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Todes Kuss

Todes Kuss

Titel: Todes Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TASHA ALEXANDER
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Vermögen heiraten, ihm ein Dutzend Kinder schenken und bei jeder Gelegenheit Ihre Mama um Rat bitten würden.“
    „Zweifellos!“ Seine Worte hatten mich zum Lachen gebracht. Doch ich wollte nicht länger über mich sprechen. „Sie selbst scheinen nicht besonders viel Zeit in England zu verbringen. Gerade erst haben Sie, wie Sie beim Dinner erwähnten, ein paar Wochen in Berlin verbracht. Was führt Sie so oft ins Ausland?“
    „Ich verfolge ähnliche Interessen wie Ihr verstorbener Gemahl.“
    „Verzeihen Sie mir, aber ich war nicht sehr lange mit Philip verheiratet und weiß gewiss weniger über ihn als Sie. Sein Wunsch, auf Großwildjagd zu gehen, war der Grund für seine häufigen Afrikareisen. Aber ansonsten …“
    „Es ist Ihnen sicher bekannt, dass Philip und ich viel gemeinsam unternommen haben. In den letzten Jahren allerdings habe ich weniger Zeit als er mit der Jagd verbracht.“ In seiner Stimme lag eine große Wärme, während er über seinen verstorbenen Freund sprach. „Als wir noch in Cambridge studierten, beschlossen wir, jeden berühmten Ort der Antike zu besuchen. Wir begannen sogar, diesen Plan in die Tat umzusetzen. Im Hafen von Rhodos haben wir für ziemlich viel Aufsehen gesorgt, weil wir dort nach dem Koloss suchten, der ja als eines der sieben Weltwunder gilt. Leider konnten wir ihn nicht finden.“
    „Die Abenteuer und Irrtümer der Jugend“, murmelte ich.
    „Inzwischen bin ich vernünftiger geworden und bereite mich besser auf meine Unternehmungen vor. In Berlin habe ich mich mit Schliemann getroffen, der mir viel Interessantes über seine Suche nach dem antiken Troja berichten konnte.“
    „Sie selbst waren noch nicht dort gewesen?“
    „Nein. Philip und ich hatten uns damals für Rhodos als Ziel entschieden, weil einer von unseren Studienkollegen nach Zypern reiste und uns anbot, ihn zu begleiten. Im nächsten Jahr fuhren wir nach Rom. Und im darauf folgenden mussten wir wegen anderer Verpflichtungen unsere Forschungspläne erst einmal aufgeben.“
    „Ich würde es gern mit eigenen Augen sehen“, meinte ich verträumt.
    „Rom?“
    „Nein, Griechenland. Oder auch Troja.“
    „Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, wie Sie das unwirtliche türkische Land besuchen oder die Ausgrabungsstätten in Troja besichtigen.“
    „Und ich dachte, Sie würden zu den fortschrittlichen Menschen gehören, die nichts dagegen einzuwenden haben, wenn Frauen sich auch einmal mit anderen Dingen als ihren gesellschaftlichen und familiären Pflichten beschäftigen!“
    „Ich habe ja nicht grundsätzlich etwas dagegen, dass Sie sich in Troja umsehen wollen. Bisher allerdings sind Sie mir nicht gerade wie eine besonders abenteuerlustige Dame erschienen.“ Er blieb stehen und schaute mir tief in die Augen.
    Ein seltsames Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. Eines, das gewiss nichts mit der köstlichen Mahlzeit zu tun hatte. Schließlich wandte ich den Blick ab und sagte: „Sie kennen mich überhaupt nicht!“
    „Hätten Sie denn die richtige Garderobe für eine solche Expedition?“
    Himmel, er neckte mich! Auf seinen leichten Ton eingehend, meinte ich: „Ich werde sie mir besorgen. Und ehe ich Troja aufsuche, mache ich einen Abstecher zum Tempel der Artemis in Ephesos. Das ist doch auch in der Türkei, nicht wahr? Auf meine Abendkleider kann ich dort vermutlich verzichten.“
    „Ich wusste gar nicht, dass Sie so stark an der Antike Gefallen gefunden haben.“
    „Philip hat dieses Interesse in mir geweckt.“
    Wir bogen in die Rue de Rivoli ein. Doch ehe wir das Meurice erreichten, bat ich Colin, noch mit mir zur Seine zu gehen. Ich wollte den Fluss gern einmal bei Nacht sehen. Wenig später standen wir auf der Pont Neuf. Hier auf der Brücke wehte ein kühler Wind, und ich zog meinen leichten Umhang fester um die Schultern. Colin stellte sich so, dass sein Körper mich vor dem Luftzug schützte.
    „Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie viele Menschen wohl im Laufe der Jahre über diese Brücke gegangen sind?“, fragte ich leise. „Sie ist in wenigen Jahrzehnten drei Jahrhunderte alt, nicht wahr? Vielleicht hat sogar Marie Antoinette einmal hier gestanden und auf die Lichter der Stadt geschaut.“
    „Ach, bestimmt hat sie sich lieber in Versailles aufgehalten.“
    Ich wandte meine Gedanken von der unglücklichen, auf dem Schafott gestorbenen französischen Königin ab und versuchte mir auszumalen, wie es wohl in Athen sein würde. „Uns erscheint diese Brücke alt,

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