Todesacker
alles.«
»Und was haben Sie dann getan?«, erkundigte sich Cooper.
»Ich habe das Richtige getan. Ich habe alle drei zur Rede gestellt, und dann habe ich über Funk die Zentrale gerufen und gemeldet, dass es sich um einen Farm-Unfall handelt. Wir haben Jack in den Krankenwagen verfrachtet, als dieser da war, und sie haben ihn wieder zusammengeflickt. Das meiste hat der junge Polizist erledigt, aber er hat gemacht, was ich ihm gesagt habe.«
»Erschien Ihnen das tatsächlich als die beste Lösung?«
»Ja. Die Sache ist die, dass man sich nicht auf eine lange Untersuchung und eine Gerichtsverhandlung einlassen will, wenn man andere Dinge zu tun hat. Denken Sie nur mal an den ganzen verdammten Papierkram und an die Zeit, die man vor dem Gerichtssaal totschlagen muss. Was hat das für einen Sinn? Macht das die Sache irgendwie besser? Nein, ich kann von Ihren Gesichtern ablesen, dass das nicht der Fall ist. Vielleicht sogar schlechter? Ich wette, Sie wissen genau, wie es ist. Sobald man seine Kragennummer auf einem Fall stehen hat, hat man ihn monatelang oder sogar jahrelang am Hals.«
»Derek Sutton hat jemanden tätlich angegriffen. Was ist mit der Strafe für dieses Delikt? Wo bleibt da die Gerechtigkeit?«
»Genau das war es«, sagte Palfreyman. »Jack Elder hat die Gerechtigkeit bekommen, die er verdient hat.«
»War er auch derjenige, der für den Zwischenfall mit Jo Brindley verantwortlich war?«
»Ja, natürlich. Ein fieser Mistkerl ist er, dieser Jack. Derek Sutton hat uns allen einen Gefallen getan.«
»Sind Sie sicher, dass Derek für die Tätlichkeit verantwortlich war?«, fragte Hitchens.
»Ja, er hat sie zugegeben.«
»Hatte er irgendwelcheVerletzungen? Aufgeschürfte Fingerknöchel? Blut an seiner Kleidung?«
»Was spielt das denn für eine Rolle?«
»Ich möchte mir nur über alle Einzelheiten im Klaren sein, Sir.«
»Ja, wir müssen uns alle mit Lügnern herumschlagen, nicht wahr?«
Hitchens blickte überrascht auf. »Wie bitte?«
»Sie fragen mich nach all diesen Details, um mich einer Lüge zu überführen. Ich kenne diese Technik. Diese Detective Sergeant, die Sie neulich hierher geschickt haben, hat damit geprahlt, dass Sie heutzutage entsprechend ausgebildet werden. Aber finden Sie es nicht schwierig, in der Annahme durchs Leben zu gehen, dass alle Sie anlügen? Schenken Sie denn gar niemandem Vertrauen? Erkennen Sie denn nicht, wenn jemand weiß, was in einer bestimmten Situation das Richtige ist?«
Weder Hitchens noch Cooper konnte diese Frage beantworten. Es hatte sich bestimmt um eine rhetorische Frage gehandelt, oder etwa nicht? Cooper konnte sich nicht vorstellen, wie man das hätte erkennen sollen. Jeder hatte eine andere Vorstellung davon, was »richtig« war, ebenso wie es unterschiedliche Auffassungen von Gerechtigkeit gab.
Palfreyman seufzte, als er ihren Gesichtsausdruck sah.
»Gott stehe uns bei. Lassen Sie mich Ihnen etwas erzählen: Es gab da einen Zwischenfall, als ich ein junger Polizist und gerade mal zwei Jahre dabei war, also meine Ausbildung gerade erst hinter mir hatte. Wissen Sie, damals wurde kein großes Aufhebens gemacht, wenn man seine ersten zwei Dienstjahre hinter sich hatte. Eigentlich hätte das ein Meilenstein für einen jungen Polizisten sein sollen, aber ich habe nur ein paar aufmunternde Worte und einen kurzen Handschlag vom Distriktleiter bekommen. Soweit ich mich erinnern kann, war das einzig Feierliche daran, dass ich für den Rest der Abteilung Kuchen kaufen musste. Dann bekamen wir eine Vermisstenanzeige herein. Sie sind bei diesem Fall die Vermisstenanzeigen durchgegangen, nehme ich an?«
»Selbstverständlich.«
»Aha. Tja, damals war es ein kleines Mädchen, das vermisst wurde. Drei Jahre war es alt, und seine Eltern haben Zeter und Mordio geschrien. Wir waren die ersten Polizisten vor Ort, mein Kollege und ich. Während er mit den Eltern sprach, habe ich die Bodendielen kontrolliert, wie man es tun soll, wenn man eine Vermisstenanzeige aufnimmt. Vor allem, weil es sich um ein Kind gehandelt hat.«
»Für den Fall, dass jemand aus der Familie es getötet und seine Leiche versteckt hatte?«, fragte Cooper.
»So etwas kommt vor«, entgegnete Palfreyman. »Unter den Fußbodendielen, ganz unten im Kleiderschrank, in einem Schrank unter der Treppe. Einfach irgendwo, wo man die Leiche verstecken kann, bis die Polizisten wieder weg sind. Das gibt einem Zeit zu überlegen, wie man sie dauerhaft loswird.«
»Haben Sie irgendetwas
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