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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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gefunden?«
    »Nein. Die Bosse sind aufgetaucht – und eure Truppe, die Kriminalpolizei. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Umstände sehr verdächtig wären. Eine Zeit lang haben sie alle Hebel in Bewegung gesetzt.«
    Cooper sah ihn an. »Sie haben dieser Einschätzung nicht zugestimmt?«
    »Es hat keine Rolle gespielt, was ich gedacht habe. Ich war nur ein junger Streifenpolizist und noch grün hinter den Ohren.« Palfreyman zuckte mit den Schultern. »Ich hatte sowieso keine Beweise, nur ein etwas komisches Gefühl, was die Eltern anbelangte. Die Art und Weise, wie sie reagiert hatten, kam mir irgendwie übertrieben vor. Sie haben sich Sorgen um die falschen Dinge gemacht, wollten wissen, wo wir suchen würden, wann wir wiederkommen würden, um mit ihnen zu sprechen, solche Sachen. Wissen Sie, was ich meine?«
    »Sie hatten ein Bauchgefühl«, sagte Cooper.
    »Genau.«
    »Und was ist aus dem Mädchen geworden?«
    »Oh, das wurde gefunden, ein halbes Jahr später. Da war es allerdings nicht mehr zu erkennen. Der Vater glaubte, er hätte es im Schlaf erstickt, und die Eltern sind in Panik geraten. Also warteten sie, bis wir gegangen waren, und haben es dann unter dem Schuppen im Garten begraben. Ich habe mich immer gefragt, ob die Kleine vielleicht noch am Leben war, als wir ankamen.«
    »Das konnten Sie unmöglich wissen.«
    Palfreyman beobachtete, wie seine Besucher reagierten, und wirkte enttäuscht. »Heutzutage zählt ein Bauchgefühl nicht mehr viel, richtig? Damals hätte der eine oder andere von der alten Schule vielleicht auf mich gehört, aber nicht der Ermittlungsleiter, der mit diesem Fall betraut worden war. Der war zu sehr von sich überzeugt. Er hatte alle Kurse gemacht und alle Zeugnisse bekommen. Wenn ich irgendwas zu ihm gesagt hätte, hätte ich mich bloß zum Idioten gemacht. Ich hatte damals nämlich noch die Hoffnung, befördert zu werden, wissen Sie.«
    »Ich verstehe«, sagte Cooper.
    Palfreyman lachte. »Traurig, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Doch, ist es. Solche Entscheidungen verfolgen einen noch Jahre später, wissen Sie. Diejenigen, bei denen man den Schwanz eingezogen, den Mut verloren oder gegen seine Überzeugungen gehandelt hat.« Er sah Cooper genauer an. »Ist Ihnen das auch schon passiert, mein Junge? Lassen Sie es nicht zu, wenn es noch nicht zu spät ist. Bleiben Sie sich selbst treu. Sagen Sie, was Sie denken.« Er machte eine Kopfbewegung in Hitchens’ Richtung. »Spielen Sie deren Spiel nicht mit. Sie werden es später bereuen, wenn Sie es tun.«
    »Ich werde mir das merken«, erwiderte Cooper.
    Doch Palfreyman beugte sich vor und packte ihn am Arm. »Das ist wichtig. Wissen Sie, es gibt viele Polizisten, die so denken wie ich. Sie trauen es sich bloß nicht zu sagen.«
     
    Als sie Hollowbrook Cottage verließen, hielt Palfreyman Cooper einen Augenblick zurück, bis er außer Hörweite seines Detective Inspector war.
    »Wissen Sie, wenn man damals nach Rakedale kam, konnte man sich darauf verlassen, dass man dort Leute mit Eigenverantwortung finden würde – die Einwohner waren in ganz Derbyshire für ihre Unabhängigkeit bekannt. Diese Unabhängigkeit war sicher eine Folge all der Entbehrungen, aber das hat sie zu besseren Menschen gemacht, nehme ich an.«
    »Ich glaube, ich weiß, was Sie meinen«, sagte Cooper.
    »Tja, Sie haben ja einige von den Leuten kennengelernt, die jetzt in Rakedale wohnen. Würden Sie sagen, dass diese Beschreibung auf sie passt?«
    »Vermutlich nicht, Sir.«
    »Nehmen Sie kein Blatt vor den Mund. Sie sehen doch sehr wohl, dass die Leute nicht mehr so sind wie früher. Sie sind geschlagen. Ihre Tatkraft ist dahin.«
    Cooper hatte Zweifel, was Palfreymans Urteil über die Einwohner von Rakedale betraf. Seine Verachtung klang eher wie ein Urteil über sich selbst.
     
     
    In Dublin schien überall gebaut zu werden – neue Büros, neue Wohnsiedlungen, neue Straßen. Fry sah Schilder, auf denen zu lesen stand, dass einige der Bauvorhaben von der Europäischen Union finanziert wurden. Dahin waren ihre Steuern also gewandert. Sie hatte sich oft gefragt.
    Detective Garda Tony Lenaghan hatte sie in der Ankunftshalle des überfüllten Flughafens begrüßt. Er war ein gut gelaunter Mann in den Dreißigern, entspannt und redselig. Er schenkte Fry zur Begrüßung ein so aufrichtiges Lächeln, dass sie ihn beinahe an Ort und Stelle umarmt hätte. Sie hatte seit Jahren nicht mehr das Bedürfnis gehabt, jemanden zu umarmen.
    »Sergeant Fry, willkommen bei der

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