge kann, wenn ich sie brauche«, was immer
     sie damit gemeint haben mochte. Und hatte ihr Haus errichten lassen mit klaren, weißen Linien, großen Fenstern, geräumigen
     Zimmern.
    Und den Ställen.
    Die Pferde hatten ihn verblüfft.
    »Das habe ich schon immer gewollt«, hatte sie gesagt.
    Er wohnte in einem der alten ursprünglichen Gebäude, wahrscheinlich dem alten Haus des Pächters, das er auf ihr Insistieren
     hin halbherzig renoviert hatte, nachdem er nicht mehr zum Dienst zurückgekehrt war.
    Er trug den Korb in die Küche, wo sie bereits ungeduldig auf ihn wartete. Er erblickte das Tablett neben dem Ausguss, leere
     Kaffeetassen, zwei Stück insgesamt, und in einer Schale Mürbegebäck. Seine Mutter und Hope Beneke.
    Ganz vertraulich.
    Sie öffnete die Tür des Trockners, lud die Maschine.
    »Du weißt, Zatopek, ich hab nie was gesagt.«
    |247| »Ma?« Dass sie seinen vollen Namen gebrauchte, verhieß nichts Gutes.
    »Fünf Jahre lang habe ich nichts gesagt.« Sie richtete sich auf, streckte sich, stemmte die Hände in die Hüften, drückte die
     Knöpfe an der Maschine, zog einen Stuhl unter dem großen Stinkholz-Tisch heraus und setzte sich.
    »Nimm Platz, Zatopek.«
    Er gab einen tiefen Seufzer von sich und ließ sich am Tisch nieder. Der Trockner erhöhte die Geschwindigkeit und sang seine
     monotone Melodie in den Raum hinein.
    »Ich hab nichts gesagt, aus Respekt vor dir. Weil ich dich für erwachsen halte. Und weil ich nicht alles weiß. Ich weiß nicht,
     was an jenem Abend mit Nagel passiert ist …«
    »Ma.«
    Sie hob eine Hand, hatte die Augen geschlossen.
    Erinnerungen wurden wach, seine Mutter in der Rolle des disziplinierenden Elternteils, er kannte ihre Manierismen so gut,
     aber das war alles schon so viele Jahre her. Er sah sie, wie sie in Stilfontein gewesen war, sah die Erosion des Alters, Mitgefühl
     erfüllte ihn, sie war plötzlich so alt geworden.
    »Ich muss was tun, Zatopek, ich muss was sagen. Du bist mein Kind. Dein Alter kann nichts daran ändern. Aber ich weiß nicht,
     was ich sagen soll. Es ist jetzt fünf Jahre her. Und … du kommst nicht darüber hinweg.«
    »Ich bin darüber hinweggekommen, Ma.«
    »Das bist du nicht.«
    Er sagte nichts.
    »Meine Mutter, Zatopek, bediente sich in solchen Fällen der emotionalen Erpressung. Sie hätte jetzt vor dir gesessen und dich
    

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