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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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vorstellen. Und natürlich sprichst du nicht immer darüber, habe ich recht, Ben? Vor allem in letzter Zeit nicht mehr. Jedes Mal, wenn du auf die Farm kommst, habe ich das Gefühl, dass du dich wieder ein bisschen verändert hast.«
    Ben beobachtete, wie Amy über das Feld auf sie zukam. Sie ging übertrieben bedächtig, anstatt übermütig zu rennen, wie sie es früher getan hätte.
    »Vielleicht werden manche Menschen einfach schneller erwachsen als andere«, sagte er.
    Ben konnte nicht verleugnen, dass ihm die Bridge End Farm immer fremder wurde. Die Bande waren nicht mehr so stark, seit er ausgezogen war und sich eine eigene Wohnung in Edendale gemietet hatte. Die Erinnerungen an seine Kindheit auf der Farm lagen in weiter Ferne, solange er nicht aufhörte, über sie nachzudenken, denn in diesem Fall sprangen ihn die Details mit unerwarteter Heftigkeit an wie wilde Tiere, die es hassten, angestarrt zu werden.
    »Dann gibt’s also nicht viel Neues?«, erkundigte sich Matt. »Keine dringenden Verbrechen auf den Straßen von Edendale, die dich in Beschlag nehmen? Wenn du nichts mit dir anzufangen weißt, könntest du mir dabei helfen, hier alles dicht zu machen. Es sieht ganz so aus, als würde ein Unwetter kommen.«
    Ben drehte sich um und warf einen Blick auf die Hügel im Osten. Normalerweise zog schlechtes Wetter aus dieser Richtung heran. Eine Wolkenbank baute sich auf, dunkel und bedrohlich. Die östlichen Winde waren ein Teil seiner frühen Kindheit gewesen. Wenn der Wind aus Osten über Bridge End wehte, sorgte er dafür, dass alle Fensterläden klapperten und die Türen der Pferdeboxen an ihren Riegeln rüttelten. Die Bäume auf dem Kamm im Osten neigten sich dann in unnatürlichen Winkeln, wobei ihre kahlen Äste hilflos gegen die Gewalt des Sturms um sich schlugen. Nachts wurden die Tiere in den Ställen unruhig, und der junge Ben hatte dem Poltern und dem Ächzen des Windes gelauscht und war erschrocken zusammengezuckt, wenn ein Eimer über den Hof geschleudert oder eine Schindel vom Dach gerissen worden war.
    Genau in dem Augenblick, als Cooper sich dachte, dass ihn nie mehr irgendetwas so sehr vor Schreck würde zusammenfahren lassen, begann das Handy in seiner Tasche zu läuten.
     
     
    Jamie Ward zitterte erbärmlich auf dem Vordersitz des Kleinbusses, der die Bauarbeiter zur Pity Wood Farm gebracht hatte. Es handelte sich um einen umgebauten Ford Transit, der stark nach Zigarettenrauch und schlammiger Kleidung roch. Die Sitzbezüge waren fast durchgesessen, der Boden von Dutzenden Arbeitsschuhen abgewetzt. Fry legte einen Bauhelm beiseite, nahm neben Jamie Platz und kurbelte das Fenster herunter, um zu verhindern, dass die Scheiben von innen beschlugen. Die Windschutzscheibe war von Regentropfen bedeckt, die die Sicht auf die Farm verschleierten.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, erkundigte sie sich.
    »Ich erhole mich schon wieder.«
    Er klang nicht besonders überzeugt, doch Fry hakte nicht nach. Je früher sie mit ihm fertig war, desto besser. Falls er in einen Schockzustand verfiel, war er zu nichts mehr zu gebrauchen.
    Murfin hatte recht gehabt, was Jamie Ward betraf. Er war jünger als alle anderen Männer, die sie auf der Baustelle hatte herumstehen sehen, und seine äußere Erscheinung war völlig anders. Er hatte blonde Strähnen im Haar, das er vorn nach oben gegelt trug – ganz und gar nicht in typischer Bauarbeiter-Manier. Aber er war ein gut gebauter Bursche, mindestens eins fünfundachtzig groß, mit einer Statur wie ein Rugbyspieler. Er hatte kräftige breite Hände, die sich ebenso gut für harte körperliche Arbeit eigneten wie zum Rugbyspielen.
    »Ich studiere Mikrobiologie an der Universität von Sheffield«, antwortete Jamie, als sie ihn fragte. »Aber ich muss jeden Job annehmen, den ich bekomme – Sie wissen schon, um ein bisschen Kohle zu verdienen.«
    »Sie jobben als Hilfsarbeiter auf dem Bau? Das ist ein ziemlich ungewöhnlicher Ferienjob für einen Studenten«, stellte Fry fest.
    Jamie zuckte mit den Schultern. »Mir liegt das. Es ist auf jeden Fall viel besser, als bei McDonald’s zu arbeiten. Ich bin gerne draußen an der frischen Luft und arbeite gerne körperlich. Sonst würde ich durchdrehen. Ich habe keine besonderen Fähigkeiten und auch keine Ausbildung, aber ich kann mit einem Spaten umgehen und eine Schubkarre schieben.«
    »Und eine Tragmulde voller Ziegelsteine schleppen?«
    »Wir dürfen keine Tragmulden mehr verwenden«, sagte Jamie. »Wegen der

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