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Todes Kuss

Todes Kuss

Titel: Todes Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TASHA ALEXANDER
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Musik.“
    „Ich werde eine Melodie summen.“
    „Aber ich bin in Trauer.“
    „Vergessen Sie es einfach ein paar Minuten lang!“ Er erhob sich, ergriff meine Hände und zog mich vom Stuhl hoch. Dann begann er tatsächlich zu summen. Gleich darauf schwebten wir im Walzertakt durch meinen kleinen Salon.
    Colin war ein guter Tänzer. Ich brauchte nicht zu befürchten, dass er einen Stuhl umstieß oder dass er mir auf die Füße trat. Dennoch zitterte ich, als er mich schließlich zu meinem Sessel zurückführte.
    „Ich sollte jetzt gehen“, stellte er fest.
    „Und unser Dinner?“
    „Mir steht der Sinn im Moment nicht nach Essen.“ Damit beugte er sich über meine Hand und hauchte einen Kuss darauf. Dann eilte er aus dem Raum.
    21. April 1887, Berkeley Square, London
    Habe auf der Soiree der Brandons eine bezaubernde junge Dame getroffen . Hätte mich lieber mit ihr als mit Miss Huxley unterhalten, die an mir hängt wie eine Klette. Ich wünschte, Anne hätte mir diese Quasselstrippe niemals vorgestellt. Zum Glück konnte ich sie irgendwann an Hargreaves abschieben.
    Denke viel über Lord Palmers Ansichten zur Ilias nach. Begreife nicht, warum er Hektor dem Achill vorzieht. Hektor verkörpert das, was ein Mann zu erreichen vermag, wenn er sich große Mühe gibt. Achill hingegen verkörpert alles, wovon ein Mann – so sehr er sich auch anstrengt – nur träumen kann.

7. KAPITEL
    Kurz darauf stellte ich einen Zeichenlehrer ein, den Monsieur Renoir mir empfohlen hatte. Jean Pontiero war zur Hälfte Italiener und zur Hälfte Franzose, was ihn in immer neue Konflikte stürzte. So liebte er italienisches Essen, aber französischen Wein, italienische Musik, aber französische Frauen. Was die Sprache betraf, so hatte er sich vor einer Entscheidung gedrückt und vermischte sein Französisch einfach mit vielen italienischen Ausdrücken. Ich brauchte eine Weile, bis ich mich daran gewöhnt hatte, verstand ihn dann jedoch recht gut.
    „Der Ausblick von Ihrem Fenster ist zu französisch“, sagte er während einer der ersten Unterrichtsstunden zu mir. „Hier kann ich nicht mit Ihnen arbeiten.“
    „Aber wir befinden uns in Frankreich“, gab ich zu bedenken.
    Monsieur Pontiero stieß ein Schnauben aus, packte dann das Zeichenmaterial zusammen, und gemeinsam verließen wir das Hotel. Wenig später fand ich mich im Louvre wieder, wo mein Lehrer mich beauftragte, ein Gemälde von Francesco Guardi zu kopieren.
    Der italienische Maler, der bereits vor beinahe hundert Jahren gestorben war, hatte viele Landschaften gemalt, und ich sollte mich nun mit einer Szene beschäftigen, die ein buntes Fest in Venedig darstellte. Verständlicherweise protestierte ich. „Monsieur, mein Interesse gilt den alten Griechen. Bitte, lassen Sie mich etwas aus der griechischen Abteilung zeichnen.“
    Er schüttelte nur den Kopf und begann, mir einen Vortrag über die Bedeutung von Licht und Schatten zu halten.
    Schließlich seufzte ich auf, nahm meinen Stift zur Hand und tat mein Bestes, um Guardis Gemälde treffend wiederzugeben.
    Nach einer Weile gesellte sich ein Engländer zu uns, nicht besonders groß, zudem sehr blass, den Pontiero mir als Aldwin Attewater vorstellte. „Er ist Bildhauer und Maler, Lady Ashton, und sein Spezialgebiet wird Sie interessieren. Er kopiert nämlich antike Kunstwerke.“
    „Oh, Sie müssen mir Ihre Werke unbedingt zeigen“, rief ich aus. „Ich bewundere die griechischen Statuen, und ich liebe die antiken Vasen.“
    „Gefällt Ihnen die schwarz- oder die rotfigurige Vasenmalerei besser?“ Mr Attewater wartete meine Antwort nicht ab. „Ich selbst ziehe die schwarzfigurige vor. Aber eine Zeichnung kann dem Original nie gerecht werden. Deshalb kopiere ich am liebsten gleich die ganze Vase.“
    „Womit sich natürlich auch ein besserer Preis erzielen lässt“, stellte Pontiero fest. „Attewater erhält viele Aufträge von englischen Aristokraten, die ihre häuslichen Wände mit den Nachbildungen griechischer Kunstwerke schmücken wollen.“
    „Ich bin stolz darauf, dass meine Kopien im Allgemeinen nicht von den Originalen zu unterscheiden sind.“ Attewater senkte die Stimme. „Einige finden sich sogar als Ausstellungsstücke in bekannten Museen.“
    „Sie scherzen“, meinte mein Lehrer vorwurfsvoll. „Sagen Sie mir lieber, was Sie von Lady Ashtons Fähigkeiten halten?“
    Attewater schaute mir über die Schulter, schien jedoch nicht sehr beeindruckt von meiner mit wenig Begeisterung begonnenen

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